Wo fange ich nur an...es ist sooo viel
passiert die letzten zwei Wochen!
Ich war einen Tag vorher angereist,
damit am Tag der Anreise meiner Mum nichts schief geht und ich sie
abholen konnte.
Natürlich habe ich noch einmal
couchgesurft. Aber die Stimmung war nicht ganz so prima. Mir ging es
nicht so gut (Magenkrämpfe) aber der Host hatte erwartet, da Samstag
Nacht, dass wir zusammen einen drauf machen. Ich habe mich
schließlich auf die Alternative Bar; er Pisco Sour (Nationalgetränk
Perus aus Traubenschnaps mit Limette und Eiweiß), ich Tee, geeinigt.
Livemusik hat mich von meinen Unwohlsein abgelenkt.
Gegen halb drei waren wir in seiner
Wohnung (die dafür recht schön war).
Die Chemie hat also nicht so gepasst
aber wir konnten beide damit umgehen und haben drüber gesprochen.
Was mich noch gestört hatte: er hasst Busfahren. Deshalb wollte er
überall hin ein Taxi nehmen, was ja auch gleich 5 Mal so teuer wie
ein Bus ist. Und ich sollte mitbezahlen. Da mussten wir auch
Kompromisse schließen (mal Bus, mal Taxi).
Mein erster Besuch im vom Internet aus
gebuchten Hotel für die erste Nacht in Lima mit meiner
Mum: herrje.
Hier wird sie nicht bleiben wollen. In den Straßen roch es nach
Urin, eine nackte Frau lief mir über den Weg (später auch noch
einmal als ich mit meiner Mum die Straßen entlang ging). Zwar lag
das Hotel super zentral im historischen Zentrum. Aber wusste ich
nicht, dass dieses Viertel als kriminell und gefährlich gilt. Als
ich mit meiner Mum abends dort ankam (ich hatte sie mit einem
Begrüßungszettel vom Flughafen abgeholt), war ein Polizeiaufgebot
in unserer Straße. Und zwei bis drei Prostituierte. Super erster
Eindruck.Die Straße in der sich das Hotel befand |
Ob nun aus Wohlwollen, Müdigkeit oder
Verzweiflung, meine Mum ist wenigstens für die erste Nacht mit dort
geblieben. Wir gingen früh zu Bett, hatte Mutsch eine lange Anreise
hinter sich.
Das Frühstück war einfach, aber wir
wussten zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass es noch einfacher gehen
würde in Peru. Es gab flache Brötchen, Marmelade, Butter, Rührei,
Kaffee und frisch gepressten Saft. Ich suchte nach dem Frühstück
online nach einem besseren Hotel, als das Kindergeschrei in
Kombination mit dem Stöhnen eines Pärchens im Nachbarhaus meine
Mutter überforderten und sie auf´s Zimmer flüchten musste. Toller
Einstieg.
Wir ließen unser Gepäck im Hotel, um
wenigstens das nahe gelegene Stadtzentrum zu erkunden. Es ist gerade
Winter in Peru, über Lima liegt ein Dunstschleier, der die Stadt
trist und grau erscheinen lässt. Das alte Stadtzentrum mit diversen
Einkaufsmöglichkeiten hat Mutsch dann aber doch gutmütig gestimmt.
Als es um die Frage des Mittagsessens ging und ich sie in ein lokales
Restaurant schleppte, meinte sie
nur „wir hätten auch bei Mc
Donalds essen gehen können“. Nicht mit mir :D Beziehungsweise
nicht jeden Tag. Mutsch sollte ja auch etwas landestypisches
kennenlernen. So gab es zwar ein „Menü touristico“ für uns
beide, jedoch mit nationalen Speisen. Als Vorgerichte gefüllte
Avocado und Kartoffel mit einer typischen Sauce, als Hauptgericht für
Mutti Huhn mit Reis und für mich Rindergeschnetzeltes mit Reis.
Auf dem Hauptplatz war gerade eine
Demonstration der weiblichen Polizisten. Davon war Mutsch recht
begeistert weil die Damen nämlich getanzt und gesungen haben und
alles Pepp hatte. Am Abend wollten wir im neuen Hotel einchecken,
welches ich online herausgesucht hatte. Aber die verlangten vor Ort
mehr Geld für das Zimmer als hätte ich es online gebucht. Deshalb
entschlossen wir uns für eine Nacht ins nebenan gelegene Hostel zu
gehen. Ja, ich zusammen mit meiner Mum im Hostel. Aber wir hatten ein
Einzelzimmer und eigenes Bad ;)
Für die nächsten drei Nächte buchte
ich uns online in das andere Hotel im Touristadtteil Miraflores ein.
Wir hatten von Miraflores aus dann noch
einen Tagesausflug zu den Islas Ballestas gebucht. Hieß: 3 Uhr am
Busbahnhof sein, 3.30 Uhr fuhr der Bus vier Stunden nach Paracas. Von
dort aus haben wir um 8 eine Bootstour zu den Inseln gemacht. Plakate
und Fotos versprachen eine Artenvielfalt an Tieren: Seelöwen,
Pinguine, diverse Vögel und mit etwas Glück Delfine und sogar Wale.
Die Realität sah leider etwas anders aus...
Zuerst ging es zu einem Felsen, auf dem
ein mysteriöses Bildnis gezeichnet war. Angeblich sei es mindestens
150 Jahre alt und niemand wüsste, wann es wodurch entstanden sei.
Dass es nach dieser langen Zeit immer noch sichtbar ist verdankt es
dem Wetter: in und um Paracas ist Wüste, laut Guide die trockenste
der ganzen Welt. Jährlich fallen nur 22 Millimeter Wasser. Deshalb
sei die Zeichnung so gut erhalten. Meiner Ansicht nach hat irgendein
schlauer Kopf das Bildnis in den Hügel gemalt, um den Touristen
einen Anhaltspunkt mehr auf diesem Ausflug zu bieten...
Im Anschluss ging es zur eigentlichen
Hauptinsel und ich war mehr als enttäuscht: wir haben vielleicht 4
Seelöwen gesehen und ein paar Vögel. Nichts von mit Tieren
überquellenden Felsen. 4 Seelöwen und ein paar Vögel. Ich fragte
nach den Pinguinen und Delfinen. Sei nicht die Saison für. Hatte uns
natürlich niemand vorher gesagt. Aber viel toller sei doch,
beobachtet haben zu können, wie eine Fledermaus versucht hat, von
einem Seelöwen Blut zu saugen. So etwas habe der Guide in seinen 13
Jahren Amtszeit noch nie gesehen. Mich hat es nicht geflasht.
Seelöwe Nr. 1 |
Seelöwen 2&3 |
Am letzten Tag hatten wir uns das
Kunstmuseum angeschaut, auch eine Enttäuschung. Die oberste Etage
war wegen einer Renovierung geschlossen und in den drei unteren
Räumen gab es
neumodische politisch angehauchte Kunst zu bestaunen
und antike Keramik. Naja wenigstens war der Eintritt durch die
Renovierung recht günstig. Gegen meine Erwartung war meine Mum nicht
so sehr vom Katzenpark begeistert wie ich. Mitten in Lima gibt es
eine Grünfläche, auf der dutzende Katzen von der Regierung
„angesiedelt“ wurden. Sie sollen (laut Cs-Host) die Vögel vom
Park fernhalten. Die Katzen sahen recht gepflegt aus, man kann sogar
Adoptionen übernehmen. Trotz der Katzenliebe meiner Mum war sie
dagegen, dass ich die Mietzis anfasse (aufgrund der Tatsache, dass
ich mich nicht gegen Tollwut habe impfen lassen war das vielleicht
ganz clever). Den Rest des Tages verbrachten wir noch mit etwas
Bummeln und einem kleinen Herzstillstand. Denn als wir zurück im
Hotel ankamen, bemerkte ich erst, dass mein Rucksack weg war. Mit
meinem Portemonnaie, Reisepass und Kamera. Ich rannte zu dem letzten
Laden, in dem wir nach einer Tasche geschaut hatten, zurück. Und
gottseidank stand mein Rucksack noch genau da, wo ich mich hingesetzt
hatte um auf Mutsch zu warten. Unsere Herzen konnten
weiterschlagen...
Der Abend endete mit einem Pisco Sour,
den wir dann dringend nötig hatten...
Ortswechsel und Krisenstimmung
Am 20. Juni sind wir dann mit einem
Inlandsflug nach Cusco geflogen. Und das war eine ganz schöne
Umstellung. Zum einen, weil Lima auf Meereshöhe liegt (um die 100m ü
M.) und Cusco knapp 3400 Meter über dem Meeresspiegel. Da bleibt
einem erst einmal die Luft weg. Zum anderen, weil es hier trotz der
vielen Touristen etwas authentischer ist, als im modernen Lima. Heißt
im Klartext: arme Leute auf der Straße, Dreck, Gestank, Getümmel.
Wir hatten uns in einem Hotel
eingebucht, eigentlich für zwei Nächte. Vor Ort aber sagte man uns,
dass nur die erste Nacht ein Zimmer frei wäre. Also hieß es wieder
umschauen nach einer neuen Bleibe. Im Gegensatz zu Lima sind die
Preise in Cusco im Verhältnis was man dafür bekommt überhaupt
nicht gerechtfertigt. Andererseits zahlt man für zwei Einzelbetten
oder ein Ehebett den gleichen Preis, in Lima waren zwei Einzelbetten
teurer.
Jedenfalls auf dem Weg von Hotel zu
Hotel (meine Mutsch ist da etwas wählerisch gewesen, muss man aber
auch verstehen, ist ja quasi ihr Jahresurlaub) blieb der Mum auf
einmal die Puste weg. Und die Nerven waren auch verschwunden. All die
Eindrücke, die Probleme mit der Höhe (Herzrasen und flache Atmung)
und der ständige Hotelwechsel waren zu viel auf einmal. Mutsch
wollte heim, am liebsten sofort. Zum Glück konnte ich sie irgendwie
beruhigen, ich war mit der Situation überfordert. Das hatte ich
nicht erwartet.
In Cusco wird gerad Stadtjubiläum
gefeiert, hier ist jeden Tag etwas anderes los. Ein Feuerwerk
minderte die Enttäuschung von Cusco etwas. Und die strahlende Sonne
tagsüber erheitert auch das Gemüt. Sobald diese allerdings weg ist
(ab 18 Uhr), wird es bitter kalt (3-4 Grad).
Parade |
Wir gingen zum Hotel zurück und ich
machte mich am nächsten Morgen zu den umherliegenden Hotels auf. Es
war nur für eine Nacht, da wir die folgenden zwei auswärts in
Richtung Machu Picchu verbringen wollten. Ich machte von jedem Zimmer
Fotos und Mutsch sprach natürlich das teuerste an. Ich verhandelte
von 65 auf 55 Dollar/ Nacht (angeblich 3-Sterne-Hotel). Doch auch mit
dieser Wahl griffen wir ins Klo. Dreckige Handtücher, das Telefon
funktionierte nicht, was wir feststellen mussten, als ich bei der
Rezeption durchrufen wollte, weil das Wasser nicht heiß wurde. Also
musste ich durch zwei Gebäudekomplexe und habe das Problem gemeldet.
Heißes Wasser hatten wir am Abend dennoch nicht. In diesem Hotel
hatte ich übrigens festgestellt, dass mein Netbook fehlte. Vor
lauter Ortswechsel hatte ich es im anderen Hotel vom Vortag im Zimmer
liegen gelassen. Zum Glück hatte man es an der Rezeption hinterlegt.
Wieder ein kleiner Herzstillstand mehr...
Das Frühstücksbuffet im neuen Hotel
war lächerlich. Keine Messer, die Butter ranzig, fleckige Äpfel in
Walnussgröße, eine sich bereits rollende Scheibe Wurst, Obst vom
Vortag, kalter Raum (anbei fragte mich Mutsch: „haben die
eigentlich Heizungen in ihren Höhlen?“) und als ich nach Rührei
fragte, kam die Angestellte 10 Minuten später aus der Küche um mir
mitzuteilen, dass es keine Eier mehr gäbe und sie jetzt welche
kaufen ginge. Ich verzichtete.
Demnach mussten wir erneut ein anderes
Hotel suchen, in dem wir die letzten zwei Nächte nach Machu Picchu
bleiben wollten und wo wir unser Gepäck unterbringen konnten. Als es
um die Bezahlung im Hotel San Pedro ging erzählte ich der Dame an
der Rezeption dass ich nicht den vollen Preis zahlen werde aus eben
diesen Gründen und sie bot mir an, nur 30 Dollar zu zahlen. Hatte
die Sache wenigstens noch was Gutes...
Kirche am Plaza de Armas |
Kathedrale |
Mit dem neuen Hotel waren wir beide
zufrieden, Mutti mit dem Zimmer und ich mit dem Preis (110 Soles pro
Nacht mit Frühstück). Und der Angestellte war auch super nett. So
konnten wir ruhigen Gewissens Richtung Machu Picchu aufbrechen.
Auf dem Weg zum heiligen Berg
Da gibt es diverse Möglichkeiten, zum
Berg zu gelangen. Die günstigste: Trekking. Ausgeschlossen. Variante
2: 7 Stunden Busfahrt dann Zug oder alternativ 2h laufen. Variante 3
(die teuerste und bequemste): Busfahrt 1 ½ Stunden, dann Zug 1 ½
Stunden. Wir nahmen Tor 3.
Ich hatte alles selbst organisiert, um
da wenigstens etwas Geld zu sparen. Wir übernachteten eine Nacht in
Ollantaytambo, das selbst bekannt ist für seine Ruinen. Dieses Mal
war das Zimmer äußerst schön und Mutti glücklich. Wir liefen im
Ort entlang und kletterten etwas auf einen Berg hinauf, um einen
kostenloses Blick auf die gegenüberliegenden Ruinen (Eintritt knapp
20 Euro) zu erhalten. Ich wusste nicht, dass Mutsch derartige
Probleme mit unbefestigten Abhängen hat. Deshalb blieb sie etwas
weiter unten und ich kraxelte noch ein bisschen hinauf.
in Ollantaytambo |
gegenüberliegende Ruinen |
Gegessen hatten wir wieder ein
„Touristenmenü“, bestehend aus Vorspeise, Hauptspeise und Saft
für umgerechnet 3,50 Euro pro Person. Natürlich war Mecker-Mutti
wieder einmal skeptisch. Sitzen keine Leute im Restaurant, muss es ja
schlecht sein. Und dazu dieser Preis! Es war allerdings auch bereits
15 Uhr. Wir bestellten Suppe, die schon einmal sehr delikat war. Aus
ihrer Skepsis heraus entschied sich Mutsch für Spaghetti, ich wählte
Hühnergeschnetzeltes mit Reis. Als die Speisen kamen, bereute meine
Mum ihre Wahl. Es wird doch ;)
im Hinrerhof vom Restaurant |
Am nächsten Morgen mussten wir 6.50
Uhr am Bahnhof sein. Ich hatte mich aufgrund des Preises und der zu
erwartenden Touristen für den zweiten Zug entschieden. Die Zugfahrt
an sich war schon äußerst schön. Zu landestypischer Panflötenmusik
fuhren wir an schneebedeckten Bergen vorbei, entlang eines Flusses.
Ein Getränk war inklusive.
In Aguas Calientes angekommen machten
wir uns auf zum Hotel, welches ich am Vortag online gebucht hatte. So
früh war noch kein Zimmer frei, aber wir konnten unsere Sachen vor
Ort einschließen. Mit einem Kleinbus (30 Personen) ging es hoch zum
Eingang (30 Minuten Fahrt, 7,50 Euro/ Strecke-die müssen sich dumm
und dämlich an den Touris verdienen!).
Schnell noch einmal auf´s Klo (gibt’s
in den Ruinen selbst nicht mehr) und dann auf den Wow-Effekt
gewartet. Doch der blieb bei uns beiden aus. Es waren bereits recht
viele Leute unterwegs, als wir ankamen (ca. 10 Uhr). Von spiritueller
oder mystischer Atmosphäre keine Spur. Aber dennoch recht
interessant!
viel Betrieb! |
Dank an dieser Stelle an Uwe für das Shirt! |
Die Sonne knallte und wir hatten die
Sonnencreme schön im Hotel gelassen. Hatten wir nicht erwartet, auf
2400 Metern Höhe solch eine Wucht der Sonne zu verspüren (in Cusco
auf 3400 Metern war es nicht so warm). Mutsch hatte wieder Probleme
mit der Höhe und den Abhängen. Deshalb bin ich dann allein zum
Sonnentor gelaufen. 300 Höhenmeter in 30 Minuten. Recht anstrengend,
weil es zudem noch in der vollen Mittagshitze war. Aber der Aufstieg
hat sich gelohnt, vom Intipunku hat man einen tollen Ausblick auf die
gesamte Anlage.
Von dort konnte ich entfernt auch
beobachten, wie ein junger Mann vor seiner Freundin auf die Knie ging
und ihr einen Hochzeitsantrag machte...
Als wir dann zusammen einen Tempel
überqueren wollten, war Mutti wieder Übel, als sie sah, wie es auf
der anderen Seite hinabging: nämlich direkt an ner Steilwand entlang
ohne großartig sichernde Befestigung. Im richtigen Moment tauchte da
dieser Guide auf, der auch deutsch sprach und meiner Mum Mut machte,
dass sie das schaffe. Zusammen mit seiner Überzeugungskraft und
meiner helfenden Hand haben wir dann auch zusammen diesen Teil
geschafft (mich ziehen ja Abgründe magisch an ;) ).
Schritt für Schritt.. |
Wir haben insgesamt etwas mehr als vier
Stunden auf dem Machu Picchu verbracht und mir hat es dann auch
gereicht.
Wieder unten im Ort Aguas Calientes angekommen, sind wir
auf Nahrungssuche gegangen. In einem recht feinen Restaurant gab es
Menüs zu recht normalen Preisen. Was ich im Vorfeld schon erlesen
hatte war, dass man in diesem Ort gern versucht, die Touristen mit
Preisaufschlägen (Steuern und Servicegebühr) abzuzocken. Ich fragte
deshalb gleich am Anfang, ob der genannte Preis auch der Endpreis
sei. Und die Kellnerin bestätigte. Dann kam die Rechnung und man
wollte uns Steuern berechnen. Nach einer kurzen Ansage meinerseits
war das aber ganz schnell wieder vergessen. Nicht mit uns :D
Das Essen war übersichtlich aber
lecker.
Wir wollten dann unser im Internet
reserviertes Zimmer beziehen aber als wir es betraten, wollten wir
keine Nacht da verbringen. Es war neben einer Baustelle gelegen,
offen zu allen Seiten (nachts wurde es ja kalt) und unter der
Bettdecke befanden sich noch Haare vom Vorgänger. Wir also nach
reichlicher Überlegung wieder raus und ein anderes Zimmer gesucht.
Das war recht einfach und zudem noch günstiger.
Ich verstehe das System nicht, aber in
Lima, Cusco und Ollantaytambo war es günstiger über Seiten wie
booking.com ein Zimmer zu buchen. In Aguas Calientes war das
vor-Ort-Einchecken günstiger.
Am nächsten Morgen ging es mit dem Zug
wieder nach Ollantytambo und im Anschluss mit dem Van nach Cusco.
Allerdings am Bahnhof, als es hieß, den Pass zu zeigen, stellte ich
mal wieder fest, etwas vergessen zu haben: meine Bauchtasche mit
Reisepass, Portemonnaie und Kamera. Ich muss sie mal wieder im Hotel
liegen lassen haben. Und tatsächlich: sie hing über der Stuhllehne
am Frühstückstisch. Ich habe während meiner gesamten Reisen nie
etwas vergessen oder verloren. Aber da ich bei dieser Reise für mich
und meiner Mutter die Planung und teilweise auch Verantwortung
übernehmen musste, fehlte mir wohl die Konzentration an anderer
Stelle...
Zurück in Cusco vertrugen wir dieses
die Höhe etwas besser, haben aber immer noch gejapst beim
Treppensteigen.
Wir sind in einem Restaurant um die
Ecke Essen gegangen. Und wenn ich aus moralischen Gründen schon kein
Meerschwein probieren konnte, so musste dieses Mal ein Alpaka dran
glauben. Das Fleisch hat die Konsistenz von Schweinefleisch, aber den
Geschmack von einer Mischung zwischen Rind und Hammel. Also recht
stark im Aroma, aber nach den ersten paar Bissen durchaus
schmackhaft!
Happy Ending?!
Am vorletzten Tag von Muttis Reise hat
es gerade angefangen, ihr Spaß zu machen durch die überfüllten,
stinkenden Straßen zu bummeln, als das passierte, wo wir nicht mit
gerechnet hatten: wir wurden beklaut. In einer äußerst übervollen
Straße standen wir vor einem Schmuckstand und wühlten uns durchs
Angebot als Mum wenige Sekunden später feststellte, dass ihr
Portemonnaie aus ihrer mit einem Reißverschluss geschlossenen Tasche
geklaut wurde.
hier hats noch Spaß gemacht... |
Ich hatte gehofft, dass es nach unserem
Einkauf im Supermarkt aus ihrer Tasche gefallen war, aber auch
nachdem wir den Weg diverse Male abgelaufen sind, keine Spur. Es
wurde definitiv geklaut und das äußerst geschickt! Ich hatte immer
auf unseren Rucksack geachtet und Mutsch immer auf ihre
Jackentaschen. Ein Moment der Überraschung und weg war ihr
Personalausweis und gut Bargeld. Noch ärgerlicher allerdings, dass
sie es vorher noch woanders verstauen wollte. Allerdings hielt ich
die Gesäßtasche ihrer Jeans nicht für sicherer.
Ich hab im Supermarkt nen Polizisten
angequatscht, der uns dann zum Touristenpolizisten gebracht hat. Der
sprach allerdings nur Spanisch und ich wusste nicht einmal, was
Portemonnaie auf Spanisch hieß. Mit Mimik, Gestik und meinem
Portemonnaie machten wir unsere Situation klar. Wir gingen zum Tatort
zurück und befragten alle Händler ringsum, ob sie etwas gesehen
hätten. Natürlich nicht.
Wir fuhren im Anschluss mit dem
Polizeiauto zur Wache (ich musste andere Touristen um eine
Übersetzung des Spanischen bitten, allerdings war deren Spanisch
auch nicht viel besser als meins...). Jedenfalls schrieb ich auf der
Wache alles detailgetreu auf. Der -endlich mal- englisch sprechende
Beamte verfasste ein Protokoll auf spanisch. Ich fragte nach einer
Kopie. Man legte mir einen Schnipsel vor. Name einer Bank und einen
Betrag. Nachdem ich diesen eingezahlt hätte, würde ich eine Kopie
erhalten. Wäre ein Foto davon erlaubt? Das ginge auch nicht. Das
brachte mich zur Weißglut.
im Polizeirevier |
Ich blöffte den Beamten an, ob es sein
Ernst sei. Unser Bargeld wurde soeben geklaut und nun verlangte man
eine Einzahlung für ein öffentliches Dokument von uns, was noch
nicht einmal auf englisch verfügbar war. Natürlich hatte die Bank
bereits geschlossen und wir sollten dann auch ein Taxi zurück zum
Hotel nehmen. Aber dann stand doch noch das Auto, was uns hinbrachte
(das Revier lag etwas abseits), zurück. Mutsch ist gleich ins Zimmer
gegangen, ich hatte noch das Gefühl, mir den Tatort anschauen zu
müssen. Ich hatte gehofft, dass der Dieb wenigstens den
Personalausweis irgendwo hinwirft. Nach zwei Stunden erfolgloser
Suche in jeder kleinen Ecke in der Dunkelheit gab ich schließlich
auch auf.
Der Tag war gegessen.
Mutschs letzten Tag wollten wir uns
nicht vermiesen lassen. Wir sind noch einmal schön essen gegangen,
haben Souvenirs geshoppt und es uns gutgehen lassen. Wir betrachteten
die Lage so, dass unser gestohlenes Geld eine Spende ans Land war
(obwohl wir zuvor gefundenes Kleingeld auch den Bettlern gegeben
hatten). Und dass es auch hätte schlimmer kommen können, wenn zum
Beispiel der Pass oder Kreditkarten weggekommen wären. Man muss halt
immer (versuchen) positiv (zu) denken! Wer jetzt aber dennoch Mitleid
mit uns hat, kann sich mit Sach- und Geldspenden gern privat bei mir
melden *lach
Heimweh
Tja und dann war der Tag auch schon
gekommen. Die Zeit mit meiner Mum verging viiiiel zu schnell. Aber es
ist ja immer so, dass schöne Momente schneller vergehen, als
schlechte. Jedenfalls brachte ich meine Mum noch zum Flughafen. Wir
waren beide an diesem Tag recht ruhig. Als der Abschied dann sich
näherte, wurde der Kloß in meinem Hals größer.
Ich sah sie durch die
Sicherheitskontrolle gehen und bei mir kullerten die Tränen. Ich
kann nicht einmal genau definieren, ob es „nur“ der Abschied
meiner Mum war. Ich glaube da spielte auch Heimweh mit. Jetzt gerade
findet das Kirschfest statt, DAS Highlight des Jahres in Naumburg.
Dann heiratet noch meine Freundin und mein anderer Freund feiert
seinen 30. Geburtstag. Und das alles wird ohne mich stattfinden. Weil
ich es so will – oder wollte? Zehn Sekunden lang hatte ich mit dem
Gedanken gespielt, kurzfristig abzureisen. Ich hatte genug. Genug von
„aus-dem-Rucksack-Leben“, genug vom fehlenden Alltag, genug vom
„wo werde ich morgen sein, wie komme ich dahin und wo werde ich
schlafen“? Ich hatte bis zu diesem Augenblick nicht mal eine
Unterkunft in Cusco.
Sollte dies das Ende meiner Reise sein?
Ich saß den Laptop vor mir habend verheult am Boden des Flughafens,
mit dem Blick auf die Sicherheitskontrolle, nur um sicher zu gehen,
dass auch alles richtig lief. Ein Angestellter eines Cafés hatte
wohl Mitleid mit mir und gab mir, ohne meine Nachfrage, das Passwort
für das WIFI. So konnte ich mich wenigstens etwas ablenken.
Nachdem ich sicher sein konnte, dass
Mutsch auch in Lima angekommen war, nahm ich den Bus zurück zur
Innenstadt. Ich ging in das Café, in dem ich mit meiner Mum war. Saß
in der Ecke und war sentimental wie nie. Ich fühlte mich allein. Der
Amerikaner gegenüber von mir nahm das zur Kenntnis und bot mir ganz
lieb Schokolade und eine Umarmung an. Ich saß dort eine Weile, auf
eine Antwort von einem Couchsurfing-Host wartend. Ich hatte keinen
Plan. Und dann kam eine Zusage. Und damit neuer Mut.
fancy ;) |
Ich holte meinen Rucksack aus dem Hotel
ab. Der nette Rezeptionist bot mir noch an, dass wenn es mit
couchsurfing nicht klappen würde, ich im Hotel für knapp 10 Euro
ein Einzelzimmer haben könnte. Was waren doch die Menschen alle nett
zu mir an diesem Tag! Und es sollte gut weitergehen: Ich war mit Leo,
meinem Host, auf einen Drink verabredet. Mit dabei war noch Linda,
eine Deutsche, die die Nacht zuvor schon bei Leo schlief. Beide sind
super nett. Wir gingen in ein fancy Hotel, wo die Übernachtung 500
Dollar kostet. Hier arbeitet Leo als Friseur. Das verschaffte uns
noch einen Rabatt von 50% auf die Getränkepreise, die am Ende aber
Leo übernommen hatte.
Am nächsten Tag zog ich mit Linda
umher. Sie baute mich auch etwas auf und sprach mir Mut für meine
letzten Monate zu. Ich kaufte mir ein Busticket für gestern Nacht
nach Arequipa. Diesen Tipp hatte ich von ein paar deutschen Mädels
erhalten, die wir auf der Polizeiwache kennenlernten, als wir uns
dann aus versicherungstechnischen Gründen doch noch eine Kopie vom
Protokoll holten. Sie waren von dieser Stadt begeistert und ich
musste weg aus Cusco, war ich schon fast eine Woche hier (aber bis
auf den Diebstahl hat es mir sehr gut gefallen). Im Fernseher vor dem
Büro lief ein WM-Spiel, natürlich.
Meine letzte Nach in Cusco war toll.
Ich hatte aus meinem mittlerweile Lieblingscafé in Cusco ein
Feuerwerk gesehen, war mit Linda zu einem Gesangskonzert gegangen,
Leo verpasste mit einen lang benötigten kostenlosen Haarschnitt
zwischen Pasta-Kochen und Vorglühen. Und er hatte Eintrittsbänder
für einen „Club“ besorgt. So zogen Linda, Leo und ich los. Leo
wollte kurz nach Mitternacht aber bereits wieder nach Hause, sodass
Linda und ich allein vor Ort blieben. Das ermöglichte wiederum einen
Flirt ;)
Wir kamen nur schwer und spät aus dem
Bett. Den Tag verbrachte ich mit Organisatorischem und Faulenzen. Am
Abend verabschiedete ich mich von Linda und Leo und fuhr dann mit dem
Nachtbus 11 Stunden von Cusco nach Arequipa. Ich dachte ich hätte
einen super Griff gemacht, da ich mir den vordersten Platz im
Doppeldeckerbus oben ausgesucht hatte. Hätte ich aber gewusst, dass
es nachts so dermaßen kalt wird, dass alle Scheiben gefrieren, hätt
ich etwas zentraler gesessen. Wenigstens hat keiner geschnarcht und
ich konnte dank Schlafmaske etwas ruhen.
Jorge, mein neuer Host hat mich am
Busbahnhof abgeholt und bisher habe ich heute, am Sonntag, nichts
gemacht, außer gefaulenzt und diesen Eintrag geschrieben. Ich werd
aber nachher noch ins Stadtzentrum schauen. Dann heißt es ab morgen:
Hausarbeit schreiben! Ich habe es lang genug vor mir hergeschoben und
nun ist die Zeit gekommen! Damit ich wenigstens meine letzten drei
Monate unbekümmert umherreisen kann.
Also: volle Kraft voraus!
Allgemeine Feststellungen Peru:
-in jedem öffentlichen Raum hängen an
der Seite die Anzahl der Personen, de für das Gebäude zugelassen
sind. Im Flughafen Lima sind es über 5000.
-Kinderwagen sieht man selten auf der
Straße, die Kinder werden eher in ein Tuch umwickelt auf dem Rücken
herumgetragen (bei den Bordsteinkanten und Menschenmengen auch
klüger)
-Peruaner müssen bei
Hotelübernachtungen und anderen Dingen wie Bustickets 18% Steuer
zahlen (Touristen nicht)
-die WM ist hier omnipräsent.
Fernseher in jedem kleinsten Kiosk, auf der Polizeistation, aber
nicht im Flughafen
-in Cusco werden Meerschweinchen in
jeder Form auf/an der Straße verkauft: lebendig, roh und ohne Fell
oder fertig geschmort. Ich konnte keins probieren, denn ich hatte
Meerschweinchen als Haustiere.
-hier kann man super günstig und gut
essen