"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Freitag, 18. Juli 2014

Bolivien, Baby!

Erster Halt: Copacabana

Hach ich bin jetzt schon verliebt und da bin ich noch keine zwei Wochen hier. Es fing an am Titicaca-See. Noch nie habe ich ein so dunkles, blaues Wasser in einem See gesehen. Mit dem Bus kam ich früh morgens in Copacabana an. Den Namen verdankt der Ort der Form seines Strandes, die der der brasilianischen Verwandten ähnelt.


Ich kam an und landete in einem 4er-Zimmer mit Daniel, auch Deutscher. Das hat ganz gut gepasst, so konnte ich mit ihm zusammen das Spiel Dt. gegen Brasilien anschauen. Und dabei haben wir noch einen anderen Deutschen und zwei Schweizer kennengelernt. Zusammen sind wir nach dem ereignisreichen, aufregenden und unterhaltenden Spiel grölend durch die Straßen Copacabanas gezogen. Entweder waren wir die einzigen Deutschen oder den anderen Dt. zu peinlich, als das sie sich uns angeschlossen hätten.

Jedenfalls an einem Kiosk mit sinkendem Adrenalinpegel unterhielten wir uns mit einem Einheimischen und Daniel umarmte ihn und sang Siegeslieder. Der fand uns wohl so nett, dass er hineinging und eine Flasche Wasser kaufte, die er uns im Anschluss schenkte: „Welcome to Copacabana“. Welch netter Einstieg.

Ich hatte mir am Folgetag noch das langweilige Spiel Holland-Argentinien mit der Vortragsgruppe angeschaut, Daniel war bereits auf die Isla del Sol gefahren. Zuvor bin ich aber noch den Berg, den alle Pilger an der Copa erklimmen, um eine Heilige zu sehen, hochgegangen. Die Aussicht war unbeschreiblich schön, der Aufstieg unbeschreiblich anstrengend (Höhenluft ließ mich japsen). 

von oben
von unten

Der Titicaca-See ist der höchstgelegenste schiffbare See der Welt. Er liegt auf einer Höhe von 3810 Meter und ist einfach rieeesig (mehr als 8000qm). Eine Hälfte liegt auf peruanischer, eine auf bolivianischer Seite. Die Peruaner spaßen immer: „Titi=Peru, Caca=Bolivien“ (rührt von der Kartenbeschriftung). Hier muss man auf jeden Fall jeden Tag Fisch essen, der frisch aus dem See kommt und unglaublich billig ist (ganzer Fisch mit Beilagen 2,50 Euro)!
Trucha diavolo

Am nächsten Tag wollte auch ich die Sonneninsel besichtigen und dort eine Nacht verbringen.
In der Mythologie der Inka soll der Sonnengott seine Kinder auf einem Felsen der Isla del Sol zur Erde gelassen haben. Dies gilt als Geburtsort der Sonne.
Ich hatte mich mit Daniel dort verabredet und habe die Fußballschau-Gruppe vom Vortag auf dem Boot getroffen. Die Fahrt in den Norden der Insel dauerte gute zwei Stunden. Von dort aus sind wir dann Richtung Süden herunter gelaufen. Da gibt es zwei Wege: einen direkten, dessen Nutzung nichts kostet und einen, der etwas umständlicher ist und an Ruinen, einem „heiligen Stein“ und einem Museum vorbeiführt. Für dessen Nutzung ist aber ein Ticket nötig. Wir haben instinktiv den „richtigen“ Weg gewählt und unterwegs Daniel getroffen, der uns über die Wegesverhältnisse aufgeklärt hat. 



Der Weg von Nord nach Süd sollte eigentlich nur 1 ½ bis zwei Stunden dauern. Er war auch nicht soo herausfordernd (gut es ging ein paar Mal hoch und runter und bei der Höhe ist das nicht zu unterschätzen). Und eigentlich sollte man den Weg nicht verfehlen können. Eigentlich. Aber wir haben es geschafft, uns zu „verlaufen“. Zwischendurch fragte uns ein Mädchen am Wegesrand ganz gezielt nach der Cola und/oder Banane, die Nina in der Seitentasche ihres Rucksacks hatte. Und Nina gab ihr die Banane auch. „Die kriegt doch hier sonst nie eine Banane auf der Insel“, worauf wir nur antworteten, dass das Mädchen mit ihrer Abgebrühtheit das sicher 10 Mal am Tag macht und ihre Mutter sicher die Verkäuferin der Banane im Norden der Insel sei. Danach kam Nina ins Grübeln. Und nach einer Aufforderung bedankte sich das Mädchen dann auch.

Der Umweg brachte uns schließlich über einen anderen Weg ins Dorf Yumani als man eigentlich hineinfindet. Das wiederum kam mir zugute, denn ich fand unterwegs eine Unterkunft, die augenscheinlich erst noch im Aufbau und noch nicht volle Touristen war. Der unschlagbare Preis für einen Euro/Nacht überzeugte mich recht schnell. Das Zimmer war super gelegen mit einem wunderschönen Blick auf den See. Laut der Aussage der Kinder, die dort wohnten sollte es auch warmes Wasser geben...
Yumani
Wir aßen zu Mittag auf der anderen Seite des Dorfes, der Blick war ebenfalls unsagbar schön. Nina, die gerade erst eine Woche unterwegs war, wiederholte den ganzen Weg: „Ach ist das schön hier!“. Und ja, sie hat ja Recht. Ich war dennoch etwas neidisch auf ihre Begeisterungsfähigkeit, die mir nach sieben Monaten Reisen etwas verloren gegangen ist bzw. die eine gewisse Sättigung erreicht hat. Daniel gesellte sich zufällig zu uns. 
Mahlzeit

Nachdem die Fußball-Truppe die Insel verlassen hatte, haben Daniel und ich im Garten seines Hostels gechillt, sind einen Kaffee trinken gegangen und haben den Sonnenuntergang gesehen. Dabei hatten wir eine Unterhaltung mit zwei sehr liebenswürdigen Kindern. Leider endete diese damit, dass uns die Kleinen mit bereits schwarzen Flecken auf ihren Milchzähnen erst nach Süßem und dann nach Geld gefragt haben...Wen kann man dafür beschuldigen? Die Eltern, die die Kinder dazu viell. anstacheln? Touristen, die bereits Dinge gegeben haben oder die Süßwarenindustrie selbst? Von uns haben sie jedenfalls nichts bekommen (es gibt auch keinen Zahnarzt auf der Insel!)...

Schwer, nein zu sagen..

Nach dem Abendessen bin ich noch mit zu Daniels Hostel und habe mir dort die Zähne geputzt. Ich war mir nicht sicher, ob es in meiner Unterkunft schon Elektrizität gab (später fand ich sogar Licht in meinem Zimmer). Der Vollmond wies mir den Weg.
Ich hatte mich entschlossen, den Sonnenaufgang sehen zu wollen (ist ja schließlich der Geburtsort der Sonne!). Zu meiner Freude musste ich dafür nicht einmal aus meinem Bett aussteigen (was ich für die Fotos dann aber doch getan habe).
Aussicht von meinem Budget-Zimmer

Anschließend wollte ich duschen und stellte fest, dass es keinen Drehregler für die Dusche gab. Ergo: kein Wasser. Und auch die Toilette funktionierte nur mit manueller Spülung. Für einen Euro (im Vergleich: Daniel zahle drei), war das aber vollkommen ok und da ich eh mit Daniel zum Frühstück in seinem Hostel verabredet war, duschte ich dort noch fix.

Ich hatte im Kiosk ofenfrische Brötchen geholt und eine Art bolivianisches Nutella. Dies war leider nicht so geschmackvoll und auch nur in Bröckelstückchen auf dem Brötchen zu verteilen. Aber es war trotzdem ein Genuss :)

Im Anschluss fuhren wir wieder nach Copacabana (1 ½ Stunden) und kurze Zeit zusammen im Minivan nach La Paz (ca. 3 Stunden). 


La Paz- Oh mein Gott!

Aus dem Bus heraus
Der erste Eindruck, als wir am Rande der kegelförmig nach unten verlaufenden Metropole La Paz angekommen waren, war überwältigend. Aber eher im negativen Sinne. Ein chaotischer Verkehr, eine ärmlich erscheinende Gegend und Abgase überall. Zum Glück befanden wir uns erst in El Alto, einem eigenständigen Bezirk nah zu La Paz. Hier wohnt die ärmere Bevölkerung. Denn für La Paz gilt: je reicher die Person, desto tiefer gelegen wohnt sie. Denn je tiefer man wohnt. Desto wärmer ist es und desto einfacher ist es (weniger Höhenluft). La Paz erhebt sich bis auf Höhen von knapp über 4000 Meter.

Wir wurden am Friedhof herausgelassen. Daniel lief Richtung seines Hostels, ich nahm einen Bus zu meinem Couchsurfing-Host. Seine Putzfrau hat mich hereingelassen. Noah selbst (Fotojournalist aus den USA, lebt seit 10 Jahren in Bolivien) kam erst 21 Uhr. Dafür hatte ich aber Zugang zum super schnellen Internet und konnte ein paar Dinge erledigen. Als Noah ankam sind wir dann noch zusammen zu einer Café-Eröffnung gegangen, bei der es Live-Musik und Schnaps und Kaffee gab. Im Anschluss sind wir dann alle noch auf eine WG-Party gefahren, die aber recht lahm war, weshalb wir halb zwei gegangen sind (wir wurden auch aufgefordert zu gehen, da ein Teil der Partycrew feiern gehen wollte).

Ich war mit Daniel um 11 Uhr zu eine „Free Walking Tour“ in La Paz verabredet. Die Mädels haben das auch echt gut gemacht. Der Treffpunkt war vor einem Gefängnis und bereits hier erfuhren wir die unterhaltendsten Geschichten. Zum Beispiel, dass noch vor ein paar Jahren Touristen regelrecht Schlange standen, um eine Nacht mit Koks im Knast zu verbringen. Da aber Vergewaltigungen, Diebstähle und sonstige Delikte Überhand nahmen, verbot man das irgendwann. Auch interessant ist, dass sich Coca Cola die alleinigen Rechte im Knast gesichert haben. Dort gibt es also nur Coca Cola als Brause dort gibt.
Ach und alle Insassen (meist nur „harmlose Delikte“ wie Raub, Drogen, Korruption) müssen für die Unterkunft bezahlen. Das reicht von wenig Bolivianos für eine Gemeinschaftsunterkunft bis hin zu Deluxe-Unterkünften mit Flatscreen und Internetzugang. Geld kann man sich durch Jobs im Knast verdienen. Wer kein Geld hat ist sogar im Knast obdachlos und muss zb. unter einer Treppe schlafen und sich nachts den Arsch abfrieren. Insassen können Zellen sogar besitzen und dann untervermieten. Ich hätt ja schon gern einmal einen Blick hineingeworfen...

Die Tour führte u.a. weiter zum Hexenmarkt, auf dem vor allem die toten Lamaföten auffällig waren.
Diese werden u.a. als Glücksbringer für den Hausbau benutzt. Entweder werden sie mit anderen Dingen verbrannt oder begraben. Hier noch eine Gruselstory zum Thema:
Vor nicht allzu vielen Jahren sollen wohl noch betrunkene Obdachlose unter einem Vorwand gelockt, betäubt und bei lebendigem Leib im Fundament eines zu errichtenden Gebäudes einbetoniert worden sein. Das rührt daher, dass man der Pacha Mama, der Mutter Erde, Opfer bringt und alles mit ihr teilt. Je größer das Gebäude (wie eine Shoppingmall), desto mehr Menschen konnten dran glauben. Alles passiert im Geheimen nachts. Darauf aufmerksam wurde man, als nach Umbauarbeiten menschliche Reste im Boden gefunden worden waren. An diesem Punkt der Führung waren alle ca. 20 Beteiligten auf einen Schlag ruhig ;)

Heutzutage soll das angeblich nicht mehr zelebriert werden, aber die Einheimischen verschütten immer noch ein Teil ihres Alkohols, wenn sie trinken oder verbrennen Zucker, weil Pacha Mama Süßes mag. 



Die Führung dauerte 3 Stunden, ein Teil der vielleicht 40 Beteiligten am Anfang ging auf dem Markt verloren (bedeutet im Umkehrschluss weniger Trinkgeld für die zwei Mädels). Ich hatte mich für den Nachmittag noch mit Noah an der Seilbahn verabredet, die erst seit einem Monat in Betrieb war. Noah kam aber nicht. Dafür war Daniel pünktlich.


Durch die Bahn sollen die Einwohner oberhalb von La Paz schneller einen Zugang zur Stadt und wieder heraus haben. Aktuell ist die Bahn aber so beliebt, dass es durch die Anstehzeiten genauso lang wie mit einem Bus dauert (und noch etwas teuer ist). 100 Gondeln hat die erste Strecke. Zwei weitere Strecken sind im Bau. 30 Cent kostet eine Fahrt, über die Hinterhöfe und Seitenstraßen der Stadt, ebenso wie über den riesigen Friedhof. Sehr beeindruckend!


Der Daniel und ich

Friedhof von oben



Wir sind danach zeitig auseinander, weil wir fit für Sonntag, dem Tag der Tage sein wollten.
Noah entschuldigte sich, als ich heimkam. Wir verbrachten den Abend jeder für sich vor dem Laptop...

Bevor das Spiel 15 Uhr lokaler Zeit losgehen sollte, entschied ich mich für eine weitere kostenlose
Stadtführung 11 Uhr nach El Alto. Es war Marktzeit und viel los.
Diese Führung mit 6 anderen Personen war aber ziemlich öde. Markt, weiterer Hexenmarkt, Aussichtspunkt. That´s it. Ich musste ein bisschen Druck machen um rechtzeitig im dt. Restaurant Reinicke Fuchs zu sein. Im Bus lernte ich Alina kennen, die auch auf dem Weg dahin war. Sie hatte Glück, denn Daniel und ich machten am Vortag bereits eine Reservierung. Als wir ankamen war der Laden brechend voll und Alina gesellte sich mit zu uns.

Die Stimmung war recht amüsant, hauptsächlich Deutsche, ein paar Bolivianer und Franzosen. Nach dem Treffer sprang die Masse auf, sang Lieder, jubelte. Auch das lokale Fernsehen war vor Ort, die nicht allzu viel die 115 Minuten zuvor zu berichten hatten. Leider blieb aber der Siegeszug durch die Stadt aus. Ich hatte eigentlich vor, nach dem Spiel noch zum Cholitas-Wrestling zu fahren. Hier wrestlen jeden Sonntag die Marktfrauen in ihren Kostümen im Ring (natürlich alles nur Show). Aber durch die Verlängerung und eines fehlenden Begleiters hatte ich es dann auch abgehakt. Sehr schade! 


We are the champions!

Nachdem noch ein bisschen die Berichterstattung nach dem Spiel geschaut wurde, gingen die ersten und alles zerschlug sich etwas. Daniel, zwei weitere Deutsche und ich beschlossen dem Loki, bekannt als Party- und Drogenhostel der Stadt, einen Besuch abzustatten. Die Bar war ganz nett durch die Aussicht, es gab bereits einige Alkoholleichen aber auch hier suchten wir vergeblich nach Fanmeile und Co.
So sind wir gegen halb elf auseinander gegangen. Daniel blieb in La Paz, für mich war es wieder Zeit, weiterzuziehen.

Coroico und der ewige Frühling


Coroico- bekannt als Ort des ewigen Frühlings (da auf nur 1700m gelegen) liegt ca. 2 Autostunden von La Paz entfernt und ist Zufluchtsort der La Paz´er wenns ihnen zu kalt wird. Auf der Strecke La Paz-Coroico befindet sich auch der als „gefährlichste Straße der Welt“ geltende Weg. Nur drei Meter breit, keine Befestigung an der Seite, viele Kurven, steiler Abgang an der Seite. Seit 2006 gibt es eine Umgehungsstraße, die jetzt vom öffentlichen Verkehr benutzt wird. Cleverere Tourismusleute haben darauf hin begonnen, Fahrradtouren entlang des camino a la muerte anzubieten. Fängt bei ca. 30 Euro für den Verleih+Transport an bis hin zu 85Dollar. Dauert ca. einen halben Tag. Hatte ich kurz überlegt aber dann für nicht lohnenswert empfunden.
Ich hatte die Straße von der Umgehungsstraße aus sehen können. Die Sicht ist die gleiche und auf der Strecke selbst hat man auch nicht viel Gelegenheit für Stopps etc, da man immer in der Gruppe unterwegs ist. Soll auch recht anstrengend sein (da schlechter Weg). Ich glaub, ich hab nix verpasst. Und ihr müsst euch keine Sorgen machen ;)
camino de la muerte

Nach einer ausgiebigen Unterkunftssuche (nur ein Hostel hatte einen akzeptablen Preis von 50 Bolivianos=5 Euro/Nacht mit Internet) schaute ich mich im Dorf um und lernte Rolando kennen. Der arbeitet im Touristenbüro und als er erfuhr, dass ich Journalistik studiert habe, lud er mich gleich zu seiner Radioshow am Folgetag als Interviewgast ein. Er moderiert drei Mal pro Woche für eine Stunde eine Show. Ich machte ihm klar, dass mein Spanisch dafür nicht ausreichen sei. Aber er meinte, ich könne auf Englisch antworten. Nun gut, neugierig war ich genug.
Ich aß für 12 Bolivianos eine Suppe und Fleisch mit Reis und ging dann zurück ins Hostel. Meine Zimmernachbarin war Maryline aus Frankreich, kann aber auch deutsch reden. Wir quatschten noch eine Weile und gingen dann zu Bett.

Am nächsten Tag bestiegen wir beide den Uchumachi, den Hausberg des Ortes. Auf seinem höchsten Punkt war er 2400 (oder 2700?) Meter hoch, der Aufstieg war etwas beschwerlich weil die Sonne geknallt hat. Mit ausgiebigen Pausen haben wir 2 ½ Stunden gebraucht. Leider mussten wir erkennen, dass wir auf dem Gipfel keinen 360-Grad-Blick hatten, sondern dass eine Seite vom Gestrüpp versperrt war. Naja, dafür hatten wir mal wieder etwas Bewegung. Hier oben registrierte ich auch die nervigen wie Obstfliegen aussehenden Fliegen, die an unser Blut wollten. Den Biss merkt man selbst nicht zum Zeitpunkt des Bisses. Erst einen Tag später, wenn die Stelle anfängt wie ein Mückenstich zu jucken. Scheiß Viecher! Zum Glück lassen die einen nachts in Ruhe.


Maryline

Coroico

Später am Tag war ich noch mit Rolando verabredet. In der Radiostation sah es für einen lokalen Radiosender mit vielleicht 2000 Zuhörern recht professionell aus. Da Rolando mir die Fragen auf Spanisch stellte, übersetzte mir der andere Mitarbeiter diese um danach wiederum meine englischen Aussagen ins Spanische zu übersetzen. Die Sendung wurde aufgezeichnet. Leider gibt es keine Online-Version dazu. Um es kurz zu machen: ich wurde mehr oder weniger nach meiner Reise gefragt, wie ich Bolivien und Coroico finde und dass wir am Abend alle zum Feiern zusammenkommen sollten.



Denn La Paz wurde am 15. Juli 205 Jahre alt. Und Coroico zählt zu diesem Department. Und deshalb fand hier auch eine Feierei statt. Umzüge, Tänze, Klamauk. Fand ich super, weil man in diesem Dorf nicht viel machen kann. So war das eine gelungene Abwechslung. Eigentlich wollte ich ja meine Hausarbeit hier beenden, aber das Internet ist zu langsam, um Videos anzuschauen und die Feierei erschien mir wichtiger ;)




Am Abend schenkte man zudem noch warme Milch mit Schuss aus. Das war echt eine Wohltat! Am Folgetag war ich mit Rolando zum Wandern verabredet. Der erschien aber einfach nicht. So schaute ich mir erneut das Programm des Festivals an, dass eigentlich exakt dem des Vortages entsprach..



Hier noch die kleinen negativen Seiten des Ortes, die den Aufenthalt zuM Ende hin etwas trübten:

->Ich hatte mir in La Paz extra eine Art Nutella-Ersatz ( Schoko Mac von Schwartau für über drei Euro) gekauft, um es mir in Coroico gutgehen zu lassen. Nur leider gibt es im ganzen Ort anscheinend nicht einen Bäcker. Die Brötchen, die ich am ersten Tag kaufte, waren bereits trocken (obwohl mir die Verkäuferin zusicherte, die seien frisch). Doch am Tag danach waren sie noch trockener (waren anscheinend von der gleichen Tüte). Am dritten Morgen empfand ich es regelrecht als eine Vergeudung des Brotaufstrichs, da die Brötchen so derart trocken waren, dass sie man sie als Wurfobjekt hätte verwenden können. Der Hunger hat´s reingetrieben, aber ich freue mich auf frische Backwaren (sogar auf der Isla war´s möglich, wieso dann nicht hier? Tollen Rührkuchen können die schließlich auch backen!).

->Nachdem ich 11 Uhr das Zimmer im Hostel Jamachi verlassen musste, hatte ich auch keinen Internetzugang mehr. Ich wunderte mich und glaube schon fast wieder an eine Macke des Netbooks (was seitdem ich hier bin Probleme mit den Lautsprechern macht), bis mir die Besitzerin auf meine Nachfrage hin mitteilte, dass ich ab jetzt Geld für die Nutzung zahlen müsste, da ich bereits ausgecheckt habe.

->Danach war ich im Comedor Mittag essen. Dachte, ich würde Fisch bestellen, bekam Leber. Versuchte, diese zu essen, ging gar nicht. Wollte das Essen vorher schon tauschen, ging nicht. Nut Fisch nachbestellen ging auch nicht, ich hätte noch einmal ein komplettes Menü mit Suppe und Beilage ordern müssen. Das sah ich als Verschwendung, sowohl vom Essen als auch vom Geld, weil ich das nie geschafft hätte zu essen. So aß ich nach der obligatorischen Suppe dann grummelig den trockenen Reis mit etwas grünem Salat und packte die Leber ein. Sollten wenigstens die Straßenhunde einen Vorteil dieser Logik haben. Merke: Bestelle vielleicht nicht immer etwas vom Menü, wenn du die Übersetzung nicht kennst ;)

Jetzt freue ich mich auf Cochabamba, wo ich bei einem über 60 Jahre altem Ehepaar surfen werde.
Hoffentlich mit schnellem Internet für eine schnelle Beendigung meiner Hausarbeit...

Allgemeine Feststellungen Bolivien:

-die Männer tragen keine Bärte
-die Frauen sind recht kurvig, für die sogenannten Chulitas (Marktfrauen) gilt es als Schönheitsideal breite Hüften zu haben, was als gebärfreudig gilt.
-Gold auf und um die Zähne bedeutet Wohlstand (so zeigen es auch die Chulitas)
-anhand meinen Beobachtungen habe ich festgestellt, dass Ausländer in sogenannten Comedoren (Plätze mit lokaler Küche für wenig Geld) weniger Essen erhalten. Die Einheimischen bekommen Massen an Reis, hingegen Gringos eine normale Portion. Muss wohl von den Erfahrungswerten her stammmen.
-wer nicht wählen geht, erhält nicht wie in Peru eine Geldstrafe. Er erhält vielmehr nicht Zugang zu wichtigen Dingen wie die Eröffnung eines eigenen Kontos. Clever.
-Temperatur La Paz 17.7. 21:45 Uhr: 4 Grad. Ich will Sommer.

1 Kommentar:

  1. Naumburg 18.07.2014 22.10 Uhr 27°C. Ich will Abkühlung ;o)
    lg maik

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