Grenzübergang |
Zugegeben, der erste Eindruck von
Guatemala hat mich etwas genervt. Wir mussten an der Grenze auf einen
Anschlussshuttle warten (und es war brütend schwül) und als wir
dann in Guatemala rumgekurvt sind (bildlich gemeint), mussten wir
aller 100 Meter langsamer werden, weil Betonhügel auf der Straße
die Geschwindigkeit der Fahrer drosseln sollen.
Aufgefallen sind mir auch die hunderte
von Bemalungen an Wänden, Strommasten, Steinen etc.. Am meisten war
„Lider“ zu lesen. Ich hab später herausgefunden, dass das eine
Partei ist, die so (kostengünstig) Werbung für die nächste Wahl
macht.
Leider wurden wir dann auch noch Zeuge
eines Unfalls bzw. ist ein Auto kurz bevor wir die Schnellstraße
entlang kamen auf dem Mittelstreifen umgekippt. Aber es waren bereits
Helfer vor Ort, sodass unser Fahrer entschied, unsere Fahrt
fortzusetzen.
Panajachel/ Lake Atitlan
In Panajachel sind wir relativ spät
angekommen. Ich hatte das Glück dass ich vom Reisebüro, vor dem wir
herausgelassen wurden, meinen nächsten Gastgeber konnte anrufen. Mit
dem Tuk Tuk ging es dann zu ihm. Ich wurde von einem Hund und später
noch mit Livemusik begrüßt, denn Pablo ist Künstler durch und
durch (spielt Instrumente, singt und malt).
Am nächsten Tag bin ich dann mit dem
Boot nach San Marcos gefahren. Dieses Örtchen am See ist als
„Hippie-Dorf“ bekannt. Es gibt dort ein Überangebot an Yoga-,
Meditations- und sonstigen ökologisch korrekten
Körper-in-Gleichgewicht-Bringungs-Kursen. Aber das war´s auch
schon. Auf der Suche nach irgendetwas anderem traf ich auf Annemarie
(deutsch), vor einem Haus sitzend. Ich fragte sie, was man denn hier
noch so machen und sehen könnte. Naja und viele Optionen gab es
nicht. Die für mich spannendste lieferte sie selbst: Annemarie
stellte mir das Projekt vor, bei dem sie gerade Freiwilligenarbeit
leistet. Es nennt sich „Nutricion Center Konojel“. Jeden Tag von
Montag bis Freitag bereiten drei Frauen und Annemarie Essen für ca.
60 unterernährte Personen zu. Die meisten von ihnen sind Kinder.
Annemarie erklärte mir, dass die Rate der Unterernährten Personen
in ganz Guatemala bei 50 Prozent liegt, in San Marcos sogar bei 70.
Ich durfte mir die Lokalität anschauen
und Annemarie lud mich dann noch ein, bis zum Mittagessen zu bleiben.
Natürlich nahm ich diese Einladung an.
Da ich glücklicherweise nicht zu den
Bedürftigen gehörte, musste ich einen kleinen Obolus für das Essen
entrichten. Ich entschied mich noch ein bisschen mehr zu bezahlen, um
so gleichzeitig eine Spende zu machen (jeden Tag eine gute Tat!). Die
Kosten für das Mittagessen aller Personen belaufen sich auf 250
Quezales am Tag, das sind etwa 25 Euro. Bisher finanziert sich das
von einem Amerikaner vor zwei Jahren ins Leben gerufene „Nutricion
Center Konojel“ einig aus Spenden. Wer dieses Projekt für gut
befindet und es unterstützen möchte findet diverse Möglichkeiten
hier:
Impressionen von Annemaries Arbeit gibt
es jetzt:
Das fleißige Team |
Das Essen war übrigens richtig lecker!
Da ich mich mit Annemarie auf Anhieb
gut verstanden habe und sie am Nachmittag nichts weiter vor hatte,
sind wir dann weiter mit dem Boot nach San Pedro geschippert (starker
Wellengang sorgte für partielle Abkühlung). Dieser Ort wiederum
gilt als Drogenhochburg und Backpacker-Paradies. Mir hat er auch
besser als San Marcos gefallen, allerdings nur, weil hier mehr los
war. Annemarie hat mich herumgeführt, dann sind wir noch etwas
trinken gegangen und haben mit einem super Seeblick den Tag
ausklingen lassen. Leider rannte uns die Zeit davon, denn das letzte
Boot zurück legte bereits 17 Uhr ab.
San Pedro |
Die Rückfahrt nach Panajachel dauerte
dann noch einmal gut 1 ½ Stunden, weil dieses letzte Boot wirklich
überall zwischendurch anhielt, Leute einsammelte und herausließ.
Ich verabschiedete mich von Annemarie in San Marcos.
Zurück bei Pablo schlug ich vor, dass
wir noch zum See herunterlaufen und die Atmosphäre genießen. Wir
hatten Glück: neben den Sternen (und zwei Sternschnuppen) haben wir
auch Wetterleuchten (also Blitze ohne Gewitter) gesehen. Pablo holte
noch zwei Flachmänner lokalen Rums mit Hibiskusgeschmack (Anfang und
Ende vom Nippen waren super, nur die Zeit dazwischen...uiuiui). Das
war mein perfekter Tag am See Atitlan.
Am nächsten Tag fuhr ich mit einem
alten amerikanischen Schulbus (sehr populär hier, man nennt sie auch
„chicken bus“, weil entweder lebendiges Gut transportiert wird
oder man aber so eingefercht wird) weiter nach Antigua gefahren. Das
sollte ein Direktbus sein, war es aber nicht. Ich hatte mal wieder
Glück, dass hinter mir jemand saß, der Englisch sprach und mir
mitteilte, dass ich den Bus wechseln müsste. So gut waren meine
Spanisch-Kenntnisse noch nicht (oder nicht mehr).
Der zweite Bus war viel voller, sodass
mein Backpack aufs Dach befördert wurde. Wäre ja nicht weiter
schlimm gewesen, wenn es nicht nach ein paar Minuten fürchterlich
angefangen hätte zu regnen. Starker Regen. Sehr starker Regen. Ich
hoffte, dass die Crew so clever gewesen ist, eine Plane über das
Gepäck der Passagiere geworfen zu haben. Doch in Antigua angekommen
musste ich feststellen, dass dem nicht so war.
Antigua
Ja, mein Rucksack war komplett nass –
trotz des Regenschutzes. Beziehungsweise hat die Folie das Wasser gut
abgeschirmt – von außen. Also das Wasser blieb im Regencape, eine
ganze Ladung. Das habe ich allerdings erst bemerkt, als ich vor der
Tür meines neuen Gastgebers Juan stand. Der Trottel vom Bus hatte
meinen Rucksack übrigens schön im Straßendreck abgelegt.
Dank der Empfehlung anderer Reisender
und etwas eigenen Verstandes habe ich all meine wichtigen Sachen in
Plastiktüten, dennoch blieb nicht alles trocken. Der Höhepunkt des
Ganzen kam ja aber noch: als ich in Juans Haus begann alles
auszupacken, bemerkte ich, dass mein Shampoo wohl durch den Druck der
anderen Gepäckstücke aus der Tube gedrückt wurde. Wiederum Glück
im Unglück war, dass ich dieses Shampoo in einer gesonderten Tüte
hatte (allerdings zusammen mit all meinen anderen Kosmetika).
Also alles raus, waschen, trocknen.
Die Sonne des nächsten Tages sollte
meinen Rucksack bald wieder trocknen lassen.
Juans Haus ist toll. Zentrumsnah und
dennoch abgeschieden. Modern und dennoch urig. Grün im Innenhof,
frische Pfefferminze vor der Haustür. Hach wie toll war das dort
Gast sein zu dürfen! Ich bin dann nachdem der Regen etwas
abgeklungen war auf eine erste Entdeckungstour durch den Ort und fand
Antigua auf Anhieb wunderschön.
Tankstelle ;) |
im Mc Donald´s |
Die Stadt besteht aus kleinen Gässchen
und ist im Tal am Fuße mehrerer Vulkane gelegen. Die Wolken hingen
in den Bergen fest.
In einem Café trank ich eine heiße
Schokolade und konnte mich zudem noch durch die verschiedenen Sorten
guatemaltekischer Schokolade in Blockform durchtesten. Herrlich.
Am Abend zurück in Juans Haus kam
Paola aus Equador an. Wir hatten nette Gespräche und Juan machte
Mojitos für uns alle (mit besagter frischer Minze). Dank des offenen
gestalteten Raumes konnten Juan und ich unsere Gespräche auch noch
im Bett liegend (also jeder in seinem eigenen) fortführen. Hatte
eine Art Pyjama-Party-Atmosphäre :)
Am nächsten Tag bin ich dann morgens
allein losgezogen, Juan musste arbeiten (Architekt) und Paola wollte
noch entspannen. Ich bin durch ganz Antigua getingelt (was nicht
scher ist). Der Friedhof ist auf jeden Fall auch einen Besuch wert.
Juan hat uns in die schönsten Ecken
Antiguas geführt. Leider hat es dann gegen 17 Uhr wieder angefangen
zu regnen, weshalb wir dann wieder zu Juan gegangen sind. Dort
bereitete Juan dann das Abendessen zu: er rollte Gemüsestäbchen und
weitere Zutaten in angefeuchtetes Reispapier. Fertig. Dazu zwei nette
Dips. Klingt einfach, schmeckte aber raffiniert.
Es war Donnerstag, Ladies-Night. Von 21
bis 23 Uhr gab es in einer Bar Freigetränke für Damen.
hier steig abends die Party |
Die Musik war recht gut, eine Mischung
aus Pop und leicht elektronisch angelehnten Rhythmen. Wir hatten eine
gute Zeit auf dem Dach bis es anfing zu regnen. Dann sind alle nach
unten zur Tanzfläche gestürmt und es war einfach nur tropisch heiß.
Nach ein paar Minuten aber war der
Regen vorbei und wir wieder auf dem Dach. Juan war so spendabel Paola
und mich auf einen weiteren Drink einzuladen.
Um eins gingen die Lichter an. Irgendwo
sollte es eine After-Party geben. Wir sind dorthin gelaufen, aber
irgendwie war es lahm. Paola und ich blieben vor der Kasse stehen,
denn wir konnten in den Raum herein sehen und sahen nur vereinzelte,
stehende Leute. Wir wollten gern nach Hause, aber Juan war bereits
drinnen. Als er bemerkte, dass wir nicht folgten, kam er heraus und
ging Gentleman-like mit uns nach Hause (gut, nur er hatte einen
Schlüssel ;) ).
Der Folgetag war leider schon mein
Abreisetag. Ich hatte zwar nicht das Gefühl, etwas verpasst zu
haben. Aber ich hätte auch locker noch eine ganze Woche dort
„Urlaub“ machen können.
Mit dem Chickenbus ging es weiter nach
Guatemala-Stadt.
Guatemala-Stadt
Mit mir kam Christina aus Polen, die am
Vorabend wieder zurück zu Juans Haus kehrte (surfte dort bevor Paola
und ich ankamen). Das war mal wieder eine nette Fügung, denn sie
kannte jemanden in Guatemala-Stadt, der uns von der Bushaltestelle
abholen sollte. Und das war auch gut so, denn der Bus endete ziemlich
weit außerhalb. Guatemala-Stadt gilt zudem nicht als sonderlich
sicher, sodass wir mit Boris (seine Eltern mögen russische
Schriftsteller) gut dran waren. Er fuhr uns zuerst zu seines Onkels
Laden, wo wir das Klo benutzen durften und ich meinen Backpack lassen
konnte.
Auch in Guatemala-Stadt (GS) hatte ich
einen Gastgeber, der hatte allerdings erst ab 16 Uhr Zeit. Ich musste
ein Ticket für meine Weiterfahrt am nächsten Tag nach Flores kaufen
und Boris fuhr mich zum Ticketverkauf und half mir beim Kauf selbst.
Danach brachten wir noch meinen großen Rucksack zum Supermarkt
(Hintergrund: Boris´ Onkels Shop schloss 14 Uhr und in den hiesigen
Supermärkten kann/muss man seine Taschen abgeben vor´m Einkauf)
bevor ich mich von Christina und Boris verabschiedete (Boris musste
wieder zur Arbeit, Christina etwas in GS besorgen).
Mit nun etwas leichterem Gepäck
(Laptop war natürlich trotzdem in meinem kleinen Rucksack bei mir)
erkundete ich die Umgebung. Ich war laut Karte im „historischen
Zentrum“, davon war aber bis auf das Regierungsgebäude und eine
Kirche nicht viel zu sehen. Christina hatte mich gewarnt, dass GS
recht hässlich keinen Aufenthalt Wert sei. Sie hatte Recht.
Mittagesssen |
Irgendwann hatte ich dann genug und
machte mich auf zu Enzo, meinem Gastgeber. Er lebt in einem als
sicher geltenden Viertel, was aber am anderen Ende von GS liegt. Ich
musste zwei verschiedene Busse nehmen, in denen ich jeweils alle
Insassen mit meinem Gepäck nervte. Nach gefühlten 20 Stationen
musste ich dann noch einmal 20 Minuten laufen bis ich am Ziel war.
Mit meinem Spanisch erklärte ich dem Security-Mann, zu wem ich
wollte und nach der Aufnahme meiner Personaldaten durfte ich das
Gebäude betreten. Wohnung Nummer 807 hatte ich verstanden. Und ich
lag richtig :)
Enzo begrüßte mich, seine Wohnung hat
einen echt beeindruckenden Ausblick. Wir hielten etwas Smalltalk, ich
ging duschen und wir schauten TV bzw. musste ich ein paar Dinge im
Internet erledigen. Gegen 21 Uhr bin ich auf der Couch eingeschlafen,
dann schickte mich Enzo ins Bett *lach
Halb acht weckte mich Enzo auf. Auf dem
Plan stand ein gemeinsames Frühstück und ich wollte danach noch in
den Zoo und/oder Museum (mein Bus fuhr 17 Uhr). Enzo lud mich zum
Frühstück ein und ich fühlte mich schlecht, weil ich so wenig Zeit
mit ihm verbracht habe. Andererseits war es Samstag, er hätte mit
mir mitkommen können, aber er wollte lieber die Champions League
schauen. Das minderte mein Gewissen.
Mein Zoobesuch war toll! Ich habe fast
jedes Tier in jedem Gehege gesehen (war in Mexiko nicht so), auch
wenn die Gehege mal wieder kaum artgerecht waren... Aber dennoch
hatte mir es dieser Zoo angetan. Trotz recht kleiner Größe
verbrachte ich drei Stunden dort, mit dem Beobachten der Tiere und
Menschen. Ich habe auch eine besondere Begegnung mit einem Vögelchen
gehabt.
Er gierte regelrecht nach
Streicheleinheiten, presste seinen kleinen gefiederten Körper eng
gegen den Zaun, sobald ich aufhörte, ihn zu streicheln. Es tat mir
suuuper Leid ihn zurücklassen zu müssen und ich musste an mein
Vögelchen daheim denken.
Ins Museum kam ich nicht mehr, da die
genau Mittagspause hatten, als ich ankam. Ich lief dann noch ein
bisschen rum, bin Lebensmittel einkaufen gegangen und habe dann auf
Enzo gewartet. Er holte mich halb vier ab um mich zum Busbahnhof zu
fahren (welch nette Geste!).
Dort wartete ich dann bis es losgehen
sollte. Ich hatte ein Ticket nach El Remate gekauft, ca. 30 Kilometer
von Flores/ Santa Elena entfernt. Hier wohnte mein nächster Host. Am
Bus aber sagte man mir, dass dieser Bus nicht dorthin fahren würde.
Man könnte mich in Melchor herauslassen – oder auch nicht, denn es
wäre nachts gewesen irgendwo im nirgendwo, ca. 10km von El Remate
entfernt. Ich sollte in Santa Elena aussteigen. Ich wurde sauer,
hatte mir der Typ am Vortag doch noch fest zugesagt, dass das so
möglich sei. Ich wollte das zu viel bezahlte Geld zurück, doch man
verweigerte mir das. Mit Wut im Bauch ging es los.
Im Bus schickte ich Karlo eine SMS, ob
er mich 1 Uhr nachts in Melchor abholen könne. Keine Antwort. Gegen
18 Uhr klingelte ich ihn an, keine Reaktion.
Was tun? Nachts irgendwo in Melchor
aussteigen, wo ich nicht einmal wusste, wo es geografisch lag? Oder
auf Nummer sicher gehen und in Santa Elena aussteigen, wo es
wenigstens Zivilisation gab? Den Warn-Zeigefinger meiner Mutter
spürend entschied ich mich für die Variante Santa Elena.
Während der Busfahrt lernte sich
übrigens noch ein Pärchen kennen. Ja, ganz richtig. Da war der
Angestellte von der Busfirma, der für die Videos zuständig war und
eine Passagierin. Beide über 40, er aber älter. Er saß vor dem TV,
sie kam von hinten im Bus nach vorne, um sich ihr Mc-Donalds-Essen zu
holen (lag vor mir auf dem Sitz). Er bot ihr wohl den Platz neben
sich an (direkt vorm TV, super Platz!), sie ihm im Gegenzug ein Teil
des Menüs. Sie schmachtete ihn nach einer Zeit an, das war ja
widerlich und beschämend für mich als Frau. Er lag machohaft mit
den Armen in seinem Nacken auf dem Sitz, sie lachte laut und legte
sich nach einer Weile auf seine Brust. Irgendwann nahm er sie dann in
den Arm und nach wieder einer Weile schlabberten sie sich dann ab.
Und ich saß direkt daneben. Als es dunkel wurde, hatte ich Angst,
dass da noch mehr vor sich geht. Glücklicherweise waren beide wohl
zu müde (oder hatten wenigstens ein bisschen Scham).
Santa Elena
Es wurde dann doch
bereits 2 Uhr, als wir Santa Elena erreichten. Ich hatte zwei
Optionen: versuchen wach zu bleiben um Kohle für eine Übernachtung
zu sparen oder nachts in einer mir unbekannten Stadt eine billige
Bleibe finden. Ich lief aus dem Busbahnhof heraus und wurde von einem
Taxifahrer angequatscht. Ich fragte ihn nach einer billigen Bleibe,
er meinte gleich die Straße weiter runter. Er könne mich hinfahren.
Ich: „Tengo no dieniero.“ (Habe keine Kohle). Er: macht er
gratis. Natürlich war ich mal wieder mehr als skeptisch, entschied
mich aufgrund meiner Müdigkeit aber für den Deal. Wir fuhren los
und er laberte mich auf Spanisch zu. Ich verstand soviel, dass er mir
anbot, bei sich zu pennen. Ich war mir nicht sicher, warum. Wollte er
freundlich sein, etwas Kohle machen? Als dann jedoch seine Hand für
meinen Geschmack zu lange auf meinem Knie liegen blieb, wurde mir
mulmig. Ich lehnte ab und nahm seine Hand wenig geschmeidig von mir.
Gedanke im Kopf, dass mein Messer gut verpackt im Rucksack im
Kofferraum liegt.
Wir kamen am Hotel
an. Alle Zimmer belegt. Mist. Weiter zum nächsten Hotel. Taxifahrer
blieb anständig. Zweites Hotel Zimmer frei, ich raus aus dem Taxi
und rein ins Hotel.
Zimmer bezahlt,
bettfertig gemacht und versucht zu schlafen. Meine Müdigkeit war weg
und als ich nachts aufs Klos musste, huschte eine Kakerlake vom
Nachbarbett. Ich hätte einfach wach bleiben sollen.
Nach meiner recht
schlechten Nacht im Absteige-Hotel habe ich mir am nächsten Morgen
einen guuuten Cappucchino im Coffee-Shop gegönnt. Dort habe ich dann
auch mit Karlo geschrieben, was denn los sei. Er hätte mir
geantwortet, hat kein Aut (dachte ich mir schon). Ich könne aber an
diesem Tage zu ihm kommen. Gesagt getan, da ich aber einmal in Santa
Elena war, schaute ich mich dort um. Touris kommen hier vor allem
wegen der Insel Flores her, die über eine Brücke mit Santa Elena
verbunden ist. Die ist aber nicht soooo schön, wie ich erhofft
hatte.
Auffällig ist,
dass hier die ganzen Männer am Rad drehen. Jeder pfeift mir
hinterher, macht einen Machospruch oder versucht sonst irgendwie
meine Aufmerksamkeit zu erlangen. Was ist denn hier nur anders als in
anderen Orten Guatemalas?
Blick auf Flores |
in den Straßen Flores´ |
Ich bin dann mit
einem Shuttlevan nach El Remate gefahren. Eine sehr gute
Entscheidung. Auch El Remate liegt am See, ist aber noch viel
bezaubernder als Flores. Ländliche Idylle, kaum Touris und super
klares Wasser.
Ich bin zum Haus
gelaufen, in dem Karlo wohnt. Ein Künstlerhaus. Er selbst macht eine
Art Rechtschreibkorrektur für´s Ministerium, sein Freund ist
Künstler. Wir verbrachten den Sonnenuntergang auf dem Steg am
Wasser.
Später saßen wir noch in gemütlicher Runde (zwei weitere
Surfer aus Frankreich dabei) in der Küche. Ich verabschiedete mich
halb zehn, um ins Bett zu gehen. Die Nacht zuvor war zu schlecht und
wir wollen am nächsten Tag früh raus, um Yaxha zu erkunden.
Ich schlief in
einer offenen Strohhütte im Bett unter einem Moskitonetz. Herrlich.
Halb sieben stand
ich auf. Karlo und die Franzosen waren schon munter. Sie wollten nach
Tikal. Sowohl Tikal als auch Yaxha sind alte Mayastätten, wobei
Yaxha die ältere aber wenig bekanntere und kleinere von beiden ist.
Nach Tikal gibt es dutzende arrangierte Tagesfahrten, nach Yaxha gibt
es kaum Transportmöglichkeiten. Und dennoch entschied ich mich für
Yaxha. Annemarie hatte mir das empfohlen. Yaxha sei weniger
touristisch, günstiger und eine kleinere Version von Tikal. Das
Areal von Tikal ist an einem Tag kaum zu Fuß ablaufbar. Zudem sind
die Temperaturen hier so dermaßen drückend, dass die Entscheidung
einfach fiel.
Karlo und ich
trampten. Hatte er bereits mehrere Male erfolgreich gemacht. Für die
erste Strecke hatten wir auch schnell eine Mitfahrgelegenheit
gefunden (knapp 37km zum Straßeneingang Richtung Yaxha). Doch dann
hieß es laufen. Laut Mappe sind es 11 Kilometer von der Hauptstraße
zur Stätte. Elf Kilometer Landstraße mit Anstiegen und Abstiegen.
Die heißen Temperaturen ließen stetig die Schweißperlen über
unser Gesicht laufen. Bei jeder größeren Anstrengung wie bei einem
Anstieg konnte ich meinen Puls spüren. Nur vier Autos kamen uns auf
der ganzen Strecke entgegen, nur eins hielt an, um uns für ca. 700
Meter mitzunehmen.
Und dann kamen wir
nach 1 ½ Stunden am Kassenhaus an. Euphorie. 40 Quetzales für
Karlo, 80 für mich (ca. 8 Euro). Was wir nicht wussten: wir mussten
noch einmal mehr als 30 Minuten laufen, bevor wir wirklich an der
ersten Pyramide ankamen. Ich verfluchte alles mögliche.
Bevor wir das
Areal erkundeten machten Karlo und ich eine kleine Pause beim
Kartenkontrolleur. Nach ein bisschen Smalltalk ging es los. Yaxha
wurde 750 n. Chr. errichtet (nicht so alt wie die Tempelanlagen in
Mexiko, dafür aber auch nicht so restauriert). Anfangs war ich etwas
enttäuscht, da ich nach all den Strapazen und der Schwärmerei von
Annemarie mehr erwartete hatte. Doch dann sind wir auf eine
Aussichtsplattform gestiegen (150 Stufen) und konnten wilde Affen
beobachten. Ihre Rufe, die denen von Löwen ähnelten, schallten weit
durch die Baumkronen.
Wir hatten zudem
einen grandiosen Ausblick und da es gerade Mittagszeit war, machten
wir schließlich eine kleine Siesta.
Affentheater |
Am Ende haben wir
noch den größten Tempel erklommen (36 Meter hoch). Wir setzten uns
auf antike Stufen, das Mayareich unter uns betrachtend. Die Sonne
brannte erbarmungslos, es gab nur vereinzelt Wolken. Und dann auf
einmal regnete es ein paar Tropfen. Ich schaute nach oben und
wunderte mich, woher die kamen. Kaum auf der Haut, schon fast wieder
getrocknet. Aber es wurde nicht mehr. Die perfekte Erfrischung.
Bevor wir den
weiten Weg zurück Richtung Hauptstraße anpeilten, machen wir noch
eine kurze Pause. Schlechtesten Falls hätten wir die 11km wieder
zurücklaufen müssen. Die ersten fünf Kilometer zehrten bereits an
unserer Geduld, unserem Körper (mein Zeh machte ich wieder
bemerkbar) und unserer Stimmung. Nach einer erneuten Kurzpause kamen
zwei Motorräder. Ich scherzte, dass die uns ja mitnehmen könnten.
Und so sollte es auch kommen.
Erleichtert und
beflügelt wurden wir an der Hauptstraße heruntergelassen. Keine 3
Sekunden später hielt auch schon der nächste Pick-Up, auf dessen
Ladefläche wir bis fast zum Ziel gebracht wurden.
Insgesamt sind wir
an diesem Tag 20-25 Kilometer gelaufen.
Der Sprung in den
See war der perfekte Abschluss des Tages. Das Pärchen aus Frankreich
hatte es ebenso erfolgreich geschafft, nach Tikal zu trampen. Sogar
mit sehr viel weniger Laufaufwand.
Trotzdem waren wir
alle ziemlich müde und gingen wieder mal früh ins Bett.
Mit neuer Energie
bin ich am Morgen mit Karlo Kayak gefahren und anschließend noch
etwas schwimmen gewesen, bevor wir zusammen am Mittag zurück nach
Santa Elena getrampt sind.
Ich muss hier
leider noch eine Nacht schlafen, da mein Bus nach San Salvador 6 Uhr
morgens abfährt und es zu dieser Zeit noch keine Verbindung zwischen
El Remate und San Salvador gibt.
Macht aber nichts,
so konnte ich noch einmal einkaufen gehen, das Internet benutzen und
hatte Zeit, die Erlebnisse Guatemalas zu verfassen.
FAZIT
Guatemala (GS mal
etwas einzeln betrachtet) hat es unter die Top 3 meiner bisherigen
Lieblingsländer geschafft (neben Bhutan und Papua-Neuguinea). Ich
hatte solch ein Glück mit den Gastgebern, den Unterkünften der
Gastgeber und den Orten, die ich für meinen Kurzaufenthalt erwählt
habe. I am in love with Guatemala.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen