"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Dienstag, 13. Mai 2014

Fiji-Time!

Wie schön fing doch alles an. Wir wurden früh morgens (5.30 Uhr) bereits von einer Band mit
Gitarrenmusik und Gesang begrüßt. Doch diese tolle Stimmung verging mir gleich wieder, als ich einreisen wollte und keine Adresse in Fiji in die Arrivalcard eintrug. Manche Länder nehmen es da ja nicht so ernst und das hatte ich auch von Fiji erwartet. Negativ.
Ich habe erklärt, dass ich couchsurfen wollte und mich der Gastgeber am Flughafen abholen würde. Wie der Typ denn hieße. „Mitch“. Nachname? Keine Ahnung. Anschrift? Keine Ahnung. Telefon? Auch das wusste ich nicht (normalerweise frage ich immer danach aber das ging dieses Mal unter). Hmm. Ich wurde gebeten, dem Beamten zu einem Büro zu folgen. Sein Vorgesetzter fragte mich die gleichen Dinge. Er rief dann in der Cafeteria in der Ankunftshalle an (das war unser verabredeter Treffpunkt) ob denn ein Mitch auf mich warten würde. Dem war nicht so. Nach ein paar Schweigesekunden meinte ich: „Können Sie nicht einfach irgendeinen Namen einen günstigen Hostels eintragen?“. Und nach einem Namensvorschlag seitens des Beamten konnte ich schließlich passieren.

Doch dann nächster Rüffel: Früchte, Tierprodukte, Pflanzen etc. dürfen nicht mit ins Land eingeführt werden. Fiji hat Angst vor Keimen anderer Länder, deshalb hatte sich auch nach der Landung eine Stewardess mit zwei Chemiekeulen links und rechts bewaffnet und den Innenraum des Flugzeuges ausgesprüht. Während die Passagiere noch im Flugzeug saßen...
Jedenfalls führte diese Regelung dazu, dass ich meine extra für den Flug gekauften zwei Bananen und zwei Äpfel wegschmeißen sollte. Ich versuchte zu verhandeln, aber keine Chance. Wir einigten uns schließlich darauf, dass ich einen Apfel direkt vor Ort verzehren dürfte, den Rest musste ich in eine Tonne werfen...

Ich wartete in der Cafeteria auf Mitch, der mich abholen sollte. Tat er auch. „Vom Flughafen abholen“ bedeutet bei ihm aber, dass er sich ein Taxi von sich zu Hause aus nimmt, zum Flughafen kommt, mich einsammelt, wir zu ihm fahren und ich alles zahle. Super. Aber da hab ich nichts weiter gesagt. Ich schlief ein paar Stunden soweit das möglich war bei dem Krach im Haus (auf zwei Etagen haben ca. 10 Personen gewohnt plus Couchsurfer). Am Morgen dann nahmen mich dann ein paar Mädels des Hauses mit in die Stadt, die ca. 40 Minuten Busfahrt entfernt lag. Wir sind umhergelaufen, haben den Souvenirstand der Cousine besucht und als ich nach der Touristeninformation gefragt hatte, meinte Victoria (Vica) nur, dass ich dort nicht hin müsse, sie wüsste alle Informationen und Preise und hätte auch Karten für mich. Das kam mir schon suspekt vor. Als ich dann vor einem Laden – auf die Mädels wartend – mit einem Local ins Gespräch kam und der mich vor Vica und der Bande warnte (sie ist nämlich ein travel agent, sie verkauft also Reisen an ihre Gäste), war es mir dann klar. Drei der Leute in dem Haus sind Couchsurfing-Hosts, also Gastgeber. Und alle sind scheinbar nur zu dem Zwecke dort angemeldet, da sie ihren Gästen überteuerte Reisen andrehen wollen. Das hat auch scheinbar gut geklappt, es waren jeweils zwei mal zwei Deutsche Mädels da, die bei Vica gebucht hatten und eine Französin, die mehr als 700 Euro dagelassen hat.

Das war mir Warnung genug, ich wich den Angeboten aus. Am Abend hatten wir noch eine traditionelle Kava-Zeremonie (der Kava wurde von Giuseppe bezahlt, der auch gerade mit mir zu Gats war). Dabei wird Kava-Pulver (ein Pfeffergewächs) im Wasser gemischt und die braune Brühe dann nach Tradition in Kokosnussschalen herumgereicht. Schmeckt natürlich nicht gut, soll aber beruhigen und für einen guten Schlaf sorgen. Man dürfe währenddessen keinen Alkohol trinken, kiffen war aber okay. Es saß sogar ein Polizist mit in der Runde. Ich ging 23 Uhr ins Bett.
Mitch bereitet Kava zu

das Bild wurde VOR dem Trinken aufgenommen ;)

Der nächste Morgen begann regnerisch. So schlecht wie das Wetter war auch Dianes Laune. Sie ist der Kopf der Bande, Irin und mit einem Einheimischen, Paul, verheiratet. Wir tauschten ein paar Worte aus und nachdem ich ihr mitteilte, dass ich gern noch eine Nacht bleiben würde, flippte sie fast aus. Sie wäre davon ausgegangen, dass ich an diesem Tag an die Coral Coast wollte (weil ich danach gefragt hatte), es sei kein Platz im Haus. Ich fragte nach der Couch, sogar der Sonnenliege, aber nein, keine Möglichkeit. Es kämen neue Gäste, ich wäre der Gast von Mitch (der auf Arbeit war), Mitch hat keinen Platz für mich also muss ich gehen. Am besten in ein Hostel. Wäre so kein Problem gewesen, aber ich hätte gern den Großteil meines Gepäcks vor meiner Reise bei einer vertrauenswürdigen Person gelassen. So vermittelte mich Vica an Makelesi, die schließlich auch Buchungen macht, aber viel herzlicher und weniger geschäftlich mit ihren Gästen umging.
Übrigens sind wohl mindestens 90% der Gastgeber in Fiji Reiseagenten. Traurig, aber wahr.

Bei ihr buchte ich dann (natürlich mit Aufschlag, aber es regnete den ganzen Tag und es war recht spät um in die Stadt zu fahren) bei ihr drei Tage Hostel auf dem Festland. Ich zahlte gut 20 Dollar zu viel (8 Euro), aber dafür konnte ich ja zwei Tage bei ihr schlafen und mitessen (aber eigentlich ist das ja nicht der Sinn von couchsurfing).
Unterkunft im "Beach House"

Schlafsaal



Zum Glück war die Unterkunft recht nett, obwohl ich mir mit 4 Kerlen ein Zimmer teilte (einer deutsch und ein Schnarcher). Am ersten Tag regnete es, was mir recht gelegen kam um meine Reiseplanung voranzutreiben. Den zweiten Tag verbrachte ich entspannt am Strand, ich fuhr ein bisschen Kayak und las. Am Abend gab es Livemusik.
Den dritten Tag verbrachte ich ähnlich, habe am Abend noch mit einer Gruppe Jugendlicher Billard gespielt.
Am Tag darauf fuhr ich wieder mit dem Bus zurück. Der Motor begann auf halber Strecke zu qualmen und der Bus fuhr keinen Meter mehr. Wir warteten 20 Minuten auf einen weiteren. Gleiche Gesellschaft, aber dieses Mal mit kostenlosem Wifi und Klimaanlage. Hat doch alles einen Sinn ;)




Lieblingsplatz (Ebbe)

Ich hatte nach meiner Ankunft noch ein paar Dinge für den bevorstehenden Inselurlaub eingekauft. Da das Wasser auf den Inseln recht teuer ist (5 Fiji-Dollar, ca. 2 Euro), empfahlen mir diverse Leute, selbst Wasser mitzunehmen. Also 7 Flaschen, ein bisschen Knabberzeugs und Obst und gut. Vor einem Supermarkt kam ich noch mit einem Inder ins Gespräch, wie sich herausstellte der Besitzer. Er fuhr mich netterweise zum nächsten Bankautomaten und bot mir an, seinen Jetski oder sein Boot zu benutzen. Er meinte sogar, ich solle doch für immer nach Fiji kommen, zu ihm. Ich lehnte höflich ab.
Die Hauptmahlzeiten auf der Insel waren bereits im Preis enthalten, aber ich hatte auch gelesen, dass diese manchmal recht mickrig gewesen sein sollten. Ich buchte 7 Nächte im Mana Backpackers, auf der Insel Mana. Vica hatte mir erstaunlicherweise den besten Preis dafür geboten (nachdem ich noch in weiteren Reiseagenten war, sie ist mit dem Besitzer des Hostels wohl verwandt) und Makelesi wickelte alles für mich ab. 7 Nächte im 8-Bettt-Zimmer inkl. 3 Mahlzeiten und Boot kosteten mich knapp 160 Euro. 
Zimmer im Mana Backpackers


Die letzte Nacht vor der Abreise zur Insel plagten mich Kopfschmerzen. Ich schwitzte und fror gleichzeitig. Ich befürchtete schon, mir eine Tropenkrankheit eingefangen zu haben (die Mücken hier sind recht aktiv). Aber zum Glück ging es mir am Folgetag besser und den Tag darauf war alles wieder gut.

Nachdem ich mit zwei anderen Deutschen auf Mana angekommen war (einer davon ein Ossi ;) ), gab es gleich Mittagessen und daraufhin einen Kurs im Kokosnussschmuck basteln. Jetzt schmücken zwei handgewerkelte Kokosnussringe meine Hände.
Bastelrunde
 

Die Unterkunft liegt mitten im Dorf, sie wird von den Dorfbewohnern betrieben. Ich lernte einen Koch der Konkurrenzunterkunft kennen, der mich am Tag darauf mit zum Fischen nahm. Nach einiger Zeit fingen wir auch einen Fisch, aber der tat mir recht Leid. Der Fischer wollte ihn in einem kleinen Pfützchen im Stein ersticken lassen, ich hab ihm frisches Wasser ins Loch geschüttet.
Als der Fischer einmal seine Sehne zum Schwingen ausholte, landete der Haken in meinem Hinterkopf. Der Fischer schwang die Sehne nämlich wie ein Lasso, um sie weit ins Meer zu werfen. Glücklicherweise blieb aber außer eines kleinen Schocks nichts an meinem Kopf zurück, mein Haar hatte den Haken abgefangen.
Haie hatten wir nicht gesehen, obwohl das wohl durchaus möglich gewesen wäre.


im Überlebenskampf

und noch ne Kokosnuss

Und dann kamen die Deutschen. Auf Fiji habe ich die bisher meisten Deutschen während meiner ganzen Reise angetroffen – und die schlimmsten. Junge Kerle, Abi in der Tasche, in Australien work&travel gemacht und nun zum krönenden Absch(l)uss die Kohle auf Fiji verballern. Und dann gleich vier von denen. Die waren so betrunken, dass zwei von ihnen beim Lagerfeuer meinten, es wäre eine grandiose Idee, sich mit Zigaretten vier Punkte in die Knöchel zu brennen, als Erinnerung. Zwei der vier waren so dumm. Einer schlief bereits noch knülle vom Vortag. Aber als der dritte zum Feuer kam, fand er die Idee der beiden anderen doch recht bescheuert. Dafür hat dann ein anderer sich mit einer Nadel und Filzstifttinte versucht, ein eigenes Tattoo zu stechen. Und war sich im Anschluss ziemlich sicher, jetzt AIDS zu haben, weil er nichts desinfiziert hatte. Jaja, ziemlich unterhaltsam die Bande. Aber leider auch ziemlich nervig, wenn man im gleichen Haus untergebracht war...
bestes Essen: Fisch

Krabbenrennen

unsere war zu langsam :(

Einen Teil des Sunsetbeaches durfte kein Tourist betreten. Es sind gerade Dreharbeiten für eine australische Reality-Show in Gange. Als ich das hörte, wurde natürlich mein Interesse geweckt. Ich ging mit einem der normalen Deutschen (die mit mir auf der Insel ankamen) zum Flugplatz und traf zufälligerweise auf einen Australier, der in einem der nur drei Häuser am Sunsetbeach lebte – mit Blick auf die Kulisse. Und „zufälligerweise“ lud er mich dann zu seinem Haus ein. Am nächsten Tag gesagt getan und ich bin dann noch den kompletten Strand entlang gelaufen. Da Mittagszeit war, hielt mich niemand auf. Nur auf dem Rückweg wurde ich gestoppt. Viel mehr habe ich nicht gesehen, aber der Strand an sich war schon ein Besuch wert. Ich wurde dann vom Security Mensch zum Haus zurück geleitet und er verriet mir noch ein paar witzige Interna von anderen Produktionen (darunter auch „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“).
Hat sich also gelohnt der Ausflug. Zudem soll im Haus vom Australier Tom Hanks gewohnt haben, als sie auf einer Nachbarinsel Cast Away gedreht hatten.
Sunset Beach


Im Buggy vom Amerikaner

Die habe ich dann ein paar Tage später besucht. Leider hatten wir einen recht windigen Tag erwischt. Die Wellen waren gnadenlos, das Boot eine Nussschale. Das war einer meiner adrenalinreichsten Fahrten. Diverse Male dachte ich, das Boot würde kentern. Wir hatten uns auf Rettungswesten gesetzt, damit jeder Aufprall auf dem Wasser etwas gedämpft wurde. Brachte nur nicht viel, ich hatte die beiden Tage danach diverse blaue Flecke und Rückenschmerzen.
Der Auslfug an sich war aber ganz nett. Wir sind zuerst auf einen Berg geklettert, haben Drehorte bestaunt und danach Kokosnüsse gegessen und sind geschnorchelt. 





Auf Mana bin ich dann einem weiteren dt. Pärchen begegnet, die auch bei Diane eine Nacht schliefen. Ihnen wurden 50 Dollar geklaut. Nur gut, dass ich da nicht meine Klamotten gelassen hatte. Mir wurden übrigens auch Käsecracker aus meinem Rucksack entwendet, meinem Bettnachbarn Chips. Kein Drama, wir hatten den Raum auch nicht verschlossen. Aber als dann aus einem Privatraum ein Tablet gestohlen wurde (obwohl der Manager noch meinte, hier in der Dorfgemeinde wäre alles sicher), war das Drama groß. Es tauchte natürlich nicht wieder auf.
Daraufhin verschlossen wir auch unser 8-Bett-Zimmer (wir waren maximal zu 4.). Ich hatte meine Wertsachen bis auf Kamera und Portemonnaie auf dem Festland gelassen.

Dann war für jeweils eine Nacht mal das Wasser weg. Spülung, Dusche und Handwaschbecken funktionierten also nicht. Wir waren wenigstens so clever, beim Nachbarresort die Sanitäranlagen zu nutzen. Andere standen es einfach aus. Strom gab es von 18 bis 6 Uhr. Hier ein paar finale Eindrücke:

traditionelle Tänze


Frühstück








abendliche Beschäftigung

Band



Zum krönenden Abschluss haben mich die letzte Nacht in Nadi noch Bedbugs so richtig schön angezapft. Und zwar nicht im Bett, sondern in der Sitzgelegenheit im Foyer des Wailoaloa Beach Resorts. Dafür bekomme ich im Gegenzug jetzt wenigstens einen gratis Shuttle zum Flughafen...

Nächster Halt: Mexiko!



Zusammenfassend wäre zu sagen: Fiji ist schon schön. Zumindest das, was ich sehen konnte. Aber es war für mich keineswegs ein Paradies. Für das Preis-Leistungsverhältnis würde ich dann Reisenden eher die Philippinen, Indonesien oder die Inseln Thailands empfehlen.

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