"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Donnerstag, 1. Mai 2014

Expedition PNG – drei Wochen Abenteuer


Wo soll ich nur anfangen? Soviel vorweg: die letzten drei Wochen waren einprägsam und so anders als das bisherige Reisen. Doch eins nach dem anderen...

Kokopo und Rabaul: Vulkan und indisch Essen


Der erste Ausflug führte mich zu einer der Inseln nördlich vom Festland. Das war der bereit erwähnte geschenkte Flug. Ich bin in Kokopo angekommen und mit einem öffentlichen Kleinbus (wird PMV -public motor vehicle- genannt) zum Zentrum gefahren. Neben mir saß ein Herr, dessen Geruch der für mich schlimmste in ganz PNG war. Eine Mischung auf Essig, alter Oma und ein paar Tage altem Schweiß. Dazu aber mehr in den allgemeinen Feststellungen.
In Kokopo hatte ich bereits die Zusage von einem indischen Pärchen, bei denen übernachten zu dürfen. Und als ich einen Ausländer (den einzigen weit und breit) nach dem Weg gefragt habe, hat er mich spontan hingefahren. Diesen Weg sollte man nämlich um diese Uhrzeit (nach 16 Uhr) nicht mehr entlang laufen, da in den Büschen böse Menschen lauern könnten..

Den Rest des Nachmittags verbrachten wir mit Reden, obwohl ich gern das Zentrum mehr erkundet hätte, aber zum einen war der Weg ja zu „gefährlich“ und zum anderen begann es zu regnen. Abends gab es das erste Mal lecker selbst gekochtes indisches Essen.

Am Tag darauf bin ich allein (es war Sonntag) zum Vulkan in Rabaul gefahren. Mein Gastgeber musste arbeiten und seine Frau traute sich irgendwie seit sie vor 2 Monaten von Indien nach Kokopo zogen nicht aus dem Haus. Nur einmal waren sie zu einer Geburtstagsparty gefahren. Kein Wunder, dass sie den Ort nicht mochte.
Ich jedenfalls voller Tatendrang habe mich schnell zum Vulkan Tavurvur gefunden. Er ist aktiv, der verheerendste Ausbruch geschah 1994. Eines Morgens spuckten dieser und der Nachbarvulkan Aschemengen über das Örtchen, alle Häuser wurden darunter begraben. Seither ist der Ortskern versetzt worden. Auf dem Weg zum Vulkan läuft man also über die Ruinen des alten Ortes, Häusermauern und -dächer sind z.T. Noch sichtbar. 

heiße Quellen

Quellen+Meer fließen zusammen

Vor dem Vulkan brodeln heiße Quellen. Aus dem Vulkangestein läuft kochend heißes Wasser ins Meer. Die Frauen vom Dorf verkaufen den Touristen rohe Eier zum Vor-Ort-Kochen. Ich war an diesem Tag der einzige Tourist. Der Eintritt zur Quelle kam 5 Kina, etwa 1,40 Euro. Der Guide zur Vulkanbesteigung wollte 50 Kina haben. Ich lehnte ab und wollte den Weg allein meistern, hatte es doch zuvor eine andere Couchsurferin auch bereits gemacht. Diese Entscheidung sollte ich bald bereuen...
Aufstieg


Nachdem ich die Quellen hinter mir gelassen hatte, lag der Weg zum Vulkan vor mir. Ein Trampelpfad zeichnete sich aus der Ferne ab. Diesen folgend war ich rasch am Fuße angelangt. Nach keinen 40 Minuten hatte ich den Vulkan erklommen. In Flip Flops. Ohne Guide. 
Aussicht von oben

Blick in den Krater



In der Ferne konnte ich aber bereits fette Regenwolken erkennen, weshalb ich bemüht war schnellstens wieder runterzulaufen. Und das war mein Fehler. Ich stieg zu schnell ab, verlor den Weg und fand mich mitten in den Altlavaströmen des Vulkans wieder. Rechts und links Gesteinswände, unter meinen Füßen ein Mix aus Asche, Steinen und Sand. Es begann zu regnen. In meinen Flip Flops verlor ich nach kürzester Zeit den Halt, die Plastikhalterung sprang immer wieder aus der Sohle heraus. Egal in welche Richtung ich auch schaute, ich fand den Weg nicht mehr. In der Hektik knickte ich auch noch mit meinem rechten Fuß um. Verzweiflung machte sich breit. Was, wenn ich verloren gehe? Was, wenn ich nicht mehr auftreten kann? Wer kommt mich retten? Und als wäre das noch nicht genug gewesen wurde aus dem Regen ein Gewitter. STOP.
Durchatmen, klare Gedanken fassen, Mut zusprechen und einen Ausweg finden. Caro, du schaffst das. Ein Schritt zurück und zwei nach vorn. Mittlerweile barfuß, denn die Schlappen waren eine größere Hürde als Hilfe. Nach schier endlosen Minuten, einer anstrengenden Kletterei, diversen Schrammen an beiden Füßen und Händen (die auch oft zum Einsatz kamen), Schreckenssekunden beim Abrutschen kam ich irgendwann am Fuße des Vulkans an. Ich hob meine beiden Mittelfinger, Euphorie machte sich breit, die in der nächsten Minute auch schon wieder verflogen war, denn ich verlor den Pfad erneut. Der Regen hatte meine Fußabdrücke mit sich weg geschwemmt. 

ein Teil des Weges...

Ich entschied einem ursprünglichen Flussverlauf zu folgen. Erneute Akrobatik war erforderlich. Schließlich kam ich nach fast 1 ½ Stunden wieder an den Quellen an. Wie habe ich mich gefreut und wie war ich erleichtert. Es regnete immer noch, Einheimische hatten sich unter einem Unterstand gerettet und musterten mich. Ich gesellte mich zu ihnen und sie lächelten. Die Kinder badeten vergnügt im Meer.

Nachdem der Himmel aufklärte, schmiss ich meine eh nassen Sachen auf den Unterstand und sprang ins Meer. Das Salzwasser brannte in meinen Schürfwunden. Die Wasseroberfläche war heiß und wurde immer heißer, je näher ich mich den Quellen näherte. Der Untergrund war angenehm warm. Ich wollte meine strapazierten Muskeln entspannen, doch im Wasser befanden sich Fische, die meinen Körper als Nahrungsquelle betrachteten. Keine Spur von Fisch-Spa, die konnten richtig kniepen! Also immer in Bewegung bleiben. Nach einer Weile hatte ich genug und die nächsten dunklen Wolken trieben mich aus dem Wasser. Auf den PMV wartend spielte ich mit den Kindern Seilspringen.
heißes Bad





Mikrowellen-Kekse :D
Zurück im Haus angekommen wollte ich Kekse für uns backen, quasi als kleines Dankeschön. Nachdem der Teig fertig war, mussten wir feststellen, dass der Ofen nicht funktionierte (und das noch nie tat, denn es fehlte die Röhre). Kreativ sein! Ab mit den Teigrohlingen in die Mirkowelle. Pizzaprogramm eingestellt und einmal gewendet, fertig Sie waren trocken und kross, aber es waren Kekse.


Am nächsten Tag bin ich nach Korere gefahren, weil es dort angeblich einen tollen Schnorchelspot geben sollte. Ich hatte ja Robs Ausrüstung. Als ich den Truck verließ, stieg auch ein Mädchen aus Korere mit mir aus. Ihr Name ist Joy und sie wollte auf mich Acht geben. Es regnete wieder, wir warteten in der Kirche.

Der erste Schnorchelgang war erfolglos, zu große Wellen, zu aufgerautes Meer. Wir liefen den Strand entlang zu dem Abschnitt, der zu Joys Haus gehörte. Und dort war dann etwas bessere Sicht, doch im Regen Schnorcheln macht wenig Spaß. Nach einer Weile hatte ich genug, überließ Joy den Schnorchel. Sie nutzte ihn aber nur ganz kurz, ich glaube das war ihr nicht ganz geheuer.
Ich musste wieder auf einen Truck warten, Joy lud mich in ihr Haus ein. Dort waren diverse Familienmitglieder unter dem Haus versammelt. Joy schlug im Garten Organgen vom Baum, die wir aßen.
Joy

Joys Schnorchelversuch



Bevor ich mit dem Truck zurückfuhr, fragte mich Joy, ob wir unsere Schuhe tauschen könnten. Aber ich versuchte sie davon zu überzeugen, dass diese meine Schuhe die schlechtere Wahl seien. Wir hatten auch nicht die gleiche Größe. Auf dem Weg zurück zum Haus wurde ich wieder mitgenommen.

Am letzten Tag habe ich früh noch Eierkuchen zubereitet, nicht ganz uneigennützig, musste ich drei Stunden am Flughafen in Kokopo auf meinen Flug warten. Ich solle zum Check-In dasein, man könne mein Ticket sonst an eine andere Person verkaufen oder sonst was könnte schief gehen. Also saß ich unnützerweise drei endlose Stunden in dem nicht klimatisierten und wenig attraktiven Flughafen von Kokopo und resümierte die letzten Tage.


Wewak: Gratis Flug, Gruselgeschichten und Bismarcksche See


Nach einer Nacht in Port Moresby (Pom) machte ich mich am 9. April nach Wewak auf. Ich saß in  einem der kleinsten Flugzeuge meines Lebens (nur sieben Reihen!-Propellermaschine). Also eigentlich hatte ich geplant, von Pom nach Madang zu fliegen, von dort ein Schiff nach Wewak zu
Privatflugzeug ;)
nehmen und dann wieder zurück nach Madang auf die gleiche Weise. Ich wusste weder die Abfahrtszeiten noch Preise. Auf dem Flugplatz in Madang gelandet machte die Stewardess die Durchsage, dass alle Passagiere nach Wewak sitzen bleiben sollten. Meine Chance!? Ducken und abwarten? Das war mir dann doch zu viel Adrenalin, ist ja immerhin schlimmer als Schwarzfahren in der Bahn. Also ließ ich das Schicksal für mich entscheiden. Ich fragte die Stewardess ganz höflich, ob es eine Möglichkeit gebe, den Flug nach Wewak wahrnehmen zu können, ohne in Besitz eines gültigen Tickets zu sein. Sie meinte freundlich, ich sollte das Bodenpersonal fragen und wenn die grünes Licht geben, spräche nichts dagegen.
Ich also aus dem Flugzeug gerannt und die Mitarbeiter am Boden diskret gefragt. Ohne Probleme war mein Anliegen umsetzbar, in Madang sind nur 5 Personen in das eh spärlich besetzte Flugzeug zugestiegen. Ich war glücklich. Die Stewardess, Rachel, setzte sich dann neben mich und fragte mich über meine Reise aus. Bevor ich das Flugzeug verließ, fragte ich noch nach ein paar Keksen für den Weg. Sie gab mir eine ganze Tüte voll und eine Packung Orangensaft obendrauf.
Aussicht

Mit dem PMV fuhr ich ins Zentrum. Es war gegen 17 Uhr. Zu spät für eine Ausländerin wie mich allein herumzulaufen, vor allem in einem als so riskant geltenden Ort wie Wewak (ich selbst habe das natürlich überhaupt nicht so wahrgenommen). Auf der Suche nach einer erschwinglichen Unterkunft traf ich auf Michael Tang. Er war der Besitzer des Tang-Supermarktes, ebenso wie einer nach ihm benannten Bucht (Tang-Bay) und fand eben, dass es für mich allein zu gefährlich war. Nach einem kurzen Zwischenstopp in seinem Büro (inklusive Fragerunde) fuhr er mich zum SIL, einer Gemeinschaft, die die Bibel in die 800 einheimischen Sprachen in PNG übersetzt und die gleichzeitig günstige Unterkünfte anbot. Mit 65 Kina/Nacht war das wirklich erschwinglich (im Zentrum kam die günstigste Variante 140 Kina).
SIL

Ich war 18.30 Uhr im SIL angekommen, hatte glücklicherweise eine Küche zu Verfügung und konnte so meine Notfall-Instantnudeln zubereiten. Tja und was den Rest des Abends machen? Ich suchte nach Unterhaltung, fand ein Buch. Die Bibel? Nein, warum auch immer, ein deutsches Buch. Konsalik: Transsibirien Express. Das sollte meine Unterhaltung für die nächsten Abende werden.

Am nächsten Tag holte mich Michael von der SIL ab und brachte mich ins Zentrum. Ich kaufte ein
Predigten vor´m Supermarkt
Ticket für das Schiff (145 Kina für Studenten) und im Anschluss zeigte mir Michael sein Haus. Er erzählte mir von einem Angriff auf ihn. Es passierte an einem Sonntag Morgen in seinem Büro, die Brutalos sind durchs Dach eingestiegen und haben mit Messern und Pistolen den Inhalt des Tresors gefordert. Aber Michael hatte keinen Schlüssel bei sich. Die Brutalos durchtrennten seine Wade und schlugen mit Macheten auf seinen Kopf ein. Nach mehreren Stunden ließen sie von ihm ab und er kam ins Krankenhaus. Später ins australische, weil das in Wewak weder Röntgen noch anderes hilfreiches Equipment hatte.
Andere Banditen versuchten über den Hang in sein Haus einzudringen. Zwei Mal. Und auf einer Insel, an der ich später mit dem Schiff vorbeifahren sollte, wurde eine ausländische Frau vor den Augen ihres Mannes getötet. Soviel zu den Horrorgeschichten. Kein Wunder also, dass Michaels Frau und Kinder in Australien leben...

Nachdem ich meine Einkäufe erledigt hatte, hat mich der Polizist Vincent freundlicherweise zur SIL zurückgefahren und im Anschluss zum Strand. Es war ein regnerischer Tag, ich bevorzugte es, die Kinder beim Spielen zu beobachten, anstatt mich selbst in die Wellen zu werfen (was dann auch nur in voller Bekleidung möglich gewesen wäre, da die Frauen vor Ort kaum Haut zeigen und die Männer deshalb verrückt drehen, wenn eine Ausländerin im Bikini baden gehen würde).

Ich habe Vincent dann noch zu seinem Rugby-Training begleitet. Rugby ist in PNG äußerst beliebt, ich glaube auch die meist gesehene und ausgeübte Sportart. Nach der zweiten Nacht hatte ich diverse Stiche am Körper. Ich bin sicher, es waren Bettflöhe, die Angestellten meinten, es wären Bisse von Sandflöhen am Strand. Zum Glück musste ich keine weitere Nacht im SIL übernachten, denn am vorletzten Tag bot mir Michael an, bei ihm zu übernachten. Ich schlief in einer kleinen Einliegerwohnung, hatte einen super Ausblick und einen Pool zu Verfügung.
Glücksgriff :)
An diesem Tag bin ich mit Bekannten von Watna zum Schnorcheln gefahren. Leider waren die zwei Damen nicht ganz so freundlich wie der Rest der bisher kennengelernten Leute. Die eine wollte, dass ich die komplette Benzinfüllung des Autos ihres Freundes, der uns fuhr, bezahlte (ich hatte aber zum Glück nur 10 Kina bei mir, was auch ausreichend war), die andere fragte mich ohne Zögern nach dem Schnorcheln, ob ich ihr meine Ausrüstung überlassen würde. Naja. Das Schnorcheln an sich war auch nicht so prickeln, weil die Wellen zu hoch waren und das Riff am Capo Wom nicht sonderlich spektakulär war. Kein Wunder, wenn da jedes Wochenende die ganzen Locals einrücken und ein Grillerchen machen.

Nach 2 Stunden hatte ich genug und habe mich zu einem anderen Strand, in Zentrumsnähe absetzen lassen. Dort war dann zufälligerweise auch Vincent, der im Auto chillte. Ich konnte also getrost meine Sachen bei ihm lassen und baden gehen. Aber das Wetter war wieder nicht so prima und gegen 17 Uhr habe ich mich zu Michael fahren lassen. Nach einer kurzen Runde im Pool kam Michael auch schon und wir bereiteten ein fantastisches Abendessen zu (Steak mit Bratreis und Gemüse, im Anschluss Eis mit Papaya).

Samstag sollte das Boot 15 Uhr abfahren. Durch technische Probleme kam es allerdings erst Mitternacht an. Michael verbrachte bis ca. 19 Uhr Zeit mit mir, dann schickte ich ihn nach Hause, weil er selbst am nächsten Tag nach Australien fliegen wollte.
Ich wartete dann mit ein paar Mädels, die ich auf dem Rugbyfeld kennenlernte, auf´s Schiff. Ich hatte das Glück, in die „erste Klasse“ gebracht zu werden, aus Sicherheitsgründen (jemand meinte zu mir, ich solle besser nicht schlafen, weil ich sonst angetatscht werden könnte). Neben mir hatte nur die Crew Zugang. Ein fensterloser Raum mit Klimaanlage, Toilette, Dusche und ausgemusterten Flugzeugsitzen. Ich konnte ein paar Stunden auf einer Matratze auf dem Boden schlafen.

Der Tag auf See verging recht schnell. Die lieben, wenn auch rauen Jungs von der See boten mir Kaffee an, zum Abendessen auch Reis mit Fisch, den sie am Vortag gefangen hatten. Mit etwa 8-9 Knoten war die Fahrt recht entspannt, das Wetter war ausnahmsweise mal prima und ich genoss die Ruhe und Meeresluft. Am Nachmittag begleitete uns dann noch eine Gruppe Delfine für etwa eine halbe Stunde. Ich war glücklich und realisierte im Sonnenuntergang auf dem Bug des Schiffes, dass ich mich gerade in PNG befand, 14.000km entfernt von zu Hause. Allein und nur mit einem kleinen Rucksack, mehr brauchte es in diesem Moment aber auch nicht. Zur Krönung schenkte mir der Nachthimmel eine Sternschnuppe.

noch ein Vulkan



Kapitän bei der Arbeit


Die "erste Klasse"

Ich war etwas traurig, als die Fahrt dann gegen 21.30 Uhr bereits beendet sein sollte. Angekommen in Madang. Allerdings zu spät, um für mich als Alleinreisende eine Unterkunft zu finden. Also bat ich den Kapitän noch eine Nacht auf dem Schiff schlafen zu dürfen und es war kein Problem. Dieses Mal bevorzugte ich aber die gepolsterte Bank auf der Brücke, ganz ohne Klimaanlage. Nach einem Kaffee am nächsten Morgen machte ich mich auf die Suche nach einer Unterkunft. 

Madang: himmlische Familie und höllische Schmerzen

 

Madang Vogelperspektive

Ich hatte bereits diverse Unterkünfte ersucht, alle mindestens 130 Kina aufwärts. Zu teuer für mich. Ich trat in das Gelände der lutheranischen Kirche ein. Vielleicht hat dort ja eine Idee. Der Pastor und seine Familie saßen draußen und begrüßten mich äußerst nett. Ich schilderte mein Anliegen und drei der vier Töchter brachten mich zu weiteren Unterkünften, mit gleichen Preise. Ich fragte, ob sie denn eine Möglichkeit eines „Homestays“ wüssten, also quasi eine Gastfamilie. Und dann meinten sie spontan, wir könnten ihren Vater fragen. Und so kam es, dass ich die nächsten drei Nächte Gast der lutheranischen Pastorenfamilie wurde.
lutheranische Kirche

Am gleichen Tag fuhren zwei der Töchter und ich auf die Nachbarinsel Krangket, ich wollte schnorcheln. Aber auch hier, direkt vor der Madang Lodge (deren Wachhund- ein alter Mann äußerst unfreundlich uns den Weg verweigerte, wenn wir nicht 5 Kina pro Person zahlen würden) war das Riff trostlos, tot und mit Müll überschwemmt. Wenigstens war es sonnig. Abends habe ich zum ersten Mal Taro gegessen, eine Art Kartoffel. Zuvor haben wir gemeinsam gebetet und die Familie hat religiöse Lieder gesungen. Danach flochten mit die Schwestern die Haare. Wir saßen in einer gemütlichen Runde draußen unter dem Carport, als mir völlig unerwartet ein Gecko auf´s Knie fiel. Und ich dachte, die würden nie, nieeeeemals irgendwo herunterfallen.


Kleingartenanlage auf Krangket

Betelnuss erklettern


Strand auf Krangket

Zum Früstück gab es Toast mit gekochten Instantnudeln und Dosenfleisch. Gewöhnungsbedürftig. Das Fleisch, was in PNG in Dosen verkauft wird, würde bei uns als Hundefutter durchgehen.
Ich wollte mit dem Boot zur Insel Siar, eine traditionelle Tanzaufführung hielt mich aber erst einmal davon ab. Der Kratzer an meinem Fuß war etwas entzündet und nässte. Und ich hatte leider an diesem Tag kein Pflaster drauf und merkte den stechenden Schmerz, wenn die Fliegen der Wunde zu nahe kamen. Verheerend.





Nach dem Tanz wollte ich nach Siar, aber es fuhr kein Boot. Dafür sind wir dann zur Küste von Madang, die aber auch keine schönen Schnorchelspots liefert. Die Gegend gilt auch als unsicher. Am Abend übten die Kinder der Gemeinde ihre bevorstehende Osteraufführung in der Kirche.
Küste Madang
Mittwoch, den 16. April bin ich dann endlich nach Siar gelangt. Da es aber die Nacht und auch am Tag selbst geregnet hatte, war das Meer zu trüb. Caroline, die Tochter vom Inselgästehausbesitzer Simon führte mich herum. Auf das Boot wartend bat mich Simon um einen Gästebucheintrag und Caroline brachte mir eine frische Kokosnuss, Papaya und gegrillten Fisch. Solch eine äußerst warmherzige Gastfreundlichkeit ohne Gegenansprüche habe ich selten wieder gefunden. Die Hütten auf Siar und die Insel selbst sind super idyllisch, wer bei Simon und Caroline übernachten möchte, kann die Familie unter +675 70462821 erreichen. Eine Übernachtung kostete, glaube ich, 80 oder 100 Kina, inkl. Vollverpflegung.

An diesem Tag verschlechterte sich mein gesundheitlicher Zustand rapide. Nach dem Inselausflug bin ich schon leicht humpelnd einkaufen gegangen (wollte wieder Kekse backen). Am Abend sollte ich dann vor den lutheranischen Studenten der Uni über Religion in Deutschland sprechen. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt bereits nur noch zum Raum humpeln. Während des Treffens wurden die Schmerzen in meinem linken Fuß stärker, er schwoll an, war rot und heiß. Ich konnte ihn beim Verlassen der Fragestunde nicht mehr aufsetzen. Zurück im Haus der Familie wurde mir die Situation etwas unheimlich und eine befreundete Krankenschwester kam vorbei. Sie meinte, ich solle den Fuß hochlegen und Antibiotika nehmen. Ich selbst hatte nur Apsirin und ein allgemeines Schmerzmittel dabei, aber zum Glück hatte die Familie noch Antibiotika im Haus. Aller 8 Stunden, zwei Tabletten. Ich vermute, dass die miesen Fliegenbiester Bakterien in meine Wunde gebracht haben.

Am nächsten Morgen war meine Situation unverändert, ich konnte nur auf einem Bein hüpfend mich fortbewegen. Sobald ich das linke Bein Richtung Boden bewegte, trat der Schmerz ein. Ich war verzweifelt. Sollte ich ins Krankenhaus in Madang oder wie geplant mit dem gecharterten PMV (für ein Ostercamp) und einer der Töchter weiter nach Goroka? Ich entschloss mich für letzteres, da ich somit einen Begleitschutz/Hilfe hatte und ich zudem ganz vorne im Wagen sitzen konnte und mein Bein hochlegen konnte (auf ein Kissen, welches mir die Familie mitgegeben hatte).
tolle Aussicht..

Der Bus sollte zwischen 8 und 9 abfahren, es wurde 10 Uhr bis er kam. Und dann dauerte es weiter geschlagene zwei Stunden !!! bis wir genug Leute im Bus hatten, damit er Madang verließ. Und ich vorn mit Schmerzen in der prallen Sonne. Die Fahrt mit einem PMV von Madang (Küste) nach Goroka (Gebirge) war mit 5-6 Stunden angesetzt. Wir erreichten Goroka 20.30 Uhr. Irgendwann musste ich auch einmal für kleine Mädchen. Der Bus hielt an einer ansteigenden Straße, mit kaum einer Versteckmöglichkeit. Ich humpelte bzw. sprang aus dem Bus, so weit die Straße herunter wie möglich. Die Pastorentochter kam mir hinterher. Ich bat sie, sich vor mich zu stellen. Denn das bisschen Gras, was ich vorfand, bot kein Versteck. Gedemütigt und unter Schmerzen versuchte ich ohne den linken Fuß auszusetzen, mein Bedürfnis zu erledigen. Doch das war nicht möglich, fast wäre ich hingefallen, musste also das Bein aufsetzen. Nachdem ich wütend, unter Schmerzen und machtlos wieder Richtung Bus hoch humpeln wollte, verließen mich meine Kräfte. Das war einfach alles zu viel in diesem Moment. Ich konnte nicht anders uns musste weinen.

Keiner der um den Bus herumlungernden Männer half mir, ich bat darum, dass der Bus mir entgegenkommen würde. Im Bus selbst übermannten mich dann meine Gefühle und die Tränen kullerten zahlreich. Vor allem, nachdem ich feststellte, dass dieser unausweichliche Toilettengang einen Bluterguss mit sich brachte. Ich war Gesprächsthema des Busses. Auch wenn ich kein Pidgin spreche, ich verstand, worum es ging. Bereits in Madang wurde ich als „white meri“, „weiße Frau“ bezeichnet und diese Worte fielen auch diverse Male im Bus. Und anstatt Empathie zu zeigen, begann Gelächter im Bus. Das war der zweite Moment, in dem ich Heimweh hatte. Verdammt großes Heimweh.


Goroka: Rehabilitation und Gebirgsfeeling

 

In Goroka war ich mit den Tanten von Watna verabredet. Ich bat den Busfahrer, mich ins Krankenhaus zu fahren. Er hielt davor an. Ich meinte zynisch, ob er denn nicht hereinfahren könne, da ich nicht laufen kann. Mit meinem Rucksack und ohne Hilfe der anderen Fahrgäste sprang ich zur Notaufnahme.

Dort warteten mindestens 20 andere Leute und der einzige behandelnde Arzt war in einer OP. Da frage ich mich, was echte Notfälle in solch einer Situation machen. Ich sprach mit einem Mann im Wartezimmer, der dort irgendwie ein bissl für Ordnung sorgte. Dann kamen auch schon Watnas Tanten und empfingen mich herzlich. Nach einer weiteren kurzen Weile kam ein zuständiger Arzt (?) und kümmerte sich um mich. Das war mir einerseits etwas unangenehm, weil ich bevorzugt behandelt wurde. Andererseits wollte ich Watna Tanten nicht ewig warten lassen.
Treffpunkt: Krankenhaus

Ich sprang in den Behandlungsraum, aber schnell wieder von der Liege weg. Die war mehr als dreckig und noch mit den Spuren meines Vorgängers versehen. Man brachte schnell einen Bezug (ich glaube der wurde auch extra nur für mich irgendwo herausgekramt) und ich schilderte mein Problem. Möglichkeit 1: Spritze mit Antibiotika. Möglichkeit 2: Röntgen, Ergebnisse ansehen und dann höchstwahrscheinlich Spritze mit Antibiotika.
Also gleich Variante 1. Ich hoffte auf eine Injektion in der Armbeuge, der Arzt wollte meine Hand. Da ich ein gebranntmarktes Kind bin, was Spritzen angeht, haben sich meine Venen in Blitzesschnelle versteckt. Versuch 1: gescheitert. Versuch 2: erfolgreich, aber die Injektion bzw. Verteilung im Arm und der Einstich waren so schmerzhaft, dass der Schmerz den im Bein glatt übertünchte.

Der Arzt verschrieb mir noch Antibiotika, aller 6 Stunden zwei Tabletten. Und Schmerzmittel, die ich aber nicht nahm, weil ich wenn mein Bein oben lag, keine Schmerzen hatte. Kostenfaktor: 10 Kina (Schnäppchen!). Glücklicherweise hatte der Mann der Tante Knieprobleme, weshalb ich seinen Krückstock zum herausspringen benutzen konnte. Nach einer Tasse Kaffee fiel ich müde ins Bett.

Die nächsten zwei Tage verbrachte ich im Haus. Ich schaute Filme oder hörte Radio. Zum Glück war bis auf die Dusche alles ebenerdig. Am zweiten Ruhetag massierte ich meinen Fuß den ganzen Morgen und sprach mir gut zu. Und siehe da, ich konnte ihn leicht aufsetzen und ein paar Schritte machen.

Das motivierte mich, dass ich am nächsten Tag mit der Familie ins Zentrum gefahren bin und mir den Markt angeschaut habe. Dann wieder zurück zum Haus, Ruhepause und weiter zu einem Fußballspiel. Als ich langsam lief, war alles ganz okay. Sobald ich aber pausierte und stehenblieb, fing der Schmerz an. Sitzen war kein Problem. Ich hörte, dass im Viertel eine Hochzeitszeremonie stattfand und da ich unbedingt traditionell gekleidete Personen sehen wollte, liefen wir auch noch dort hin. Die „white meri“ wurde als Ehrengast begrüßt. Ich gestehe, vielleicht etwas zu viel für diesen Tag, aber eine gute Bewährungsprobe für die kommenden Tage.
Markt
Hochzeitszeremonie



An meinem letzten Tag in Goroka schauten wir uns die Universität an, liefen auf den Mt. Kis (wegen der Aussicht) und ich bereitete den Teig für die Eierkuchen vor, die die 8 Kinder der Familie zum Frühstück am Folgetag bekommen sollten. Der Zustand meines Fußes verbesserte sich, äußerlich war zwar fast immer noch alles beim Alten (Schwellung ging leicht zurück), aber ich fühlte mich besser.
Aussicht vom Unigelände


Eierkuchen!!!

meine liebe Gastfamilie vorm traditionellen Haus

Meinem Bein ging es gut genug, um die nächste Etappe in Angriff zu nehmen.


Kundiawa: Zwischenstopp

 

Kundiawa

Eine Nacht habe ich in diesem kleinen Örtchen in den Bergen verbracht. Papa Palma, Watnas Onkel hat mich empfangen. Eigentlich sollte ich im Dorf schlafen, aber das hätte einen Aufstieg von 30-40 Minuten erfordert. Die Kombination aus krankem Fuß und Regen führte uns zu einem anderen Haus von Palma, zu dem er aber keinen Schlüssel hatte. Also stieg er durchs Dach ein und öffnete von innen. Die fehlende Strom- und Wasserversorgung veranlassten mich, Palma dann doch zu bitten, noch einmal zum Busstop zu gehen und zu schauen, ob ein PMV nach Kegsegul abfahren würde. Der Bus fuhr aber viel zu spät los. Beim Warten kam Grace zu uns, sie kennt Palma und bot uns an, bei ihr zu übernachten. Es gab wenigstens Strom, Wasser floss aber nur im Fluss neben dem Dorf. Und die Toilette war ein Bodenloch mit Holzverkleidung. Aber für eine Nacht vollkommen okay. Grace bot mir ihr Bett an, das war super gemütlich.


Grace und die Dorfkinder

Dorfleben

Am nächsten Morgen waren wir bereits 8 Uhr am Busstopp, weil jemand meinte, dass die PMVs Richtung Kegsegul frühs abfahren würden. Kegsegul ist ein kleines Örtchen am Fuße von Mount Wilhelm, der größte in PNG und sogar des ganzen Pazifiks. Und ich wollte bis auf die Höhe von 3500 Metern. Dort befinden sich zwei Seen, die Landschaft soll wunderschön sein.
Ich hatte mir ein Wartelimit bis 12 Uhr gesetzt, dann wäre es zu spät gewesen, noch zu starten. Und siehe da, Punkt 12 Uhr nahm mich dann ein PMV mit. Die Fahrt war eine der härtesten meiner Reise, Huckelpiste, Abgründe, Schlaglöcher, Schlammspritzer, durchdrehende Räder. Ich dufte neben dem Fahrer Platz nehmen und fühlte mit den anderen Passagieren auf der Ladefläche.
Beim Warten..

Das Vehikel - Zwangspause


Neben mir saß ein Knirps von 3-4 Jahren, der vom Vater ein Getränk und Kekse mitbekam. Wie selbstverständlich schmiss er nach dem Verzehr die Verpackungen aus dem Fernster. Und so sieht es auch im Rest des Landes aus. Dazu mehr unter Allgemeines. Jedenfalls sind wir dann nach etwas mehr als 3 Stunden und zwei kurzen Herzstillständen, als ich dachte, dass der Wagen umkippt, angekommen.




Ich habe wieder einmal den Fahrer nach einem Homestay gefragt und er rief seinen Bruder an, der eigentlich sein Cousin ist. Sie nahmen mich in Empfang. Eine herzliche Familie! Der Vater John aus den Gebirgen, die Mutter Celestine aus der Küstenregion. Und hier er Konflikt: seine Eltern mögen sie deshalb nicht. Er hätte sippentreu heiraten sollen. Celestine erzählte mir noch von ihrem „Stamm“, der z.Bsp. die Tradition hat, ein Wettstreit mit Ehepärchen zu veranstalten. Die meisten jungen Paare heiraten Ostern oder Weihnachten, dann bleiben Braut und Bräutigam 4-6 Monate im Haus der Familie, werden betütelt, gemästet und umsorgt. Nur das Beste! Jeder Toilettengang wird begleitet, Kokospaste sorgt für weiße Haut. Nach ein paar Monaten trifft man sich dann in der Kirche und vergleicht, welches Pärchen am besten von der Familie gepflegt wurde, welches also am meisten an Gewicht zugelegt hatte. Verrückt.

Begrüßungserdbeeren ;)

John arbeitete in Australien als Geologe, ist z.Z. arbeitslos aber nicht untüchtig. Er hat eine kleine Solaranlage auf dem Haus installiert, ist glaube ich einer der wenigen mit Stromversorgung im Dorf. Für einen Kina kann man sein Handy bei ihm aufladen. Zudem hat er einen kleinen Kiosk, der die Familie über Wasser hält. Der hauseigene Garten sorgt für eine Vielfalt an Gemüse und sogar Erdbeeren.
das Haus der Familie

Am nächsten Morgen sollte unsere halbe Bergbesteigung losgehen. Man sagte mir, der Aufstieg dauert ca. 3-4 Stunden. Mein Fuß war ja soweit wieder i.O.. Also ausgeliehene Klamotten von der Familie angezogen (meine waren nicht auf die Kälte ausgelegt) und 8.45 Uhr mit Celestine und den zwei ältesten und eine Cousine losgezogen. Auf dem Weg musste ich eine Trekkinggebühr an den Landbesitzer zahlen (10K). Im Gegenzug gab es zwei Walkingstöcke, die noch sehr nützlich wurden.
ohne Worte

das Expeditionsteam (inkl. Fotograf)

Es hatte die letzten Tage oftmals geregnet und das hatte den Boden zu einer einzigen Schlammmasse werden lassen. Ich musste meine geliebten Laufschuhe dadurch manövrieren. Und wenn es allzu rutschig wurde, nahmen wir die Stöcke zum Aufstützen. Kurz gefasst: Der Aufstieg was rückwirkend betrachtet der härteste Weg, den ich in meinem Leben bewältigt habe. Ich habe trotz Kälte geschwitzt wie blöde. Die Höhenluft, der fehlende Halt, mein nicht vollkommen intaktes Bein und der Anstieg machten mir zu schaffen. Nachdem wir den Wald durchquerten, dachte ich, das Schlimmste wäre vorüber. Dann kam das Moor. Und der Wasserfall. Unterwegs machten wir diverse Halte, kurz vor dem Ziel war ich nah dran, aufzugeben. Aber das wäre nicht ich. Mit zitternden Beinen habe ich dann im Schneckentempo die letzten Meter zurückgelegt, der älteste der Familie war mir eine große Hilfe. Er stützte mich wo immer ich Hilfe benötigte. Nach dann knapp 4 Stunden kamen wir am See an.
dort unten fing alles an...






Ich musste einen Jubelschrei ausstoßen. Das Ambiente war wirklich ganz nett, aber ehrlich gesagt: hätte ich gewusst, welche Strapazen es mich kosten würde, um einen See zu sehen, dann hätte ich mir das dreißig Mal überlegt. Anfangs hatte ich noch damit geliebäugelt, Mt. Wilhelm komplett zu besteigen. Aber aufgrund des Zeitmangels und meines Fußes musste ich das verwerfen. Wir verweilten in etwa eine Stunde und picknickten (Erdbeeren, jummy!). Ich habe hier zum ersten Mal Betelnüsse in PNG probiert- auf die traditionelle Art mit Muschelkalk und Senfgemüse. Die Kombination verfärbt sich rot und färbt Zähne und Zunge. Bei zu häufigem Genuss die Zähne schwarz. Man sagt den Nüssen eine berauschende Wirkung nach. Und dann kam die Sonne hinter den Wolken hervor und wärmte unsere Körper. Der älteste und das Mädel sind noch zum höhergelegenen anderen See gelaufen, meine Energiereserven waren aufgebraucht. Ich gab ihm meine Kamera mit.
am See

geschafft!
Picknick!

Wasserfall von einem zum anderen See




Auf dem Weg zurück waren meine Füße bereits komplett durchgeweicht, meine Schuhe schrottreif und meine Muskeln schmerzten. Vielleicht lag es an den zwei Betelnüssen, aber der Rückweg dauerte nur knappe 3 Stunden, obwohl schlammige Wege bergab viel gefährlicher sind. Ich führte die Statistik mit drei Ausrutschern, gefolgt von dem Mädel mit zwei. Der Rest blieb verschont. Auf dem Rückweg füllte ich mir Quellwasser ab.
Betelnuss



und wieder zurück..


er lief alles barfuß!

Schuhe - ruiniert :(

im Dorf angekommen
beide Seen Mt. Wilhelm

Ich freute mich auf die heiße Dusche im Haus. Bzw. unter dem Haus, außerhalb. Wie auch die Toilette befand sich die Dusche draußen. Wasser wurde auf dem Ofen gekocht und dann in einem Eimer zur Dusche gebracht. Eigentlich verwunderlich, dass ich mich nicht auch noch erkältet habe.
Der einzige Vorteil, nachts mit Taschenlampe zum Plumpsklo zu gehen: der volle Genuss des Sternenhimmels. Da das Dorf nachts fast komplett im Dunkeln in den Bergen lag, waren die Sterne herrlich klar und zahlreich.

Am nächsten Früh um 6 Uhr ging es mit dem PMV des Cousins wieder zurück nach Kundiawa und von dort gleich weiter nach Mount Hagen (insgesamt 5 h Fahrt).

Mount Hagen: großes Finale


Da ich mit meinem kranken Fuß in Zeitverzug geriet, blieb mir nur eine Nacht für Hagen. Aber das Schicksal machte zwei daraus. Ich kam am Freitag, den 25. April in Hagen an und der Cousin von Watna holte mich vom Busstopp ab. Wir fuhren zum Haus und im Anschluss mit weiteren Verwandten durch die Gegend. Er zeigte mir verschiedene Dörfer, den Markt, Flüsse, Tee- und Kaffeeplantagen. Welche schönes Fleckchen Erde!

Teeplantage

Markt




Am Abend haben die Jungs für uns Reis und Huhn gekocht. Am nächsten Morgen fuhren wir zu einem schönen Aussichtspunkt, wo auch ein Hotel gelegen war (430 Kina/Nacht). Es war später Mittag, als wir mit unserem Programm fertig waren. Wir fuhren zurück zum Haus, ich packte meine Sachen und checkte 15 Uhr am Flughafen ein. Da der Flughafen nur 5 Minuten Autofahrt entfernt lag und der Aufenthaltsraum grausam war, überzeugte mich Augustine, wieder mit ins Haus zu fahren. Ich hatte eigentlich geplant, am Flughafen auf meinen Flug (Abflug war für 17.10 Uhr angesetzt) zu warten und meine Gedanken niederzuschreiben. Aber aufgrund der mangelnden Sanitäranlagen bin ich wieder mit zurück.

16.25 Uhr habe ich Augustine gebeten, mich zum Flughafen zu fahren. 16.32 Uhr waren wir da, aber keine weitere Person. Ich wurde nervös. Ich lief ins Wartezimmer: weder Passagiere, noch Gepäck, noch Angestellte. Ich rannte zurück zu Augustine, berichtete ihm aufgeregt. Er meinte, das Flugzeug wäre sicher noch nicht da und ich solle im Auto warten. Aber ich wurde skeptisch. Ich fragte die Security-Leute und die meinten, dass es heut keinen Flug mehr gäbe. Ich sagte, dass aber der Abflug 17.10 Uhr angesetzt war und ein Angestellter sagte uns dann, dass das Flugzeug vor 15 Minuten gestartet wäre, wegen einer drohenden Schlechtwetterfront. Wo bitte in der Welt ist so etwas noch üblich? Man hätte nach mir gesucht, da ich nur eine internationale Kontaktnummer angegeben hatte, konnte man mich nicht kontaktieren. Ich solle morgen wiederkommen.

Morgen???Nichts morgen! Ich wollte, ich MUSSTE an diesem Tag nach Pom zurück, hatte ich doch noch so viel zu erledigen! Mein nächster Flug war bereits zwei Tage später, wie sollte ich alles organisieren? Ich brach in Tränen aus, wieder einmal. Verzweiflung. Die Konkurrenzairline flog am Folgetag 9.35 Uhr in Hagen los. Aber dort kein Erbarmen mit meiner Situation und meinem verheulten Gesicht. Wenn ich 630 Kina (175 Euro) zahlen würde, könnte ich mitfliegen. Nein! Ich zahle doch nicht extra für das fehlerhafte Handeln anderer! Ich zu er Airline, wo ich den Flug gebucht hatte. Ich musste etwas warten, bevor ich zum Chef kam (sonntags hat hier ja nichts auf). Ich schilderte wieder meine Situation, erbat die Übernahme der 630 Kina. Dies wäre nicht möglich, die einzige Möglichkeit für mich wäre, den Flug 12.15 Uhr zu nehmen. Der würde mich eigentlich auch 450 Kina kosten, aber weil der Chef gestern selbst die Situation miterlebte und aufgrund der Wettersituation alles passierte, könnte ich kostenlos mit. Na wenigstens etwas. Um dieses Mal kein Risiko einzugehen, blieben Augustine und ich am Flughafen. Nur ein kurzer Ausflug mit der Tante, um Frühstück zu holen, brachte mich außerhalb. Dann konnte ich schließlich 20 Stunden später als geplant nach Pom. Und ich habe auch fast alle Dinge geschafft, die ich mir vorgenommen hatte. Rob bekam ein dt. Abschiedsessen und Kekse, ich habe meine Sachen und Schuhe gewaschen und 100 Mails gecheckt.

Die drei Wochen Rundreise in PNG waren eine sehr intensive Zeit für mich. Im Gegensatz zu den anderen bisher bereisten Ländern (Bhutan leicht ausgenommen), ist in PNG nichts auf (Low Budget-)Touristen ausgelegt. Keine Hostels, zu teure Übernachtungen, zu gefährlich, kaum typisches Sightseeing, keine Struktur, kaum andere Touristen. Und ich habe es genossen. Das ganze Chaos war einzigartig. Ich hatte die Möglichkeit, mit den Leuten vor Ort in Kontakt zu kommen, bei Familien zu übernachten, das authentische Alltagsleben in PNG erleben zu dürfen. Ich konnte Fragen stellen, ich konnte Fragen beantworten und ich habe Dinge (noch) mehr zu schätzen gelernt. Ich bin dankbar für all diese einprägsamen Begegnungen, diese liebenswerten, ehrlichen Menschen, die mich als Fremde ohne Bedenken in ihre Familie aufgenommen haben und meinen Aufenthalt unvergesslich haben werden lassen. Ich bin auch überaus dankbar, eine „Basis“ für meine Ausflüge bei Rob gefunden zu haben, mit Elektrizität, fließend Wasser, einer Kloschüssel, Waschmaschine und sogar Internet.

Ich muss die Eindrücke jetzt alle verarbeiten und brauche dringend ein paar Tage Entspannung am Strand.


Allgemeine Feststellungen:
-„I´m sorry“ wird sehr häufig verwendet. Aber es bedeutet nicht, dass sich ein Einheimischer für etwas entschuldigt, sondern dass er Mitgefühl empfindet, also sich quasi für eine Situation entschuldigt.
-so gut wie niemand benutzt Parfüm, was soweit nicht schlimm wäre, wenn der Körpergeruch der Mehrheit der Leute nicht übermäßig schlimm wäre
-blonde Haare und Albinos sind keine Seltenheit
-es werden meist dreckige, kaputte Sachen getragen
-Second Hand ist ein normales Einkaufen, auch hier habe ich Sachen mit Löchern gesehen
-Shirts werden mit Absicht verkehrt herum getragen (also Inneres nach außen), warum? Konnte ich nicht herausfinden. Vermute die dadurch längere Tragezeit (ähnlich wie beim berühmten Wendeschlüppi)
-dunkelhäutige Personen sind in der Dunkelheit absolut nicht erkennbar
-Songs aus den 80er Jahren sind beliebt
-viele Männer tragen Bart
-99% der Einheimischen sind christlich, das restliche Prozent sind die immigrierten Asiaten, die die Supermärkte regieren
-95% der Autos sind Toyotas, 90% davon Pick-Ups (braucht man bei den Straßen auch!)
-Coca Cola ist das Nationalgetränk (wird auch vor Ort abgefüllt)
-Männlein wie Weiblein trägt ein bilum (gewebte Umhängetasche)
-Korruption ist an der Tagesordnung
-Umweltverschmutzung leider auch (an jeder Ecke Dreck, Plastik überall, nur für Dosen gibt es Geld, Flaschen fliegen auf die Straße, der Abfall mischt sich mit dem Rot der Betelnussspucke)
-85% Arbeitslosenrate
-Familie über alles!


FAZIT:

+
*die Menschen
*die Landschaft – von Küste über Berge bis Urwald alles vorhanden
*die Kultur – über 800 Dialekte und mindestens genauso viele Stämme!
*die Sprache (viele englische Wörter, könnte man einfach erlernen)
*Früchte und Gemüse in Hülle und Fülle, viel süßer und günstiger als in Dt.
*Englisch als eine der Landessprachen

-
*mangelnde Sicherheit
*Umweltverschmutzung
*Armut
*teures Land! (bis auf Obst+Gemüse)
*viele Ziele nur mit Flügen erreichbar
*keine öffentlichen Toiletten (was aber vielleicht auch besser so ist)


Expect the Unexpected.

1 Kommentar:

  1. Hi Schwiegercousinchen,
    bin beeindruckt und wir drücken Dir die Daumen, dass Du gesund und munter weiterkommst. :-D
    LG
    die Bonner ;-)

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