Der Bus vom Inle-See nach Bagan
startete 7.30 Uhr. Ein Pick-Up hat uns bei kalten Temperaturen von
unserem Hotel abgeholt und zum Bus gebracht. Wir hatten die Wahl
zwischen Tages-und Nachtbus. Tuomas bevorzugte den Tagesbus, weil er
die Umgebung sehen wollte, mir war es fast egal. Jedoch hatte ich von
anderen Reisenden gehört, dass beim Nachtbus die Chance bestünde, den Eintritt von 15 Dollar nicht zahlen zu müssen. Eine Garantie
dafür bestand jedoch nicht, sodass ich dem Tagesbus zustimmte. In
diesem wurde die Klimaanlage-im Gegensatz zum Nachtbus, wo das völlig
überflüssig ist- erst im letzten Viertel der Fahrt angeschaltet.
Tuomas schlief den größten Teil der
Fahrt oder schloss die Gardinen, weil ihn die Sonne blendete. Also
hat er gar nicht viel von der Umgebung mitbekommen (die größtenteils
genauso ist wie in anderen Teilen Myanmars-viel weites Land, Palmen,
ein paar Dörfer, Hügel und ein Militärgelände auf dem gerade
diverse Panzer einfuhren und welches richtig große Ausmaße hat). Wir konnten den Eintritt natürlich nicht umgehen. An einer
Zufahrtsstraße zum Areal kam eine Dame in unseren Bus und forderte
uns höflich auf, jetzt im kleinen Häuschen draußen den Betrag zu
begleichen. Für eine Sekunde hatten wir überlegt, einfach uns zu
ducken und abzuwarten. Da sich aber jeder Reisende bei jeder Busfahrt
und bei jedem Check-In im Hotel ausweisen muss (u.a. Name,
Passnummer, Visanummer), dachten wir, dass wir eh nicht herum kommen
würden und zahlten schließlich.
Wir wollten bereits von Inle aus eine
Reservierung für unsere bevorzugten Hotels (natürlich die
günstigsten) machen, aber niemand ging ans Telefon. Als wir
schließlich am frühen Nachmittag in Bagan ankamen, machten wir uns
sofort an die Suche nach einem Hotel. Unsere Favoriten waren belegt.
In einem davon traf ich auf den Argentinier, den ich in Moulmein
kennenlernte, wie klein die Welt doch ist!
Wir fragten in diversen Unterkünften
und fanden dann ein Gästehaus (Shwe Na Di), dass ich von 20 auf 15
Dollar für das Doppelzimmer herunterhandeln konnte. Toilette und
kalte(!) Dusche außerhalb. Es war mittlerweile früher Abend und so
gingen Tuomas und ich noch etwas essen und dann eine große Runde
„spazieren“, um weitere Hotels zu checken. Noch günstiger wäre
es nur ein einem Gästehaus gewesen (14 Dollar/Zimmer), allerdings
nur mit Matratzen auf dem Boden. Das war es uns nicht wert ;)
Unterwegs haben wir noch 1000K (75 Cent) gefunden, juhu ^^
Wir gingen früh zu Bett, denn wir
hatten uns für den nächsten Morgen vorgenommen, den Sonnenaufgang
zu sehen. Unser Hotelbesitzer meinte, wir sollten 5.30 Uhr am Tempel
sein. Wir sind also 4.45 Uhr aufgestanden, haben unser Frühstück in
Empfang genommen (4x2 mit Marmelade geschmierte Toastscheiben,
liebevoll mit Toilettenpapier umwickelt, dazu 4 Bananen) und sind
losgedüst. Es war stockduster und kalt. Es gibt in Bagan in den
meisten Teilen keine Straßenbeleuchtung und wir haben erst später
herausgefunden, dass unser Dynamo wirklich funktioniert. Also sind
wir im dunklen Schwarz auf unbekannter Strecke durch die Nacht
gefahren. Die Herausforderung kam aber erst mit dem Befahren der
sandigen Wege. Denn der Sand war teilweise so tief, dass es unmöglich
war, hindurch zu fahren. Zum Glück hatte ich meine kleine
Taschenlampe parat.
Tempel barfuß erklimmen |
Ortsunkundig wie wir waren sind wir
natürlich erst einmal am Tempel vorbei gefahren. Man sieht ja auch
im Dunkeln nichts. Aber zum Glück waren Leute auf der Straße, die
wir befragen konnten. Wir hatten erwartet, dass mit uns hunderte
Schaulustige auf dem Weg sein würden, doch die Straßen blieben leer
bis zur Einkehrung zum berühmtesten Tempel für Sonnenauf- und
-untergänge. Wir lagen gut in der Zeit, haben ca. 5.45 Uhr den
Tempel erreicht. Alle Tempel in Bagan dürfen ausschließlich barfuß
betreten werden (dazu sollte man auch seine Schultern und Knie
bedecken). Stellt euch jetzt bitte vor, wie es war, schlaftrunken
aber dennoch hellwach durch das Radfahren und die Kälte barfuß die
kalten Steintreppen hochzusteigen. Die abgesehen davon auch noch mit
kleinen Steinchen ab und an versehen waren. Es roch nach Eisen
(Geländer). Die Stufen waren fast kniehoch und ich war einfach nur
froh, als wir oben ankamen und noch einen Sitzplatz (auf den kalten
Steinen) bekamen. Erstaunlicherweise waren nicht sooo viele Leute da,
wie ich erwartet hatte.
Die Sonne begann erst ca. 6.15 Uhr
aufzugehen. Bis dahin konnten wir unsere Augen über die beleuchteten
Pagoden, den Sternenhimmel und die Mondsichel wandern lassen. Und
siehe da, sah ich bereits die zweite Sternschnuppe in Myanmar. Wie
bestellt hörten wir die Gebete aus den Lautsprechern der Kloster.
Dieses Schauspiel schien einmal wieder wie arrangiert für die
Touristen zu sein. Aber ich glaube, dieses Mal waren wir einfach zur
richtigen Zeit am richtigen Ort.
Der Sonnenaufgang war unbeschreiblich
schön. Wir hatten das Glück (andere meinten das Pech), dass genau
vor uns gegen 7 Uhr die Ballons aufstiegen. Es ist in Bagan möglich,
in einem Heißluftballon den Sonnenaufgang zu erleben. Das Ganze hat
aber seinen Preis: ca. 320-360 US-Dollar für eine Stunde Fahrt. Für
einen kurzen Augenblick hatte ich mit diesem Gedanken gespielt, aber
für das Geld kann ich einen ganzen Monat lang in Myanmar meine
Unterkunft zahlen :D Ich wollte mir zwar in jedem Land etwas gönnen,
aber irgendwie war der Anreiz nicht da. Gegönnt habe ich mir dennoch
etwas, dazu später mehr..
Vor uns also die 13 Ballons und die
Sonne, eine perfektes Zusammenspiel, wie ihr hier sehen könnt:
Obwohl Tumomas zwei Akkus für seine
Kamera hatte, waren natürlich beide nach dem Sonnenaufgang leer. Wir
haben also nur noch zwei weitere Tempel besucht und sind dann erst
einmal zurück zum Hotel (ca.25 Min. Fahrradfahrt). Wir haben dann
unsere Wäsche gewaschen (mit der Hand versteht sich), versucht das
langsame Internet zu benutzen und während Tuomas Mittagessen ging,
habe ich ein Stündchen geschlafen. Wir wollten der Mittagshitze aus
dem Weg gehen. Gegen 15 Uhr sind wir dann erneut mit dem Rad los, um
weitere Tempel zu sehen. In einem Tempelareal setzte
ich mich hin, um
eine dort lebende Familie zu beobachten. Die Tochter brachte mir
Bananen und Kaffee und ich hatte leider nichts außer Bonbons, um
mich zu revanchieren. Und obwohl wir nicht die gleiche Sprache
sprachen, hatten wir uns doch prima verstanden. Für den
Sonnenuntergang fuhren wir zu einem anderen Tempel. Auf dem
Sonnenuntergangstempel lernten wir Alix aus der Schweiz und Gabriel
aus Australien kennen. Wir kamen ins Gespräch und nach dem
Sonnenuntergang aßen wir zusammen Abendbrot. Hier die Bilder vom
Sonnenuntergang:
Der Tempel-Vater und ich :) |
Am nächsten Morgen das gleiche Ritual:
dieses Mal hatten wir den Wecker aber auf 5.15 gestellt. Dann hatte
Tuomas Rad aber einen Platten, der Radhändler hatte noch geschlossen
und unser Hotel nur Schrotträder. Tuomas wählte letztes um
überhaupt wegzukommen und deshalb kamen wir schließlich erst an
einem anderen Tempel an, als das Licht bereits dämmerte. Dafür
waren mit uns nur zwei weitere Leute dort (ich glaube älteres
holländisches Pärchen) und später auch zufällig Gabriel. Der
normale Aufstieg war weniger anstrengend, da der Tempel nicht so hoch
war. Weil uns diese Aussicht aber nicht reichte, kraxelten wir auf
die nächste Ebene. Dabei riss wie in einer schlechten
Slapstick-Comedy meine Hose (schon wieder geflickt). Dieser
Sonnenaufgang war anders. Es war etwas bewölkt, wir hatten diverse
Tempel vor uns und die Ballons starteten aus einer anderen Richtung.
Aber es war nicht minder schön oder weniger atemberaubend. Seht
selbst:
Wir hatten unser Frühstück wieder
mitgenommen (für mich 3 Scheiben trockenes Toastbrot - ich mag keine
Marmelade - und zwei Bananen), aßen es auf dem Tempel bei
Sonnenaufgang. Wundervoll. Danach sind wir in die anderen Haupttempel
gefahren und in ein benachbartes Dorf. Dort befindet sich ein Tempel
mit ganz alten Innenmalereien. Dank einer deutschen Reisegruppe vor
Ort habe ich einige Informationen erhalten. Es dauerte mir dann aber
zu lange und war nicht wirklich sonderlich interessant, sodass ich
mich wieder nach draußen begab. Auf dem Gelände um den Tempel herum
haben Künstler ihre Bilder ausgebreitet. Bagan eignet sich bestens,
um günstig gute Kunst zu erwerben. Da ich aber erst am Beginn meiner
Reise bin, musste ich widerstehen.
Tuomas fragte mich, ob ich Souvenirs
kaufen würde. Ich meinte, dass ich bisher immer das Glück hatte,
Erinnerungsstücke geschenkt bekommen zu haben. Und siehe da, eine
Künstlerin malte den Interessierten vor ihrem Stand gratis kleine
Skizzen mit den jeweiligen Schutzpatronen. Und so kam ich zu meinem
Souvenir aus Myanmar.
Und zufälligerweise trafen wir dort
wieder auf den Argentinier und dann fuhren wir zu dritt umher. Tuomas
wollte dann noch etwas pausieren, also sind Gastón (hoffentlich
richtig geschrieben) und ich bereits losgefahren. Wir bestiegen noch
einen etwas angelegenen Tempel und aßen gemeinsam zu Mittag. Danach
bin ich zurück in unser Gästehaus und als Tuomas kam, sind wir dann
wieder los um den Sonnenuntergang Teil 2 zu sehen.
Dieser Tempel war – obwohl ziemlich
klein und nicht sehr bekannt – voller Menschen. Ich kam mir vor wie
im Kino. Fehlte nur noch, dass jemand mit Snacks durch die Reihen
lief. Ein Pärchen brachte sich Rotwein mit, die meisten waren jedoch
nur mit ihrer Kamera ausgestattet (einige davon waren sicher mehrere
tausend Euro Wert – da würde jeder Paparazzi neidisch werden und ich war es auch). Um
uns herum viele Deutsche älteren Semesters (Reisegruppe). Ohne
Verabredung trafen wir dort dann alle zusammen, also Gastón, Alix,
Gabriel, Tuomas und ich. Sehr schön!
Wir hatten dann wieder ein gemeinsames
Abendessen. Leider mussten wir relativ frühzeitig auseinander gehen,
weil unser Bus am nächsten Morgen 7.30 Uhr startete. Aber ich bin
mir sicher, dass ich mindestens einen der drei wiedersehen werde!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen