"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Freitag, 7. Februar 2014

Stadt der tausend Tempel: Bagan


Der Bus vom Inle-See nach Bagan startete 7.30 Uhr. Ein Pick-Up hat uns bei kalten Temperaturen von unserem Hotel abgeholt und zum Bus gebracht. Wir hatten die Wahl zwischen Tages-und Nachtbus. Tuomas bevorzugte den Tagesbus, weil er die Umgebung sehen wollte, mir war es fast egal. Jedoch hatte ich von anderen Reisenden gehört, dass beim Nachtbus die Chance bestünde, den Eintritt von 15 Dollar nicht zahlen zu müssen. Eine Garantie dafür bestand jedoch nicht, sodass ich dem Tagesbus zustimmte. In diesem wurde die Klimaanlage-im Gegensatz zum Nachtbus, wo das völlig überflüssig ist- erst im letzten Viertel der Fahrt angeschaltet.

Tuomas schlief den größten Teil der Fahrt oder schloss die Gardinen, weil ihn die Sonne blendete. Also hat er gar nicht viel von der Umgebung mitbekommen (die größtenteils genauso ist wie in anderen Teilen Myanmars-viel weites Land, Palmen, ein paar Dörfer, Hügel und ein Militärgelände auf dem gerade diverse Panzer einfuhren und welches richtig große Ausmaße hat). Wir konnten den Eintritt natürlich nicht umgehen. An einer Zufahrtsstraße zum Areal kam eine Dame in unseren Bus und forderte uns höflich auf, jetzt im kleinen Häuschen draußen den Betrag zu begleichen. Für eine Sekunde hatten wir überlegt, einfach uns zu ducken und abzuwarten. Da sich aber jeder Reisende bei jeder Busfahrt und bei jedem Check-In im Hotel ausweisen muss (u.a. Name, Passnummer, Visanummer), dachten wir, dass wir eh nicht herum kommen würden und zahlten schließlich.

Wir wollten bereits von Inle aus eine Reservierung für unsere bevorzugten Hotels (natürlich die günstigsten) machen, aber niemand ging ans Telefon. Als wir schließlich am frühen Nachmittag in Bagan ankamen, machten wir uns sofort an die Suche nach einem Hotel. Unsere Favoriten waren belegt. In einem davon traf ich auf den Argentinier, den ich in Moulmein kennenlernte, wie klein die Welt doch ist!
Wir fragten in diversen Unterkünften und fanden dann ein Gästehaus (Shwe Na Di), dass ich von 20 auf 15 Dollar für das Doppelzimmer herunterhandeln konnte. Toilette und kalte(!) Dusche außerhalb. Es war mittlerweile früher Abend und so gingen Tuomas und ich noch etwas essen und dann eine große Runde „spazieren“, um weitere Hotels zu checken. Noch günstiger wäre es nur ein einem Gästehaus gewesen (14 Dollar/Zimmer), allerdings nur mit Matratzen auf dem Boden. Das war es uns nicht wert ;) Unterwegs haben wir noch 1000K (75 Cent) gefunden, juhu ^^

Wir gingen früh zu Bett, denn wir hatten uns für den nächsten Morgen vorgenommen, den Sonnenaufgang zu sehen. Unser Hotelbesitzer meinte, wir sollten 5.30 Uhr am Tempel sein. Wir sind also 4.45 Uhr aufgestanden, haben unser Frühstück in Empfang genommen (4x2 mit Marmelade geschmierte Toastscheiben, liebevoll mit Toilettenpapier umwickelt, dazu 4 Bananen) und sind losgedüst. Es war stockduster und kalt. Es gibt in Bagan in den meisten Teilen keine Straßenbeleuchtung und wir haben erst später herausgefunden, dass unser Dynamo wirklich funktioniert. Also sind wir im dunklen Schwarz auf unbekannter Strecke durch die Nacht gefahren. Die Herausforderung kam aber erst mit dem Befahren der sandigen Wege. Denn der Sand war teilweise so tief, dass es unmöglich war, hindurch zu fahren. Zum Glück hatte ich meine kleine Taschenlampe parat.

Tempel barfuß erklimmen
Ortsunkundig wie wir waren sind wir natürlich erst einmal am Tempel vorbei gefahren. Man sieht ja auch im Dunkeln nichts. Aber zum Glück waren Leute auf der Straße, die wir befragen konnten. Wir hatten erwartet, dass mit uns hunderte Schaulustige auf dem Weg sein würden, doch die Straßen blieben leer bis zur Einkehrung zum berühmtesten Tempel für Sonnenauf- und -untergänge. Wir lagen gut in der Zeit, haben ca. 5.45 Uhr den Tempel erreicht. Alle Tempel in Bagan dürfen ausschließlich barfuß betreten werden (dazu sollte man auch seine Schultern und Knie bedecken). Stellt euch jetzt bitte vor, wie es war, schlaftrunken aber dennoch hellwach durch das Radfahren und die Kälte barfuß die kalten Steintreppen hochzusteigen. Die abgesehen davon auch noch mit kleinen Steinchen ab und an versehen waren. Es roch nach Eisen (Geländer). Die Stufen waren fast kniehoch und ich war einfach nur froh, als wir oben ankamen und noch einen Sitzplatz (auf den kalten Steinen) bekamen. Erstaunlicherweise waren nicht sooo viele Leute da, wie ich erwartet hatte. 



Die Sonne begann erst ca. 6.15 Uhr aufzugehen. Bis dahin konnten wir unsere Augen über die beleuchteten Pagoden, den Sternenhimmel und die Mondsichel wandern lassen. Und siehe da, sah ich bereits die zweite Sternschnuppe in Myanmar. Wie bestellt hörten wir die Gebete aus den Lautsprechern der Kloster. Dieses Schauspiel schien einmal wieder wie arrangiert für die Touristen zu sein. Aber ich glaube, dieses Mal waren wir einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Der Sonnenaufgang war unbeschreiblich schön. Wir hatten das Glück (andere meinten das Pech), dass genau vor uns gegen 7 Uhr die Ballons aufstiegen. Es ist in Bagan möglich, in einem Heißluftballon den Sonnenaufgang zu erleben. Das Ganze hat aber seinen Preis: ca. 320-360 US-Dollar für eine Stunde Fahrt. Für einen kurzen Augenblick hatte ich mit diesem Gedanken gespielt, aber für das Geld kann ich einen ganzen Monat lang in Myanmar meine Unterkunft zahlen :D Ich wollte mir zwar in jedem Land etwas gönnen, aber irgendwie war der Anreiz nicht da. Gegönnt habe ich mir dennoch etwas, dazu später mehr..

Vor uns also die 13 Ballons und die Sonne, eine perfektes Zusammenspiel, wie ihr hier sehen könnt:









Obwohl Tumomas zwei Akkus für seine Kamera hatte, waren natürlich beide nach dem Sonnenaufgang leer. Wir haben also nur noch zwei weitere Tempel besucht und sind dann erst einmal zurück zum Hotel (ca.25 Min. Fahrradfahrt). Wir haben dann unsere Wäsche gewaschen (mit der Hand versteht sich), versucht das langsame Internet zu benutzen und während Tuomas Mittagessen ging, habe ich ein Stündchen geschlafen. Wir wollten der Mittagshitze aus dem Weg gehen. Gegen 15 Uhr sind wir dann erneut mit dem Rad los, um weitere Tempel zu sehen. In einem Tempelareal setzte
Der Tempel-Vater und ich :)
ich mich hin, um eine dort lebende Familie zu beobachten. Die Tochter brachte mir Bananen und Kaffee und ich hatte leider nichts außer Bonbons, um mich zu revanchieren. Und obwohl wir nicht die gleiche Sprache sprachen, hatten wir uns doch prima verstanden. Für den Sonnenuntergang fuhren wir zu einem anderen Tempel. Auf dem Sonnenuntergangstempel lernten wir Alix aus der Schweiz und Gabriel aus Australien kennen. Wir kamen ins Gespräch und nach dem Sonnenuntergang aßen wir zusammen Abendbrot. Hier die Bilder vom Sonnenuntergang:







Am nächsten Morgen das gleiche Ritual: dieses Mal hatten wir den Wecker aber auf 5.15 gestellt. Dann hatte Tuomas Rad aber einen Platten, der Radhändler hatte noch geschlossen und unser Hotel nur Schrotträder. Tuomas wählte letztes um überhaupt wegzukommen und deshalb kamen wir schließlich erst an einem anderen Tempel an, als das Licht bereits dämmerte. Dafür waren mit uns nur zwei weitere Leute dort (ich glaube älteres holländisches Pärchen) und später auch zufällig Gabriel. Der normale Aufstieg war weniger anstrengend, da der Tempel nicht so hoch war. Weil uns diese Aussicht aber nicht reichte, kraxelten wir auf die nächste Ebene. Dabei riss wie in einer schlechten Slapstick-Comedy meine Hose (schon wieder geflickt). Dieser Sonnenaufgang war anders. Es war etwas bewölkt, wir hatten diverse Tempel vor uns und die Ballons starteten aus einer anderen Richtung. Aber es war nicht minder schön oder weniger atemberaubend. Seht selbst:









Wir hatten unser Frühstück wieder mitgenommen (für mich 3 Scheiben trockenes Toastbrot - ich mag keine Marmelade - und zwei Bananen), aßen es auf dem Tempel bei Sonnenaufgang. Wundervoll. Danach sind wir in die anderen Haupttempel gefahren und in ein benachbartes Dorf. Dort befindet sich ein Tempel mit ganz alten Innenmalereien. Dank einer deutschen Reisegruppe vor Ort habe ich einige Informationen erhalten. Es dauerte mir dann aber zu lange und war nicht wirklich sonderlich interessant, sodass ich mich wieder nach draußen begab. Auf dem Gelände um den Tempel herum haben Künstler ihre Bilder ausgebreitet. Bagan eignet sich bestens, um günstig gute Kunst zu erwerben. Da ich aber erst am Beginn meiner Reise bin, musste ich widerstehen.
Tuomas fragte mich, ob ich Souvenirs kaufen würde. Ich meinte, dass ich bisher immer das Glück hatte, Erinnerungsstücke geschenkt bekommen zu haben. Und siehe da, eine Künstlerin malte den Interessierten vor ihrem Stand gratis kleine Skizzen mit den jeweiligen Schutzpatronen. Und so kam ich zu meinem Souvenir aus Myanmar.

Schutzpatron der Sonntagskinder

Und zufälligerweise trafen wir dort wieder auf den Argentinier und dann fuhren wir zu dritt umher. Tuomas wollte dann noch etwas pausieren, also sind Gastón (hoffentlich richtig geschrieben) und ich bereits losgefahren. Wir bestiegen noch einen etwas angelegenen Tempel und aßen gemeinsam zu Mittag. Danach bin ich zurück in unser Gästehaus und als Tuomas kam, sind wir dann wieder los um den Sonnenuntergang Teil 2 zu sehen.
Dieser Tempel war – obwohl ziemlich klein und nicht sehr bekannt – voller Menschen. Ich kam mir vor wie im Kino. Fehlte nur noch, dass jemand mit Snacks durch die Reihen lief. Ein Pärchen brachte sich Rotwein mit, die meisten waren jedoch nur mit ihrer Kamera ausgestattet (einige davon waren sicher mehrere tausend Euro Wert – da würde jeder Paparazzi neidisch werden und ich war es auch). Um uns herum viele Deutsche älteren Semesters (Reisegruppe). Ohne Verabredung trafen wir dort dann alle zusammen, also Gastón, Alix, Gabriel, Tuomas und ich. Sehr schön!








Wir hatten dann wieder ein gemeinsames Abendessen. Leider mussten wir relativ frühzeitig auseinander gehen, weil unser Bus am nächsten Morgen 7.30 Uhr startete. Aber ich bin mir sicher, dass ich mindestens einen der drei wiedersehen werde!

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