"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Montag, 13. Januar 2014

Das erste Mal Heimweh

Jaaa jetzt war es soweit. Und zwar genau heute. Tatort: In einem Zug, nachdem mir so ein trotteliger Jungspund auf meinem Fuß gesprungen ist. Ich wollte sofort weg aus dieser Stadt, die mir sowieso nicht wirklich gefällt oder am Herzen liegt. Doch eins nach dem anderen...

Ankunft
Ich bin via Bangkok nach Yangon geflogen, musste allerdings eine Nacht auf dem Flughafen übernachten, da der Anschlussflug erst am nächsten Morgen ging. War ganz in Ordnung, es gab kostenloses Trinkwasser und 120 Min Wifi. Die Sitze auf denen ich versucht habe zu schlafen waren allerdings aus Plaste und eine Art Schalensitz (wie im Stadium). Ergo konnte ich mich nicht wirklich bequem hinlegen und habe mich stündlich wie ein Grillhähnchen gedreht.

7.15 Uhr ging der Flug mit Air Asia nach Yangon. Ich hatte mit Nina, meiner chinesischen Gastgeberin, verabredet, dass mich ihr Fahrer vom Flughafen abholt. Doch als ich ankam, kein Fahrer. Erster Schock. War das also doch nur eine Verarsche? Ich durfte von einem Taxifahrer Ninas lokale Nummer anrufen (mein Handy funktioniert hier komplett gar nicht- kein Netz). Sie meinte, der Fahrer sollte schon da sein (mit Schild). Ich wieder in die Empfangshalle und siehe da, da stand ein Mann älteren Semesters mit einem A4-Zettel in der Hand, auf dem mein Couchsurfing-Nickname mit Kugelschreiber vermerkt wurde.

Er sprach kaum Englisch und das, was er sprach, verstand ich nicht. Also Schweigen auf der Fahrt zu Ninas Wohnung. Macht aber nichts, war ja eh noch sau müde. Am Haus angekommen zeigte mir Nina ihre Wohnung. Man könnte eigentlich auch Reich dazu sagen. Die Firma bezahlt die Unterkunft, sie hat als alleinstehende Person 3 Schlafzimmer, 1 Wohnzimmer, ein Küchenbezirk (sicher so an die 35-40qm groß), 2 Bäder und 2 Balkone. Plus den privaten Fahrer und Putzfrauen, die 3 mal die Woche kommen. Ich hab mein eigenes Zimmer mit Klimaanlage (die ich aber nicht nutze) und Kingsizebett. Jackpott :)

Es war also Samstag, ca. 9.30 Uhr lokaler Zeit (übrigens 5,5h Zeitunterschied zu Dt.) und Nina meinte, sie wolle jetzt zum Sport und Spa. Ob ich mitkommen wolle oder ob mich der Fahrer an der Shwe Dagon Pagoda rauslassen sollte. Ich wählte zweiteres. 





Eintritt 8 Dollar für Ausländer, Einheimische kostenlos. Auch hier gab es kostenfreies Wasser. Die Sonne strahlte ziemlich krass (immerhin 31 °), die Pagoda darf nur barfuß betreten werden, weshalb man die dunklen Steine meiden sollte. Nachdem ich mir so ziemlich alles angesehen hatte (ist ja ein ganzer Tempelkomplex) wollte ich Richtung Stadtzentrum laufen. Ich muss an dieser Stelle dringend erwähnen, dass die Maßstäbe der Stadtkarte mit der Realität in keinem Verhältnis stehen. Vor allem die Entfernungen sind um ein vielfaches weiter als die Karte vorgibt. Ich habe zuerst einen Zwischenstopp im „Happy Park“ gemacht, einer kleinen Parklandschaft mit Wasserfläche. Bin da auf ein britisches Pärchen gestoßen und habe sie in ein Gespräch verwickelt. Nach der ganzen vollen Wohnung in Bhutan (zu Spitzenzeiten 11-12 Personen auf 2 Bäder) habe ich mich in Yangon ganz schön allein gefühlt. Die Einheimischen sprechen kaum Englisch, sodass ich mit denen nicht wirklich plaudern kann. Also mussten eben die Briten herhalten.

Nach dem Gespräch und Austausch der Reiseerfahrungen wollte ich Richtung Stadtzentrum gehen. Vorher noch schnell in einem „Restaurant“ Nudeln bestellt (die fettig und kalt waren).
Nach einer Weile des Laufens habe ich gemerkt, dass die Distanz zum Zentrum dann doch zu groß war und ich kehrte auf halbem Wege und mit Zwischenstopp in einem Supermarkt wieder um. Ich wollte nämlich auf keinen Fall den Sonnenuntergang in der Pagoda verpassen (wenn man die Eintrittskarte und den Sticker aufbewahrt, kann man am selben Tag mehrmals eintreten). Ich wieder hingelaufen, nettes Plätzchen gesucht und den Sonnenuntergang verfolgt.

 

Als ich gehen wollte, haben mich zwei Einheimische Bengel in ein Gespräch verwickelt. Sie wollten ihr Englisch üben und ich habe mich über das Gespräch gefreut. Im Anschluss haben sie mich noch zu der Bushaltestelle gebracht, die mich in etwa zurück zur Wohnung brachte (vom Busstopp muss ich noch ca. 15-20 Minuten laufen).

Jaaa und dann kam das erste Disaster. Ich wusste vom Morgen in etwa die Richtung zur Wohnung von Nina, hatte aber nicht ihre genaue Adresse und habe die Bude im Endeffekt allein nicht gefunden. Ich habe ein Mädel gebeten, Nina anzurufen. Sie konnte kein Englisch, ein nebenstehender Junge hat übersetzt. Das Handynetz hier scheint insgesamt sehr bescheiden zu sein. Wir standen an der Hauptstraße, es war viel Verkehr, ergo laut und das Mädel hatte noch den Lautsprecher vom Handy angemacht. Also konnte ich weder Nina gut verstehen, noch andersrum. Ich hatte ihr aber wenigstens sagen können, dass sie ihre Adresse als SMS auf diese Nummer schicken sollte. Der junge Mann war verabredet und ließ mich alleine mit dem Mädel stehen. Nach 3 Minuten kam ein Auto, in das das Mädchen dann einfach einstieg und wegfuhr. Super. Das ganze Spiel dann noch einmal mit einem Taxifahrer. Der hatte wenigstens mehr Geduld, versprach er sich ja Profit. Nach ewigen Anrufen und Missverständnissen hatte sie schließlich „Highway Condo“ gesagt und der Fahrer wusste, wo das war. Es war wirklich nur 2 Straßen entfernt, aber allein hätt ich nie zurückgefunden. Der Taxifahrer wollte einen Phantasie-Preis von mir, ich gab ihm großzügig die Hälfte, war er doch mein Retter in der Not.

Nächstes Problem: die Wohnblöcke sahen alle gleich aus. Keine Klingelschilder oder Postfächer. Ich hatte zwar einen Schlüsselbund, aber keine Erinnerung mehr an den Eingang (im Hellen ja immer noch eine andere Ansicht). Ich den Securitymann angequatscht, der konnte natürlich kein Englisch. Dann durch die Blöcke getingelt, einen Aufgang hoch- nope. Erneut musste ich Passanten bitten, dass sie Nina anrufen und siehe da, wir standen vor dem richtigen Eingang. Es war mittlerweile 21.30 (die Suche dauerte sicher gut 1,5h) und ich war heilfroh, als ich Nina sah. Tausend Mal habe ich mich für die Unannehmlichkeit entschuldigt, aber sie sah es nicht allzu schlimm ;)

Am nächsten Tag wollte Nina wieder ins Fitti (aber denkt nicht, man würde ihr das ansehen...) und wir hatten verabredet, dass wir uns 16 Uhr in der Wohnung treffen und dann zusammen zum See fahren, chillen. Der Fahrer hat mich dieses Mal im Stadtzentrum rausgelassen und ich bin da echt laaange rumgelaufen (obwohl es nicht wirklich was zu sehen gibt; viele Straßen mit diversen kleinen Lädchen).

Telefonat gefällig?

Handlesen sehr beliebt
Ich war dann pünktlich in der Wohnung, Nina kam erst 17 Uhr und war dann noch zu müde, um mit mir zum See zu fahren. Wobei das überhaupt keiner Anstrengung bedarf, denn der Fahrer ist ja gefahren. Ich hatte dann spontan ihr Angebot angenommen, mich vom Fahrer hinfahren zu lassen. War auch ganz nett, nur hatte ich keine 30 Minuten zum Sonnenuntergang und dann musste ich mit dem Taxi zurück, weil da keine Busse lang fuhren.


er nahm mich mit
Die Taxis haben übrigens keinen Zähler, alles Verhandlungssache und ich glaube die nehmen mich hier nicht ernst. Jedenfalls habe ich für die Fahrt zu viel bezahlt (aber ich hatte keinen Bock mehr auf ein anderes Taxi zu warten) und auch bei einer Busfahrt wurde ich schon um den doppelten Betrag betrogen. Kannste nichts machen! Touriaufschlag. Zum Glück gibt es aber auch Personen, wie der eine Kassierer in dem ersten Bus, der gar nichts von mir wollte oder wie der nette Mann heute, der mich nach einem kurzen Gespräch kostenlos mitgenommen hatte.




Heute war ein verkorkster Tag. Ich bin auf eigene Faust in Richtung Stadtkern gefahren, zumindest war das mein Plan. Ich sagte dem Bus-Kassierer (die immer an der Haltestelle rausspringen und diverse Namen der jeweiligen Destination rumschreien) wo ich hin will: „train station“. Er nickte, ich stieg ein und wusste bereits nach dem Abbiegen der ersten Straße, dass das die falsche Richtung ist. Gut, ich wartete noch 5 Minuten, dann wurde ich nervös. Ich fragte noch einmal, dieses Mal zeigte ich auf meine Stadtkarte. Er nahm sie mit vor zum Fahrer, dann ging die an einen 2. Kassierer, der schaute gefühlte 10 Minuten drauf. Ich muss hier noch erwähnen, dass die Yangoner (?) absolut keine Karten lesen können. Habe ich schon diverse Male die Erfahrung gemacht, als ich nach dem Weg gefragt hatte (mit Karte in der Hand). Der 2. Kassierer sagte nichts mehr, ich fragte nun noch einmal nach. Er gab mir zu verstehen, ich solle warten. Mittlerweile waren wir schon gut außerhalb der Stadt. Ich fragte den Jungen hinter mir, der zum Glück Englisch sprach und er bestätigte meine Vermutung. Ich wollte daraufhin gleich aussteigen, aber man gab mir wieder zu verstehen, dass ich warten solle. Dann sollte ich aussteigen und auf der gegenüberliegenden Seite den Bus 24 nehmen. Geld gabs natürlich keins zurück. 
auf der Ladefläche eines Pick-Ups - 18 Personen passen rein!

Ich solle vielleicht noch erwähnen, dass die hiesige Schrift nicht der lateinischen entspricht und ich diese genauso wenig wie kyrillisch beherrsche. Zum Glück war an der Haltestelle wieder jemand da, der Englisch sprach. Und so kam ich nach gut einer Stunde dort an, wo ich eigentlich von Anfang an hin wollte, an den Bahnhof. Dort in der Nähe kauft man zum einen Bustickets in andere Städte (ich reise morgen weiter nach Hpa_An, im Süden von Myanmar, ca. 6h Busfahrt) und dann habe ich noch für einen Dollar den Circle-train genommen, der einmal in ca. 2,5-3h in einem Ring um die Stadt fährt. 

Fahrplan

Circle-Train


War wenig spektakulär, aber ganz okay. Viele Yangoner lächelten und wanken mir zu. War ganz nett bis auf dem Moment, in dem mir ein Jugendlicher- wie auch immer das passieren konnte- auf meinen Fuß gesprungen ist. Ich saß leicht seitlich zum Fenster gewandt und habe es deshalb nicht gesehen. Es tat echt weh, von ihm kam nur ein lapidares „sorry“. In dem Moment wäre ich am liebsten aus diesem Land geflüchtet.

Ich mag Myanmar bis jetzt nicht besonders, oder sagen wir Yangon. Oftmals versuchen einige Leute mich zu bescheißen, kaum jemand spricht Englisch, das öffentliche Verkehrsnetz ist eine Zumutung. Wenigstens ist das Essen und der Bus günstig. Und trotz meiner leicht miesepetrigen Laune habe ich heute echt viele Komplimente erhalten und 2 Männer wollten unbedingt ein Foto von/mit mir machen...Naja. Jetzt schaue ich positiv nach vorn.

Das war also Yangon. Mit Nina habe ich absolut nichts zusammen unternommen, aber hey, die Unterkunft und der Fahrer waren spitze. Ein bisschen Gesellschaft wäre trotzdem ganz nett.

Ich hoffe es wird in den anderen Städten/Orten besser. 

Caro

1 Kommentar:

  1. Nach Regen kommt auch Sonnenschein! Also positiv denken ;o)

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