"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Samstag, 4. Januar 2014

Bhutan in 11 Tagen - Halbzeit

Meine inländische Reise begann quasi am 27.12.. Einen Tag zuvor ist Klaus (der Journalist, der wie es sich raus stellte primär bei VW in einer hohen Position arbeitet und nur nebenbei schreibt und fotografiert) in Paro angekommen. Am 27. stand die erste Sightseeingtour in Paro selbst auf dem Plan und ich durfte daran teilnehmen. Wir starteten im Dzong, gefolgt vom Museum, einer Stupa, einem Kloster und am Nachmittag die „Innenstadt“. Ich hätte schon im Hotel schlafen können. Aber am Folgetag habe ich mit ein der Mädels ein „Hot Stone Bath“ gemacht, weshalb ich in unserem Haus schlief. Ich hatte mir das in etwa so vorgestellt: wir alle sitzen gemütlich in einer großen Runde in einem mit heißem Wasser gefüllten Becken und schnattern und entspannen. Die Realität sah folgendermaßen aus:

Becken unter der Holzhütte

Steine im Feuer heißmachen

genießen :)
Ein „Becken“ in Erde mit Holzverschlag ringsum. In der Wanne hat immer nur eine Person Platz (Größe: ca. 80cm breit und so lang, dass man sitzend die Beine ausstrecken konnte). Ich hatte die Ehre, als Erste ins Wasser zu dürfen. Dieses wird durch Gesteinsbrocken erhitzt, die zuvor im offenen Feuer heiß gemacht werden (ergo: Asche im Wasser+am Körper). Die Wanne ist also zur Hälfte mit glühend heißen Steinen befüllt. Als ich ins Wasser sollte, war die Oberfläche so derartig heiß, dann ich nicht einmal meine Hände für längere Zeit drinnen lassen konnte. Die Mädels meinten natürlich, dass das Wasser perfekt so wäre, ich musste aber vom Bachzulauf eiskaltes Wasser untermischen. Das Ganze hat seine Zeit gedauert (Wasser war ja brennend heiß). Irgendwann meinten die Mädchen, dass ich jetzt reingehen sollte, denn wenn das Wasser zu lauwarm wird, bekäme ich Bauchschmerzen. Hmm, also gut. Erstes Bein rein, ein leichter Aufschrei zur Kompensation der enormen Hitze an meinem Körper. Zweites, auf die Lippe gebissen, will mich ja nicht blamieren. Dann nach und nach eingetaucht. Durchatmen. Anfangen zu schwitzen. Trotz einer Umgebungstemperatur von ca. 12 Grad und einem Windchen ab und an habe ich geschwitzt. Das Aus-dem-Wasser-Strecken diverser Gliedmaßen verschaffte mir ein wenig Abkühlung. Und ich fing an, zu genießen.

Man reichte mir Tee und Kekse und ich ließ es mir gutgehen. Eine dreiviertel Stunde verging im Nu bis ich von mir aus hinausstieg, da die anderen ja auch noch hinein wollten. Als so gut wie jeder drinnen war hatten wir noch unser vorgekochtes Mittagessen gegessen. Schön im Picknick-Style mit Blick auf die Berge. Den kalten Wind verschweige ich lieber ;)
Mahlzeit

Nach dem Baden bin ich zu Dorji und Beate, denn am Abend wollten wir zusammen mit Klaus Abendbrot essen. Ich kümmerte mich um den Lachs. Das Hausmädchen hatte Baguetteteig vorbereitet und so gab es am Abend dann Lachs in Zwiebel-Sahne-Soße mit Kartoffeln, Nudeln und frisch gebackenem Baguette. Geschmacklich mindestens genauso toll wie unser Weihnachtsessen.
Diese Nacht durfte ich im Nak Sel-Hotel in Paro übernachten. Mich erwartete ein von der Fußbodenheizung erwärmtes Zimmer (gut doppelt so groß wie mein Zimmer @ home) sowie eine Badewanne. Ich schlief himmlisch.

29.Dezember – Start der Tour

Wir sind nach Thimphu, in die Hauptstadt gefahren, haben diverse Dinge angeschaut (Dzong, Buddhastatue, Klöster). Dann sind wir einen der beiden Tage aufs Tangokloster gestiegen, weil Klaus einen Interviewtermin mit einem Mönch hatte. Doch der Mönch war kein gewöhnlicher Mönch. Erist gerade einmal 20 Jahre alt und wird höchstwahrscheinlich ziemlich bald mit Abtritt des jetzigen „Amtierenden“ alle Klöster in ganz Bhutan leiten. Zudem wird er als Reinkarnation des Erbauers vom Taktshang-Kloster betrachtet (vom König sogar amtlich beglaubigt). Er konnte Dinge über dieses Kloster erzählen, die so niemand wissen könne, was als Beweis seiner Reinkarnation gilt. Dies geschah übrigens als er noch ziemlich jung war. Nach 13 Jahren Studium des Buddhismus und erfolgreich absolvierter Prüfung darin wartet er nun in diesem Kloster auf seine Ernennung zum obersten Mönch und wir sprachen mit ihm. Alles etwas heikel, weil man sich ja absichern will, dass nur die richtigen Informationen nach außen dringen. Also wurden die Fragen vorher gecheckt und die Filmerlaubnis auch eingeholt. Der junge Mönch selbst war sehr aufgeschlossen und gar nicht verschlossen (so weit die Übersetzungen von Dorji das aussagen), doch man befürchtete der König könne etwas gegen eine Veröffentlichung haben. Also muss nun Klaus überlegen, vom König die Einverständniserklärung einzuholen.
im Kloster

Mönche beim Gebet

In der Papierfabrik



Silvester – Bhutaner feiern auch

Silvester verbrachten wir in einem Hotel hoch oben auf einem Pass mit Blick auf das Himalaya-Gebirge. 












Da im Hotel aber nichts großartig ging, sind Klaus und ich abends dank unseres Fahrer zurück nach Thimphu gefahren und haben diverse Bars abgecheckt. In der besten sind wir dann zum Schluss
Die Bar
Wir mit dem Besitzer "S-T"
geblieben. Es liefen moderne Lieder vom Laptop (natürlich die Atzen-Discopogo dabei). Der Besitzer ist in meinem Alter und war schon gut betüdelt (wir hatten ihn einen Tag zuvor etwas kennengelernt, als wir uns nach einer geeigneten Location umsahen). Mit Klaus und mir nur einheimische Jugendliche und zwei junge Touris aus Bangladesch in dem Schuppen. Laut buddhistischem Glauben gab es für die Einheimischen eigentlich nichts zu feiern. Aber die Anwesenden waren wohl anderer Meinung. Wir tranken ein bisschen Alkohol und kamen auch gleich in Kontakt zu den Bhutanern. Als ich schließlich zum Tanzen aufgefordert wurde erlosch der letzte Funken Zurückhaltung und auch Klaus kam mit auf die Tanzfläche (fand ich voll gut!). Wir dancten also da mitten in der Bar, der Countdown zum Jahreswechsel kam viel zu spät. Klaus und ich wünschten uns bereits ein frohes Neues und nach dem Countdown fielen wir uns schließlich auch mit unseren neuen lokalen Freunden in die Arme. Schon echt witzig gewesen. 00.15 mussten wir die Sause leider schon verlassen, da wir uns mit unserem Fahrer verabredet hatten und wir auch den Sonnenaufgang in den Bergen sehen wollten. Im Hotel angekommen sogen wir noch den Sternenhimmel in uns ein, der sich in einer Breite und Brillianz präsentierte, so wie ich ihn in Deutschland noch nicht sah. Wir standen auf der Terrasse; vor uns, über uns, neben uns und hinter uns Sterne. Klar und vielzählig. Leider konnte ich diesen Moment nicht mit der Kamera festhalten. Aber er wird in meinem Gedächtnis bleiben. 1.30 Uhr sind wir ins Bett.

5.20 Uhr klingelte mein Wecker. Angeblich sollte der Sonnenaufgang 5.30 Uhr losgehen. Ich schaute aus dem Fenster, immer noch Sterne. Wieder hinlegen, Wecker auf 10 Min. später gestellt. Gleiches Spiel. Abstand auf 15 Min. erhöht. Immer noch dunkel. 6 Uhr wurde es dann langsam heller. Ich zog mich an und weckte Klaus. Auf dem Schauplatz vor seinem Zimmer hatten sich bereits drei Chinesinnen positioniert. Ich erwartete viel, denn der Sonnenaufgang wurde auch in mehreren Büchern hoch gelobt. Wir saßen da, froren, warteten, knipsten ein paar Bilder... Aber so richtig geflasht war ich nicht. 6.45h hatte ich genug und bin auf mein Zimmer, noch fix 45 Min schlafen bevor ich mich für´s Frühstück fertigmachte.
Sonnenaufgang


1. Januar – Besuch in der ehemaligen Hauptstadt

Dzong
junge Mönche beim Spielen





Badende Mönche
im Dorf
Es ging am 1.1. weiter nach Phunaka, der ehemaligen Hauptstadt Bhutans. Hier wartete der schönste  Dzong des Landes auf uns, diverse Klöster (darunter auch ein Nonnenkloster) und Dörfer. Auf dem Weg zu einem dieser bemerkte ich eine langsam aufsteigende Übelkeit bei mir. Ein Gefühl aus Flau-sein-im-Magen und Seekrankheit. Zugegebenermaßen fuhren wir „Straßen“ entlang, die sich in Deutschland perfekt als Cross-Strecke anbieten würden. Wenn wir nicht durch die Schlaglöcher von oben nach unten durchgeschüttelt wurden, dann sind wir von links nach rechts durch die unzähligen Kurven geschwankt. Klaus vermutete ja, dass meine Übelkeit daher käme. Aber eigentlich war ich solche Strecken ja bereits durchaus gewöhnt. Ein Kaugummi verschaffte kurzfristige Linderung. Als es aber im Hotel zum Abendbrot ging, löste der Geruch von dem Essen schon einen Brechreiz bei mir aus. Ich wollte es dennoch versuchen. Nach einer Gabel Reis, einer Scheibe Gurke und 2 Stückchen Wassermelone war aber Schluss bei mir. Ich musste Klaus leider alleine am Tisch zurücklassen, denn kurze Zeit später beförderte ich alles wieder nach draußen. Danach ging es mir aber gleich schlagartig besser. Was die Ursache war, weiß ich bis jetzt noch nicht. 

Der ganze Weg voller Weihnachtssterne!



2. Januar – 8 Stunden Autofahrt für eine Enttäuschung

Am nächsten Morgen stand ein äußerst anstrengender Tagesausflug an. Auf dem Plan standen ein Kloster und eine heiße Quelle in Gasa. Besonders von letzterer erhoffte ich mir viel. In meinem Kopf sah ich Terrassen mit dampfenden Wasser und entspannten Bhutanern. Was wir aber letzten Endes wirklich vorfanden, dazu später mehr.

Dorji meinte, die Fahrt würde 2h dauern. Ich musste abwägen, mein Magen war immer noch sensibel und mit kurzweiligen Krämpfen kämpfend. Aber das Frühstück (eine Mandarine und Cornflakes) hatte ich immerhin drinnen behalten. Gut, wagen wir es. Ich bin ja ziemlich hart im Nehmen. Doch
hätte ich gewusst, welche Strecke wir fahren, hätte ich es mir sicher noch dreimal überlegt. Der Weg
Kloster in Gasa
war ähnlich der des Vortages, aber noch viel schlimmer. Die Natur rings herum war wunderschön (Nationalpark: Pflanzen, Wasserfälle, Fluss), aber die lenkte mich nur teilweise von den Tiefschlägen (=Bodenlöchern) auf meinen Magen ab. Aus den 2 vorhergesagten Stunden wurden am Ende 4 und ich war dankbar für jeden Zwischenstopp. Das Kloster selbst war ganz nett, da aber die meisten Mönche nicht anwesend waren und ich nicht fit war, konnte es mich nicht wirklich umhauen. Dann sind wir auf einen actionreichen Weg (Abhänge, Schotterpiste) zu den Quellen gefahren. Diverse parkende Autos davor verhießen nichts Gutes. Und siehe da: vor uns ein Zeltlager von den Nomaden, die im Sommer in den Bergen leben und im Winter ins Tal ziehen, weil es da wärmer ist. Und wo könnte man den Winter besser verbringen als an einer heißen Quelle?
Zeltlager
Schon hier war eigentlich klar, dass es nix wird mit Entspannung im Becken. Und als wir schließlich die Badeanstalt sahen, bestätigte es sich und uns verging die Lust auf´s Planschen. Vor uns lagen drei überdachte Steinhäuser, die je zu zwei Becken mit warmen Wasser gefüllt waren. Und mit ca. 15-30 Personen pro Becken. Wir schauten die Leute an, die Leute schauten uns an und alle grinsten. 

Uns verging die Lust aufs Baden und ich war etwas enttäuscht, hatte ich doch diese Strapazen der Anreise über mich ergehen lassen und hatte ich doch den gleichen Weg zurück noch vor mir. Dank zweier Kohletabletten ging es mir abends aber wieder ganz okay und ich konnte auch Abendbrot mitessen. Waren diese „Sehenswürdigkeiten“ einen Ausflug in meinem Zustand wert? - Wohl eher nicht. Habe ich den Ausflug bereut? - Auch nicht. Denn wäre ich im Hotel geblieben, hätte ich die ganze Zeit mit der Angst, etwas zu verpassen, kämpfen müssen und die wäre für mich dann wohl weniger erträglicher gewesen als die körperliche Belastung ;)
Am Abend setzten nun Kopfschmerzen ein, die mich auch am Tag danach begleiteten.

3. Januar - Gangtey-Tal und Kraniche

Nach einer weiteren Autofahrt über Berge in Höhen von 3000 Metern (teilweise mit Schnee!) erreichten wir am Mittag Gangtey. Dieses Fleckchen Erde ist vor allem wegen seiner Schwarz-Nacken-Kraniche bekannt, die von November bis Anfang März zum Überwintern hierher kommen. Wir begannen eine kleine Wanderung durch die Gegend. Schöne Weiten mit einer Art Steppe, Wälder und schließlich im Tal die Kraniche. 
 
Man müsse meinen, dass diese Tierchen die neugierigen Touris bereits gewohnt sind. Aber es war trotzdem schwierig, sich ihnen so zu nähern, dass man ein gutes Foto machen kann. Dank Dorjis Kamera mit super Zoom könnt ihr euch hier ein Bild von den Vögeln machen:


do-it-yourself!
Wir übernachteten in einem äußerst charmanten kleinen Hotel. Als ich den Ofen in meinem Zimmer sah, hatte ich sofort die romantische Vorstellung von einer wohligen Wärme und Kamin-Idylle. Die Wahrheit ist, dass ich das blöde Dinge jede halbe Stunde mit Holz versorgen musste, um nicht übermäßig zu frieren. Da mir aber gleich klar war, dass ich das nachts nicht durchhalten werde, habe ich mir die Decke vom Nachbarbett geschnappt. Wenigstens die Wärmflasche im Bett sorgte für etwas Wärme. Zu meinem Erstaunen habe ich ganz prima geschlafen.
Im Bad gab es übrigens keine Heizung. Zum Glück aber einen Fön, der für kurzzeitige Erwärmung sorgte.

4. Januar – viiiiel Zeit in Trongsa (Zentralbhutan)

Auf dem Pass-Winterwunderland
Um neun sind wir nach Trongsa aufgebrochen. Wir sind ca. 12 Uhr hier angekommen (mit Zwischenstopps bei den Kranichen, auf dem Pass, an einer Stupa). Dann sind wir zum Dzong gefahren, der angeblich der größte in ganz Bhutan sein soll (rein optisch glaube ich aber dass der in Thimphu größer war). Besichtigt, etwas durch´s Dorf und den Markt gelaufen und dann waren wir bereits 14.30 Uhr wieder im Hotel und es stand nichts mehr auf dem Tagesplan. Für mich ist das ganz okay, denn hier gibt es nun endlich wieder Wifi und ich kann ich von meiner Reise Zwischenbericht erstatten. Klaus aber fand das nicht so prickelnd, weil seine Reisezeit ja sinnvoller verbracht werden könnte (hat er Recht!). Wir haben das unserem neuen Guide mitgeteilt (Dorji ist für 2 Tage zu einem Bogenschieß-Tunier) und wir hoffen auf Besserung die nächsten Tage. Ich hoffe ja noch auf einen Ausritt :)
Dzong in Trongsa
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Mein Couchsurfing-Vorhaben in Myanmar könnte ein schwieriges Unterfangen werden, da die Einheimischen wohl so gut wie gar nicht hosten, da die Regierung das verbietet und die Ausländer in Myanmar reagieren nur vereinzelt auf meine Anfragen (und dann antworten sie mir mit einem „vielleicht“). Da dort gerade Hauptreisezeit ist, wird der Monat in Myanmar nicht billig werden, da die günstigen Unterkünste bereits längst ausgebucht sind. Aber irgendwo werde ich schon unterkommen. Bei den zu erwartenden Temperaturen (30 Grad), kann ich ja notfalls auch draußen pennen *lach*

Naja, ihr werdet es ja bald erfahren ;)

Aber erst einmal beende ich meine Liaison mit Bhutan.

Liebste Grüße,

Caro

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