"Jeder Mensch bekommt zu seiner Geburt die Welt geschenkt. Die ganze Welt. Aber die meisten von uns haben noch nicht einmal das Geschenkband berührt, geschweige denn hineingeschaut."

Sonntag, 15. Dezember 2013

Bye bye Nepal

Montag, 9.Dezember

Zunächst habe ich Ramjee auf Arbeit begleitet, um später von dort aus zur Botschaft Myanmars zu fahren. Als wir am Büro ankamen, war niemand da. Es ist Ramjees Büro (er hat also eine eigene Firma) aber keinen Schlüssel dazu. Schon merkwürdig. Aber das war mein Vorteil, weil Ramjee mit mir zum Durbar Square von dem Stadtteil Patan gefahren ist. Das sah ganz ähnlich aus wie in Bhaktapur, nur zentrierter. Kostet eigentlich auch 500 Rupien Eintritt, aber wenn man sich von hinten anschleicht und nicht ganz vor die Häuser tritt, sieht man auch alles und muss nichts bezahlen :) Im Anschluss ging es noch zu einem hinduistischen Tempel und wieder zurück zum Büro, wo bereits die Angestellten fleißig waren.
Durbar Square Patan


















Die wollten bei der Beantragung des Visas für Myanmar übrigens den Namen meines Vaters wissen. Vati, an dieser Stelle: keine Sorgen, ich bleibe anständig ;)
Auf dem weg dahin (ich musste es Punkt 13 Uhr abholen), der erste Schock: Motorrad startete nicht. Nach diversen Anläufen fuhr es dann, erster Schreck überwunden. Doch dann ließ es sich nicht in den 2. Gang schalten. Wir sind stehengeblieben, Ramjee hat etwas dran rumgerüttelt und nach mehreren Stop&Go-Anläufen fuhr es uns dann pünktlich zur Botschaft (keine 10 Min. von Ramjees Arbeit) und ich konnte nach kurzer Wartezeit endliche wieder meinen Pass in Empfang nehmen.

Thamel
Wir haben dann noch einen Abstecher nach Thamel gemacht. Die Area, in der alle Touris absteigen und schon für 3 Euro/Nacht ein Zimmer im Mehrbett-Raum erhalten können. Als wir dort ankamen war ich wirklich froh, bei Ramjee übernachtet zu haben. Tausende Schilder, Souvenir-Stände überall und überteuerte Preise. Das ist  nicht das authentische Nepal, nachdem ich gesucht habe. Von daher war Ramjee die beste Wahl.

Im Anschluss haben wir dann noch ein Busticket für mich gekauft, für die Fahrt nach Pokhara am nächsten Morgen. Der Bus sollte 8 Uhr abfahren. Der Rest des Tages war nicht weiter spannend. Sachen gepackt und früh ins Bett gegangen.



Dienstag, 10.Dezember und die Zeit in Pokhara

Mein lokaler Bus (Micro-Bus genannt, 12 Sitzplätze+Fahrer) sollte 8 Uhr losfahren, was für mich bedeutete, dass ich mit dem anderen öffentl. Bus 6.30 Uhr in Gokarna losfahren musste, um 7.30 Uhr dazusein. Ich habe den Bus pünktlich gefunden und hatte auch einen guten Sitzplatz (Einzelsitz,

Fensterplatz). Der Bus fuhr aber erst 20 Min. später ab, da wir wieder mal so viele Menschen wie möglich zur Mitfahrt überzeugen mussten. Es dauerte eine ganze Stunde, bis wir aus Kathmandu raus waren (diverse Stops zum Einsammeln von Mitfahrern, Verkehrschaos). Und dann ging die Fahrt los (aus den 12 Sitzplätzen wurden dann übrigens 18, indem man in die Zwischenräume der Sitzreihen kleine Hocker stellt und 3 statt 2 Personen auf eine Sitzbank quetscht). Wer Probleme mit Serpentinen hat, sollte nach Pokhara fliegen, denn die Strecke ist voller Kurven. Wenn man nicht nach links und rechts geschüttelt wird, dann nach oben und unten durch die vielen Schlaglöcher. Dennoch war die Fahrt ganz nett, weil die Umgebung schön anzusehen war. Ein größerer Fluss (Rafting möglich), Berge, Wasserfälle. Der erste Halt nach 2 Stunden. Ich wusste nicht, warum. Nachdem die Tür aber 10 Sekunden offen stand, konnte ich riechen, dass es sich um einen Toiletten-Halt handelte. Zum Glück musste ich da nicht aussteigen. Nächster Halt für ein Mittagessen. Ich hatte aber Proviant dabei. Viele Einheimische, vor allem die Kinder, essen Instand-Nudeln inkl. Pulver als kleinen Zwischensnack (also ungekocht!). Zwischendurch stiegen immer wieder ein paar Menschen aus. Dann rückte eine Dame neben mich. Ich saß mit Gesicht in Fahrtrichtung, sie mit ihrem Gesicht zu mir (siehe Hockersitz). Störte mich nicht weiter, bis zu dem Punkt, an dem sie anfing zu husten. Natürlich in meine Richtung (keine 30 cm Abstand). Natürlich ohne Hand. Ich hielt dann immer die Luft an (bringt das überhaupt was?) und irgendwann habe ich demonstrativ zurückgehustet. Da das aber in Nepal nun einmal so Sitte ist, hat sie nicht verstanden, was ich ihr damit sagen wollte...

In Pokhara angekommen hat mich mein Host mit dem Moped von Busbahnhof abgeholt. Wir sind dann erst einmal Mittagessen gefahren (er hat bezahlt) und dann in seinen Shop. Tariq verkauft
Tariq vor seinem Geschäft
Schmuck und Tücher. Von 9 Uhr morgens bis 21 Uhr abends. Jeden Tag. Er ist ein sehr herzlicher Mensch und wir teilen viele Ansichten. So zum Beispiel, dass alles im Leben aus einem Grund passiert. Wir haben dann den Rest des Tages in bzw. um seinen Shop verbracht und geredet. Er kam mit 15 allein aus Kaschmir nach Pokhara und hat sich den Shop erarbeitet. Abends haben wir zusammen Hühnchen gekocht, wobei ich etwas anderes unter Hünchenfleisch verstehe als er. Zwar waren die Teile schon klein zerlegt, allerdings waren Knochen und Adern etc. alles noch dabei und kam einfach mit in die Pfanne. Ich aß nur einen Teil des Huhns. Es war übrigens ein „dinner in the dark“ da mal wieder der Strom abgeschaltet wurde (wir kochten und aßen
im Kerzenschein). Dann schauten wir noch etwas TV aber ich war so müde dass ich halb 9 ins Bett bin (was übrigens auch knochenhart war). Aber siehe da, am nächsten Morgen kein Mondgesicht. DER Beweis, dass es am Zimmer/ Bett in Kathmandu gelegen haben muss. War ich froh! In Pokhara ist warmes Wasser aus der Leitung übrigens Mangelware. Die Häuser dort haben im Gegensatz keine Solarmodule auf dem Dach. Ergo habe ich auch nicht ausgiebig duschen können.
Wir sind dann nach dem Frühstück (Chapati → indisches Brot mit Omelette) um Laden, saßen dann so in einem Café davor und ich fragte ihn nach den Aktivitäten im Ort. Ich las zuvor, dass die Region besonders für den Luftsport bekannt ist. Denn außer dem See, den Bergen und ein paar „Attraktionen“ gibt es in Pokhara nicht viel zu sehen. Spontan wie ich nun einmal bin entschloss ich mich in die Luft zu gehen. Und zwar auf diese Art und Weise:

im Hintergrund das Bergmassiv


Paragliding! Das wollte ich in Deutschland sowieso schon immer mal machen. Und da die blöden Wolken mir die Sicht auf die Bergkette versperrten, hoffte ich aus der Luft wenigstens einen Blick darauf erhaschen zu können. Ein Anruf von Tariq (sogar zu besseren Konditionen, ich habe umgerechnet ca. 55 Euro bezahlt) und 1 ½ Stunden später sollte ich abgeholt werden. Whoop whoop Adrenalin schoss durch meine Adern. Okay, soviel Geld hatte ich nicht dabei, also musste ich zu einem Automaten gehen und habe dabei gleich einmal den Ort und den See erkundet. Pünktlich um 11 wurde ich dann von Tariqs Shop mit einem Jeep abgeholt. Dann ging es erst einmal ins Büro von denen (Formalitäten wie Bezahlung,...) und halb 12 mit dem Jeep auf den Berg. Mit mir saßen noch eine Nepalesin und die zwei Paraglider-Experten im Auto (einer davon kein Nepalese). Keine großen Worte unterwegs. Am Berg angekommen war ich so nervös wie vor meinem Tandemsprung aus dem Flugzeug in Magdeburg. Vielleicht sogar noch etwas nervöser. Sergej war mein „Betreuer“. Er ist Russe und ist seit September vor Ort, um zu fliegen. Er hat es vor 10 Jahren innerhalb einer Woche erlernt. Nachdem ich das Geschirr um hatte, er alles vorbereitet hatte, gab er mir genau diese Einweisung:

„So I will count until 3 and then we will run.“ (Ich zähle bis drei und dann rennen wir los). Ich war zu allem Übel auch die Erste von uns (oder war das vielleicht ganz gut so?). Ich hätte natürlich noch tausend Fragen gehabt, aber er ließ sie mich nicht stellen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr man seinen Verstand unterdrücken oder ausschalten muss um in einen Abgrund reinzurennen. Ich wollte noch meine Augen schließen aber dann hatte ich Angst, hinzufallen. Wir streiften noch das Unkraut am Hang und dann flogen wir auch schon. 
Hier mussten wir runter rennen
 

Ich saß in einer Art Hängesitz vor ihm und umklammerte krampfhaft die Gurte vor mir. Nach dem ersten Schock zücke ich gleich meine Kamera und filmte :) Und dann machte ich Fotos. Gefühlt tausend. Und dann genoss ich. Um uns herum weitere Paraglider (zu Höchstzeiten zählte ich 50 vom Boden aus). Links von uns das Bergmassiv (von dem ich leider nur die Spitzen gesehen habe). Rechts von uns die Weite Nepals und unter uns der Berg, der See und die ganze weite Stadt. Über uns leider Greifvögel, die uns in einer Situation zu nahe kamen. Sergej machte komische Laute, um sie zu verscheuchen. Mir blieb das Herz stehen. Szenarien spielten sich in meinem Kopf ab. Zum Glück war das die einzige brenzliche Situation. Vor diesem Moment wollte ich so hoch wie möglich (wir waren bis dahin auf einer Höhe von ca. 1,5 km ü.M.). Danach war mir das dann nicht mehr ganz so wichtig *lach

Ich habe für 25 Minuten bezahlt, Sergej machte 30 draus. Zwischendurch hatte er sich immer nach meinem Befinden erkundigt. Auf den letzten Metern über´m See hat er dann noch diverse Flugmanöver gemacht, die richtig Spaß machten (eine Art Schwerelosigkeit durch diverse Pendel- und Schraubbewegungen). Schließlich kamen wir sicher auf dem Boden an und ich fühlte mich so energievoll wie noch nicht zuvor in Nepal. 




Sergej

So sieht ein gepackter Glider aus

Viele viele bunte Flieger


















Nach diesem Abenteuer sind Tariq und ich dann noch mit seinem Moped zu einer japanischen Pagode gefahren, die ebenfalls auf einem Berg gelegen war. Die Stufen dahin waren hart aber lohnenswert. Von hier hat man einen fast 360 – Grad – Überblick über Pokhara. Am Abend kam Silvia zum Laden. Eine andere Couchsurferin aus Deutschland, die zuvor bei Tariq nächtigte und auf einem Trek war, während ich ankam. Wir verstanden uns sofort auf Anhieb und so wurde es mir auch nicht langweilig, den Rest des Abends bis zur Schließung des Ladens mit ihr zu reden (Tariq musste Kunden betreuen). Zurück in Tariqs Haus gab es dann noch Abendbrot (Reis mit Beilagen). Ich schlug für den nächsten Morgen vor, Eierkuchen zu machen. Damit Tariq mal die deutsche Küche kennenlernt und wir nicht immer Reis essen müssen. Hat prima geklappt :)


Pokhara















Um neun bin ich dann zurück nach Kathmandu (diverse Kopfstöße durch die fehlende Qualität der Straße inbegriffen). Da ich noch ein paar Rupien übrig hatte, habe ich mir noch schnell eine neue Sonnenbrille und Obst gekauft (meine ist ja bereits bei der Ankunft in Kathmandu kaputt gegangen, weil sie mir vom Kopf fiel). Dann zurück zu Ramjee, wo eine Amerikanerin ebenfalls zu Gast war (auch sie hatte bereits bei Ramjee gesurft und wollte ihre letzten Tage vor dem Abflug noch einmal da verbringen). Abendbrot inkl. Reisschnaps (wir wurden dazu genötigt, Liz mag den genauso wenig wie ich). Dann zu Bett gegangen, zwei Mal durch das Nagen der Maus an der Gitarre hinter meinem Bett wach geworden und heut Morgen dann alles gepackt und um 10 war ich am Flughafen von Kathmandu (Ramjee hat mich aufgrund meines Gepäcks mit dem Motorrad gebracht).

Als ich diesen Eintrag verfasste, wartete ich auf das Boarding nach Bhutan. Da ich eine der ersten beim Check-In war, habe ich natürlich einen Platz am Fenster, linke Seite im Flugzeug erhalten. Das ist DER Jackpot, denn ich hatte noch einmal eine der besten Sichten auf das Himalaya-Gebirge.

Ich habe das Ultrabook IdeaPad Yoga 11S, mit dem ich euch immer fleißig informieren kann, übrigens von der Firma Lenovo gestellt bekommen. An Windows 8 musste ich mich erst einmal gewöhnen, aber die Bedienung des Ultrabooks an sich ist sehr einfach da intuitiv. Ich bin voll zufrieden damit und möchte mich an dieser Stelle noch einmal recht herzlich bei Herrn Delfs für das Ausleihen bedanken.

Letzte Alltagsfeststellungen für Nepal
--alle Kinder sind wirklich niedlich und meist auch freundlich und neugierig (Ausnahmen in Bhaktapur)
--die Frauen tragen gern Strümpfe in offenen Schuhen, gern auch farblich hervorstechend (wie Sandaletten, Flip Flops)
--alle einheimischen Frauen haben lange Haare und keinen Pony, tragen die Haare aber so gut wie nie offen
--man putzt nur frühs die Zähne
--mit dem Kopf nach links und rechts wackeln bedeutet ja
--Oberlippenbärte sind bei jungen Männern im Trend


Zusammenfassend für Nepal hier mein Fazit:

+
*die Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen (vor allem auch untereinander)
*die wunderschöne Natur
*günstige Preise
*leckeres Essen
*das Wetter
*viele Menschen sprechen und verstehen Englisch (besonders die jüngere Generation)

-
*die Umweltverschmutzung (Müll, Dreck, Staub, Abgase)
*die Armut
*der Eigennutz/ die Habgier mancher Menschen
*Stromausfälle
*die Beschaffenheit der Straßen

Den nächsten Eintrag gibt es dann aus Bhutan.
Tipp: fleißig in den Wochenspiegel schauen, da werde ich euch auch sehr bald wieder berichten.

Liebste Grüße,

die Weltenbummlerin

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